1720 - Kommandant der Abruse
er das deutlich gemacht?" fragte Rhodan.
„Zum Teufel noch mal, ja!" rief Mila zornig. Sie war so außer sich, daß sie jede Zurückhaltung verlor. „Sieh ihn dir doch an, wie er dasteht und die Hände ausstreckt! Er kann kaum mehr gehen, so schwach ist er!"
„Einen Moment."
*
Rhodan unterbrach die Verbindung und wandte sich den anderen in der Zentrale zu, während er gleichzeitig die TYRONA anrief. Er schilderte Atlan, Tekener und Tifflor kurz die Lage und bat um Stellungnahmen.
„Offensichtlich benötigt Cryzz doch eine Art Nahrung", sagte der Arkonide. „Vielleicht können wir ihm helfen, indem Paunaro ihn wieder mit Hypersignalen bestrahlt und die Zwillinge versuchen, ihm die verlorene Materie wieder zurückzugeben."
„Laßt die CADRION umkehren", bat Michael Rhodan.
„Möglicherweise braucht er die Strahlung der Todeszone, irgendeine Verbindung zu seinem Schöpfer."
„Vielleicht interpretieren wir alles falsch", wandte Julian Tifflor ein.
„Nein", sagte Perry Rhodan. „Ich bin sicher, daß er um Hilfe bittet.
Aber um welche Hilfe? Was sollen wir für ihn tun?"
„Indem wir umkehren, natürlich", erwiderte Atlan. „Die Frage ist jedoch, ob das wirklich notwendig ist. Cryzz mag sich in einem erbärmlichen Zustand befinden, aber ich bin nicht sicher, ob er nur zu retten ist, wenn wir umkehren."
„Eine Falle?" fragte Ronald Tekener.
Rhodan wandte sich dem vierarmigen, dreieinhalb Meter hohen Koloß zu, der vor kurzem in der Zentrale erschienen war. „Nun, Tolotos", sagte er. „Was schlägst du vor?"
„Ihr werdet euch schon richtig entscheiden", antwortete der Haluter.
„Ich bin jedoch der Ansicht, daß wir umkehren sollten."
Perry Rhodan verschränkte die Arme vor der Brust und starrte grübelnd vor sich hin. „Nein", sagte er schließlich. „Wir werden einen Weg finden, Cryzz zu den Ayindi zu bringen. Ich kann sie nicht enttäuschen! Gehen wir das Risiko ein, ich sehe keine andere Möglichkeit.
Wir sind nicht so weit gekommen und haben so viel riskiert, um dann einfach aufzugeben. Denkt auch an die Beausoleils! Cryzz wird nicht so schnell sterben, bevor wir die Ayindi erreicht haben, und dort gibt es wohl ganz andere Möglichkeiten, ihm zu helfen."
Altan nickte. „Wir sollten das Vertrauen der Ayindi nicht enttäuschen, es steht ohnehin auf schwachen Beinen."
*
Das Team nahm die Entscheidung schweigend hin, nur Gucky konnte sich eine Bemerkung nicht verkneifen: „Du vergißt wohl, daß wir dank Cryzz die KYSHATT überhaupt erst einnehmen konnten. Durch seinen Verrat sind wir ihm verpflichtet."
„Es bleibt dabei", sagte Rhodan.
Mila wandte sich ihrer Schwester zu. „Nadja, wir versuchen, ihn zu heilen."
„Und wir werden versuchen, aus ihm herauszubekommen, wie wir ihm helfen können", bekräftigte Dao-Lin.
Wie stellst du dir das vor? dachte Nadja. Ich habe noch niemals Materie von einem Ort zum anderen transferiert.
„Paunaro, bitte sende die bestimmte Hyperfrequenz", bat Mila. Sie stand mit der Handvoll Staub dicht bei Cryzz. „Versuch’s einfach, Nadja."
Sie richtete ihre Konzentration auf das Struktursehen, und Nadja folgte ihr zögernd. Mila strich den Staub über den Gleitfilm an der Stelle, an der die deutlichsten Brüche lagen.
Nadja sah mit Milas Hilfe die winzigen Kristalle auf der Oberfläche.
Vielleicht konnte sie die Kristalle hineinziehen, es bestand ja eine Verbindung zwischen dem Skelett und der Haut.
Sie richtete ihre Konzentration zunächst auf eine Lücke und versuchte dann einen Weg zu finden, die gelösten Kristallmoleküle einzufügen.
„Kleiner", murmelte sie. „Umformen!"
Sie mußte die Strukturen umformen, damit sie sie durch die Flüssigkristallverbindungen brachte.
Verbindungen auflösen, neu zusammensetzen. Umformen. Ein Beispiel anhand einer Flüssigkristallstruktur nehmen. Einfach nachahmen.
Du hast nichts zu verlieren.
Nadja schloß die Augen und preßte die Lippen zusammen. Langsam umschloß sie mit ihrem Parasinn die Kristalle, löste die ursprüngliche Molekülketten auf und versuchte sie neu zu gruppieren.
Sie entglitten ihr.
Sie versuchte es erneut.
Sie entglitten wieder.
Ein Teil des Staubs löste sich fast gänzlich zu winzigen Teilchen auf, die von der Luft davongetragen wurden.
Ganz ruhig! Nicht aufgeben! Du schaffst es. Nichts erzwingen. Vor allem nichts erzwingen. Stell’s dir vor, dann geschieht es von ganz von allein.
Ein Zittern durchlief Nadjas Körper, dann entspannte sie sich.
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