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1720 - Kommandant der Abruse

Titel: 1720 - Kommandant der Abruse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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aus dem Hintergrund. Er hatte sich mit Dao-Lin-H’ay zu einem parapsychischen Block zusammengeschlossen und versuchte, Cryzz’ Gedankenmuster zu erfassen.
    „Unser vorherrschendstes Problem liegt wohl darin, daß Cryzz keinerlei Emotionen besitzt, aber andererseits auch kein Computer ist. Wir können seinen Zustand nicht deuten, er fühlt sich weder gut noch schlecht, er fühlt sich gar nicht. Ich weiß nicht einmal, ob man das Bewußtsein nennen kann, was er besitzt. Andererseits besitzt er Gedanken, die aber weder auf mathematische noch auf symbolische Weise gedeutet werden können."
    „Leider muß ich Gucky zustimmen", sagte die Kartanin. „Cryzz’ Gedanken geben überhaupt keinen Sinn. Auf der KYSHATT konnten wir noch den einen oder anderen Ablauf erfassen, weswegen wir in ihm auch den >Überläufer< erkannten. Jetzt aber scheint er nicht einmal mehr unsere Anwesenheit wahrzunehmen. Die Trennung von seinem Schiff, möglicherweise auch der Tod der anderen Kommandanten muß einen schweren Schock in ihm bewirkt haben."
    Gucky fuhr fort: „Alles, was wir erkennen können, sind wirre Gedankenmuster, die überhaupt nicht zusammenpassen. Es gibt nicht ein vollendetes Bild oder Symbol, alles verflüchtigt sich so schnell, daß wir keine Zeit haben, es zu erfassen. Wenn wir etwas Sinnvolles herausfinden wollten, werden wir Cryzz sehr lange per Telepathie beobachten müssen; vielleicht wiederholen sich manche Muster nach einer gewissen Zeit."
    „Kannst du wenigstens einen ungefähren Eindruck vermitteln?" bat Myles Kantor.
    „Hm. Ein Schatten, der über eine helle Mauer huscht. Vermummte Gestalten, die sich durch einen Sandsturm bewegen."
    „Geometrische Figuren, die in unmöglichen Winkeln zusammensinken", fügte Dao-Lin hinzu. „Zweidimensionale Figuren, die dreidimensionale Gebilde verschlingen." Sie hob die rechte Hand und fuhr die messerscharfen, tödlichen Krallen aus.
    „Ich bin froh, daß wir das zu zweit machen", sagte Gucky. „Sonst würde ich verrückt werden, glaubt mir."
    „Wenn es zuviel wird, müßt ihr aufhören", sagte der Wissenschaftler.
    Beide lehnten das ab. „Zu zweit schaffen wir’s. Aber wir werden eine Menge Zeit und Geduld brauchen."
    „Wir werden auch weitermachen", versprach Mila. „Gucky und Dao-Lin haben behauptet, das Gehirn säße im Kopf, und ich glaube das inzwischen auch. Die Körperbewegungen werden wohl über eine neuralähnliche Verbindung mit der Flüssigkristallhaut bewirkt; jedenfalls haben wir in der Skelettstruktur außer den analysierten Verbindungen nichts gefunden. Für den Kopf spricht auch euer Erlebnis mit dem Hypersignal, da nur das Gespinst darauf reagierte, der übrige Körper aber nicht. Wir werden uns deshalb auf den Kopf konzentrieren und verschiedene Versuche mit Paunaro starten. Vielleicht können wir auf diese Weise unser Telepathen-Gespann unterstützen."
    „Einverstanden. Wir werden die Gelegenheit ebenfalls nutzen, und von außen her Kontaktversuche unternehmen", sagte Myles.
    Alaska sah Nadja an. „Aber überanstrengt euch nicht", mahnte er. „Ihr seid noch nicht so weit."
    „Wer Asagt, muß auch Bsagen", meinte sie. „Du hast uns auf den Weg gebracht, jetzt gibt es keinen Rückzieher mehr."
    „Alaska, auf der havarierten CADRION sind wir ohne dich ganz gut zurechtgekommen", sagte Mila ein wenig spöttisch. „Hier stehen wir nicht unter Zeitdruck, und wir sind auch nicht in Lebensgefahr."
     
    *
     
    Mila konzentrierte sich erneut, diesmal direkt auf den „Kopf" des abrusischen Kommandanten, der aus nicht mehr als jenem seltsamen Kokon-Gespinst aus festen und flüssigen Kristallstrukturen zu bestehen schien.
    So schien es zumindest anfangs. Doch plötzlich huschte ein triumphierender Ausdruck über Milas Gesicht. Endlich war sie fündig geworden. Knapp hinter der äußeren Kokonmasse verdichteten sich die Kristallstrukturen zu einer in sich selbst stabilen, starren Form. Auch wenn Nadja nicht in der Lage war, die Zusammensetzungen zu erkennen oder etwas Bekanntes zu ergründen, waren beide Schwestern sicher, daß es sich hier um das Gehirn handelte, denn diese fest Struktur fand sich nirgends sonst im Körper.
    Es gab noch etwas anderes.
    Fast in der Mitte des Gespinstes, wie im Zentrum eines Spinnennetzes und von einem starren Geflecht geschützt, hing - in eine Vielzahl von Strängen verzweigt - ein kristallines Gebilde.
    Der Anblick war so atemberaubend, daß Mila fast aufgeschrien hätte, und für einen Moment trübte sich ihre

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