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1720 - Kommandant der Abruse

Titel: 1720 - Kommandant der Abruse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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eine Richtung, die schließlich eine Entscheidung gefordert hätte."
    Sie unterbrach sich einen Moment und spielte mit einem zierlichen goldenen Armband, das sie am linken Handgelenk trug. „Das hat er mir geschenkt", sagte sie und lächelte ein wenig verlegen. „Ich will gar nicht wissen, wo er das her hat. Jedenfalls, das war für mich der Anlaß, mich mit ihm zu unterhalten."
    Sie machte erneut eine Pause und sah ihre Schwester an. „Es ist mir sehr schwergefallen", gestand sie leise. „Ich bin die ganze Zeit über solchen Szenen ausgewichen. Ich habe aber eingesehen, daß es keinen Sinn hat, immer davonzulaufen und zu glauben, es würde sich dann von selbst geben. Damit verletzt man Menschen, nicht wahr?"
    Nadja nickte stumm.
    „Ich glaube, wir haben früher - nein, das ist vorbei. Das spielt heute keine Rolle mehr. Tatsache ist, Nadja, daß ich Joseph inzwischen sehr gern habe. Ich wollte das nicht, aber er ist hartnäckig und geduldig, und ich bemerkte, wie ich mich immer mehr zu ihm hingezogen fühlte."
    Mila seufzte. Nadja schwieg weiterhin, beobachtete ihre Schwester nur aufmerksam.
    „Ich bin noch nicht so weit", fuhr Mila fort. „Ich schob es zuerst auf die Tatsache, daß Joseph sterblich ist und ich nicht. Das ist natürlich Unsinn.
    Wir hätten hundertzwanzig Jahre Partnerschaft vor uns, und das ist eine unglaublich lange Zeit. In Wirklichkeit kann ich mir im Augenblick nicht vorstellen, daß überhaupt eine Partnerschaft so lange halten könnte. Und selbst wenn... es ist eine lange Zeit. Wenn ich einmal so lange gelebt habe wie Gucky, dann bedeutet mir dieser Zeitraum vielleicht nichts mehr. Zum jetzigen Zeitpunkt ist das anders. Also ist das kein Hinderungsgrund, nur eine Ausrede." Sie holte Luft, bevor sie weitersprach: „Tatsache ist, daß ich mich noch nicht bereit dafür fühle. Ich muß lernen, damit zu leben, eine Mutantin, unsterblich und vor allem deswegen anders als andere zu sein. Ich entwickle Gefühle, die ich auskosten will.
    Da ist... da ist einfach nicht genug Platz für eine richtige Beziehung zu einem Mann. Ich fühle mich zu unsicher, und ich möchte Joseph später nicht weh tun. Dafür habe ich ihn zu gern."
    „Was hat er gesagt?" fragte Nadja.
    „Er hat es verstanden", antwortete Mila. „Natürlich... war es schwer für ihn. Für mich auch. Und er meinte, daß unsere Freundschaft trotzdem bestehen bleiben würde. Er hat wohl auch den Hintergedanken dabei, daß ich eines Tages doch schwach werde. Er bat mich trotzdem noch um etwas, und ich habe... wir haben..." Sie winkte ab.
    „Es fällt mir bereits jetzt schwer, konsequent zu bleiben", fügte sie hinzu. „Denn ich frage mich, ob ich mit dieser Entscheidung das richtige getan habe."
    „Du hast das richtige getan", versicherte Nadja. „Zumindest für diesen Augenblick. Wenn wir später irgendwann alle gesund und munter sein sollten für die Rückreise zur Milchstraße, haben wir drei Jahre Zeit, uns über unsere Gefühle klarzuwerden."
    „Du sagst wir", sagte Mila; eine leise Aufforderung schwang in ihrer Stimme mit.
    Nadja nickte. Seit Stunden war sie hier gesessen und hatte darüber nachgedacht, wie sie Mila die vergangenen Wochen erklären sollte. Sie hatte Angst vor einem Streit gehabt, der möglicherweise nie mehr zu kitten war. Und jetzt war plötzlich alles so leicht.
    „Ich liebe Alaska, und Alaska liebt mich", erklärte sie ohne Umschweife.
    Mila lächelte. „Ich weiß", sagte sie sanft.
    Nadjas Augen weiteten sich. „Wie?" hauchte sie.
    „Ich traf vorhin Gucky, und er machte eine völlig harmlose Bemerkung über uns drei. Aber mir fiel es wie Schuppen von den Augen. Ich war vor der Begegnung mit Gucky schon auf dem Weg zu dir gewesen, weil ich das Gefühl hatte, du würdest mich brauchen. Mir war klar, es handelte sich um das, was seit einiger Zeit zwischen uns steht. Wir haben uns voreinander verschlossen und unsere Gefühle ausgesperrt, das mentale Band nahezu gänzlich lahmgelegt. Das funktioniert nur, weil wir beide es taten. Ich denke, ich verstehe jetzt."
    Nadja lehnte den Kopf zurück. „Verzeih mir, Mila", bat sie.
    Ihre Schwester beugte sich nach vorn und tastete nach ihrer Hand. „Bitte, Nadja", sagte sie leise. „Ich bin nicht mehr so, wie ich war. Hattest du denn Angst, ich könnte es nicht verstehen?"
    „Das ist unwichtig", entgegnete Nadja. „Ich habe es beendet."
    „O nein, Schwester!"
    Nadja sah sie an, sie war jetzt ganz ruhig. „Aus denselben Gründen wie du, Mila. Ich bin selbst

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