1721 - Verschwunden in der Höllengruft
das wird Ihr Freund Sinclair inzwischen erfahren haben.«
»Und warum musste Ellen Cooper sterben?«
»Sicherheitshalber. Ihr Mann ist uns entkommen. Er wollte unbedingt noch mal nach Hause und Abschied nehmen. Konnte ich wissen, was er seiner Frau alles erzählt hat? Er war eine schwache Person, beide waren schwach, aber das ist jetzt vorbei.«
»Und wo befindet sich die Höllengruft? Wer bewohnt sie, wenn sie kein normales Grab ist?«
Ruben Goya bekam große Augen. »Die wahre Macht«, erklärte er flüsternd. »Ja, so ist das. Es lebt dort die wahre Macht, die es schon seit Urzeiten gibt. So wie mich.«
»Aha …«
»Ich lebe dort auch. Ich lebe hier und dort.« Er fing an zu kichern und schlug schnell seine Hand gegen die Lippen.
Jane Collins und Suko wussten nicht, was sie dazu sagen sollten. Sie schauten sich nur an, beide hoben die Schultern, aber keiner von ihnen schüttelte den Kopf.
»Könnte das stimmen?«, flüsterte Jane.
»Keine Ahnung.«
Jane Collins lächelte kantig. »Es ist alles möglich auf dieser Welt. Das haben wir oft genug erlebt.« Sie senkte den Blick. »Gibt es da nicht irgendwelche Kreaturen, gegen die ihr schon des Öfteren gekämpft habt?«
Suko nickte. »Ja, die Kreaturen der Finsternis.«
»Die meinte ich.«
Suko nickte. Er gab keine Antwort und schaute sich Ruben Goya an. Der kam sich vor wie der große Macher. Er lachte. Er hockte auf seinem Stuhl und schob sich dabei von einer Seite zur anderen. In seinen Augen stand der Glanz des Siegers.
»Bist du eine Kreatur der Finsternis?«, fragte Suko direkt.
Ruben Goya breitete die Arme aus. Er gab den Sieger und nickte, bevor er sagte: »Ja, das bin ich.«
»Gut, dann wissen wir Bescheid.«
»Tatsächlich?«
»Ja, denn die Kreaturen der Finsternis gehören zu unseren besonderen Freunden. Sie stehen schon lange auf unserer Liste, und wenn du dazugehörst, umso besser.«
»Das freut mich.« Er lachte erneut und schob seinen Stuhl näher an den Schreibtisch heran. »Wir haben uns wunderbar angepasst«, sagte er mit leiser Stimme. »Schaut mich an. Wer bin ich denn? Ein Monster? Nein, ich sehe aus wie ein Mensch und …«
Suko ließ ihn nicht ausreden. »Die Kreaturen der Finsternis haben noch eine zweite Seite, das weiß ich.«
»Bitte, ich höre.«
»Sie sind zweigeteilt. Einmal sehen sie aus wie ein Mensch, zum anderen besitzen sie ihre wahre Gestalt, und das sind in der Regel die schrecklichsten Monster.«
»Das weiß ich.«
»Und wie ist es bei dir? Wie sieht deine zweite, deine wahre Gestalt aus?«
»Die gibt es, und die gibt es nicht!«
Mit dieser Antwort konnten Jane und Suko nichts anfangen. Sie ahnten allerdings, dass sie der Wahrheit nahe kam. Hier war sowieso vieles anders als normal.
»Kannst du das erklären?«, fragte Jane.
»Gern. Es gibt mich eben zweimal. So einfach ist das. Ich lebe hier und in der Höllengruft.«
»Als anderes Wesen?«
»Ja, Lady.« Er kicherte wieder. »Aber als ein Wesen, das so aussieht wie ich. Auch unter uns gibt es Anomalien, denn in der Höllengruft und in seiner alten Gestalt lebt mein zweites Ich, mein Zwilling …«
***
Ja, er kam. Er sah nicht mehr schleimig aus. Er wirkte wie der Kerl in seinem Büro. Er und Ruben Goya schienen ein- und dieselbe Person zu sein. Nein, das schienen sie nicht nur, das waren sie auch. Sie erinnerten mich an Zwillinge.
Ich wusste nicht, ob die Urgestalt sprechen konnte, versuchte aber trotzdem, sie anzusprechen.
»Wer bist du? Hast du einen Namen? Kannst du mit Ruben Goya etwas anfangen?«
Er gab mir keine Antwort und ging einfach nur weiter. Ich hatte mir noch keinen Plan durch den Kopf gehen lassen und tat dies auch jetzt nicht.
Er ging vor, ich wich zurück, wobei wir uns der Treppe näherten.
Sie war ein perfekter Fluchtweg aus der Höllengruft, wenn oben die Klappe nicht verschlossen gewesen wäre. Das aber war sie leider.
Ich dachte an mein Kreuz, das noch vor meiner Brust hing. Normalerweise hätte es eine derartige Gestalt aufgehalten. Simon Cooper hatte es sogar zerstört, aber diese Gestalt schien keine Furcht vor meinem Talisman zu haben, und das wunderte mich.
Es konnte auch sein, dass das Kreuz und die Kreatur noch zu weit voneinander entfernt waren. Das musste sich bald ändern, es kam nur auf den Zeitpunkt an.
Dann war die Treppe erreicht.
Ich hielt an.
Hier war es nicht mehr so hell wie an der Schachtöffnung, aber die Gestalt war noch gut zu erkennen. Sie sah auch nicht mehr schleimig aus und bildete jetzt
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