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1720 - Kommandant der Abruse

Titel: 1720 - Kommandant der Abruse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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betrachtete sie ihn nur von außen. Cryzz hatte sich im Verlauf der Nacht wieder bewegt und sich dann auf einen Stuhl gesetzt. Er saß völlig kerzengerade, als sei er mit dem Stuhl verwachsen.
    Mila konzentrierte sich langsam. Ihre Sinne stellten sich auf ihre parapsychische Begabung des Struktursehens um, die Umwelt um sie herum versank, sie hörte nicht einmal mehr Geräusche.
    Nach einiger Zeit spürte sie Nadjas empathische Nähe. Die Reise begann.
    Es war nicht das erste Mal, daß sich die Schwestern in das Innere eines abrusischen Kommandanten tasteten, doch sie schalteten die Erinnerung daran völlig ab, um von vornherein Fehlinterpretationen auszuschließen.
    Die Strukturen der Flüssigkristallhaut zu erkennen, war fast unmöglich.
    Die Schlieren zeigten sich nicht nur äußerlich, sondern auch innerlich. Die Molekülketten waren in ständiger Bewegung, die Kristalle schienen in einem geleeartigen Universum auf- und abzuschweben. Mila spürte, daß dort etwas vor sich ging, Reaktionen auf bestimmte Reize; sie konnte aber keine Verbindungsglieder feststellen.
    Sie verließ die Haut und tauchte langsam tiefer ein. Die feste Skelettstruktur war ihr vertrauter, da die Verbindungen deutlich sichtbar, nahezu greifbar erschienen. Manche Kristalle kamen ihr bekannt vor, ähnliche hatte sie bereits bei den Schneeflocken gesichtet. Manches war sogar mit den kristallinen Leitern und energetischen Kernstücken der ayindischen Schiffe vergleichbar. Vor wenigen Wochen war sie zusammen mit ihrer Schwester auf den Grund der CADRION hinabgetaucht, um das Schiff wenigstens so weit zu reparieren, daß ein Rückflug möglich war.
    Mila spürte Nadjas Gedanken; sie hatte dieselben Eindrücke. Also mußte es doch irgendeine Verbindung geben, eine Möglichkeit, mit Cryzz Kontakt aufzunehmen. Bei der CADRION war ihnen das auch gelungen, wenngleich es sehr schwierig gewesen war. Die Frauen bauten ihre Fähigkeiten ständig aus, aber sie besaßen nach wie vor keine hundertprozentige Kontrolle und konnten ihre Leistungskraft nicht völlig ausschöpfen.
    Mila folgte den kristallinen Strukturen; zwischendurch schien es nur energetische Verbindungen zu geben, und sie verlor den Faden. Die Komplexität der Verbindungen war auf diese Weise nicht zu erfassen.
    Glücklicherweise bewegte sich Cryzz im Augenblick nicht, sonst hätten die Verschiebungen nur für weitere Verwirrung gesorgt.
    Nadja, versuch eine lockere Verbindung zusammenzufügen!
    Die Strukturformerin verstand Milas Aufforderung anhand der Bewegungen und der Ausschnitte, auf die sie hinwies. Sie unternahm einen vorsichtigen Versuch.
    Der Erfolg zeigte sich umgehend, er wurde deutlich sichtbar. Nadja hatte sich im rechten Arm des Kommandanten befunden; der Arm ruckte hoch, und der fahlweiße Gleitfilm bildete hektische, bleichgelbe Schlieren über der Stelle. Nadja konnte mitverfolgen, wie die zusammengefügte Stelle wieder aufgebrochen wurde, die heftigen Schwingungen ließen rasch nach, und der ursprüngliche Zustand wurde wiederhergestellt.
    Cryzz’ Arm sank nach unten.
    „Was war denn das?" ließ sich Kantors Stimme vernehmen.
    Mila unterbrach ihre Konzentration. „Das waren wir", sagte sie entschuldigend. „Paunaro, hast du etwas anmessen können?" fragte sie über Funk.
    „Eine sehr kurze, sehr schwache Emission", lautete die Antwort. „Kann fast nicht ausgewertet werden, aber der Weg ist richtig. Mach weiter."
    Nadjas verschleierter Blick klärte sich, als sie eine leichte Berührung an der Schulter spürte.
    „Alles in Ordnung?" fragte eine vertraute Stimme.
    Sie hob den Kopf und lächelte. „Wir fangen doch erst an."
    Alaska nickte. „Mila?"
    „Alles okay, Alaska. Im Augenblick brauchen wir kein Kindermädchen", sagte Mila. Sie wandte den Kopf zu Nadja. „Also weiter."
    Mila setzte ihre Untersuchung dort fort, wo sie abgebrochen worden war. Langsam und behutsam unternahm sie ihre Reise durch Cryzz’ Körper, durchleuchtete Struktur für Struktur. Schließlich machte sie eine Pause; ihr war ein wenig schwindlig durch die ständige Konzentration und das Sehen dieser normalerweise unsichtbaren Bereiche.
    Nadja war auf dem Stuhl zusammengesunken; sie richtete sich auf, gähnte und rieb ihre Schläfen.
    „Wir haben keine umwerfenden Erkenntnisse", berichtete sie Myles Kantor. „Das ganze Gefüge paßt, paßt aber doch nicht zusammen. Es ist ein einziger Widerspruch in sich selbst."
    Mila seufzte. „Wir werden es nie verstehen."
    „Möglich", kam Guckys Stimme

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