172,3 (German Edition)
meinst du haben die Bullen heute den ganzen Tag gemacht? Fahrzeugkommunikation, hä?«
Es raschelte im Dunkeln und ein Tier stieß zwei hohe Laute aus. Alexander zuckte zusammen, Dennis funkelte ihn wütend an, ignorierte die Geräusche aus dem Dickicht.
»Er hat Sascha auf dem Gewissen. Der ist total durchgeknallt, der Fettsack. Hätte ich ihm nicht zugetraut, aber so ist es nun mal. Und nun tun wir eben, was wir tun müssen, Alex. Für Sascha … für uns«, flüsterte Dennis eindringlich und seine Worte zeigten Wirkung. Alex nickte und sah zu den Lichtern der Häuser.
»Sie werden da sein?«
»Hat sie auf Facebook gepostet.«
Alexander schüttelte den Kopf und schluchzte plötzlich.
»Ich kann das nicht, Dennis«, gestand er sich ein und zog Rotz in seiner Nase hoch.
»Es reicht, dass du mitkommst. Erst machen wir ihn fertig, dann haben wir sie. Den Rest erledige ich«, machte Dennis seinem Kumpel Mut und klopfte an die Seite seines Rucksacks, in dem sich unter anderem eine Gartenschere und eine Frischhaltebox befanden.
»Los, weiter!«
Dennis stieß Alex an und sie setzten sich wieder in Bewegung.
»Da war was!«, keuchte Alex erschrocken und leuchtete auf eine Baumreihe vor ihnen.
»Hier ist ständig was. Das ist ein Wald, Junge!«, stellte Dennis fest und schritt weiter auf die Bäume zu, während Alex verharrte und den schmalen Streifen ausleuchtete.
»Da! Dennis! Da!«
Alex fixierte den Lichtstrahl auf einen Punkt und Dennis, der sich reaktionsschnell dorthin wandte, hatte ebenfalls eine Bewegung ausgemacht.
»Scheiße!«, fluchte er.
Beide sahen sich an, Alexander hoffte ihr ganzes Vorhaben würde nun abgesagt werden.
»Bestimmt ein Wildschwein. Von der Höhe her und so«, erklärte Dennis das Gesehene und schritt langsam und vorsichtig voran.
Alex überlegte, ob er Dennis nicht doch zur Umkehr überzeugen konnte, verwarf den Gedanken und folgte ihm, ohne den Lichtkegel zu verwackeln.
»Da ist es immer noch«, flüsterte Dennis, der dort hin spähte.
»Was ist denn das dahinter?«, fragte Alex, der etwas Dunkles dahinter wahrnahm. Beide überlegten.
»Sieht aus, wie ein See oder ein Wasserloch«, bemerkte Dennis. »Komm, wir müssen da eh dran vorbei«, forderte er Alex auf und bedeutete per Handzeichen, ihm zu folgen. Nach ein paar Schritten knackte es einige Meter daneben im Unterholz. Sofort fuhr Alex mit seiner Taschenlampe herum.
»Was war das?«, fragte er und sein Herzschlag gewöhnte sich langsam daran, in einer hohen Frequenz zu pochen.
»Keine Ahnung. Aber da vorne liegt was«, sagte Dennis und zeigte mit dem Finger auf eine Stelle am Ufer. Schwarz und still lag das moorige Brackwasser im Kontrast zu den schneebedeckten, verdorrten Gräsern vor ihnen. Es gluckerte leise, wenn Gase gelegentlich an die Wasseroberfläche stiegen.
»Wo?«, fragte Alex, der nichts erkennen konnte.
»Da.«
Dennis bemühte sich noch genauer auf die vermeintliche Stelle zu zeigen, wo sie auch die Bewegung wahrgenommen hatten.
»Was ist denn das?«
Alex konnte es auch erkennen.
»Ich weiß nicht, sieht aus wie …«
Langsam ging Dennis näher heran. Es lag vielleicht drei, vier Meter vor ihnen auf den gefrorenen, schneebedeckten Halmen. Exponiert, als hätte es jemand dort abgelegt.
»Das könnten …«, rätselte Alex, dem seine analytischen Fähigkeiten nicht zur Hilfe kamen.
»Es sind Finger!«, schrie Dennis auf. »Saschas Finger«, ergänzte er flüsternd, denn derjenige, der die Finger hier abgelegt hatte, konnte ganz in ihrer Nähe sein.
*
Viktor ließ sich heißes Wasser in die Badewanne ein und legte das Telefon auf eines der Handtücher, die er sich zum Abtrocknen bereit gelegt hatte – falls Larissa sich meldete. In Shorts bekleidet öffnete er die Tür einen Spalt und lauschte. Nur der Fernseher aus Danielas Zimmer war zu hören. Die Beiden hatten mit dem zweiten Film begonnen und Viktor ahnte, dass er unter Beobachtung stand. Sobald er die Tür schloss, würden sie mit dem Knutschen beginnen. Weiteres wollte er sich gar nicht vorstellen. (Nicht so prüde, Dicker, du hast doch auch bei deiner Frau gewichst, oder?)
Mit einem Zucken vertrieb er diese innere Stimme, die immer häufiger ertönte und zynische Kommentare abließ. Er überlegte, ob er sich jetzt am Abend noch wiegen sollte, entschied sich aber dagegen. Es war ihm wichtiger, beim Abnehmen Routinen einzuschleifen. Mit dieser Strategie war er bisher ganz gut gefahren. Im Badezimmerschrank holte er sich eine Nagelschere, legte ein Handtuch auf den
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