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172,3 (German Edition)

172,3 (German Edition)

Titel: 172,3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vincent Voss
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Schnappatmung verfiel und die Augen aufriss. »Reiß dich zusammen! Der Fettsack will uns fertig machen!«, knurrte er und griff Alex am Handgelenk.
»Und wenn es nicht der Vogel ist?«, fragte Alex mit zittriger Stimme und überraschte Dennis damit.
Perplex sah dieser seinen Kumpel an. »Was meinst du damit?«
»Wenn es was anderes ist?«
Dennis konnte mit der Frage nichts anfangen, wandte sich ab und beobachtete den See.
»Wer soll es sonst sein?«, fragte Dennis beiläufig. Für ihn war das Thema abgehakt und er widmete sich der Frage, ob sein Lehrer tatsächlich den Hinterhalt mit einem Boot begangen hatte. Anscheinend wusste Vogel, dass sie seiner Tochter auflauern wollten. Wahrscheinlich überwachte er das Gebiet. Alleine? Oder gab es Komplizen? Wussten die Komplizen von dem Mord an Sascha?
Das Plätschern näherte sich. Dennis und Alex kniffen die Augen zusammen, um besser sehen zu können. Aus der Ferne bellte ein Hund. Ansonsten hörten sie lediglich das leise Knistern des fallenden Schnees.
»Da! Da ist etwas!«, bemühte sich Alex zu flüstern und zeigte auf die dunkle Wasseroberfläche am Rande des Lichtscheins. Dennis konnte nichts erkennen, konzentrierte sich.
»Da, sieh doch! Da treibt was im Wasser.«
Dennis sah einen dunklen Schemen, der auf dem Wasser trieb.
»Meinst du da?«, vergewisserte er sich leise.
»Ja, genau da«, flüsterte Alex. »Was ist das?«
Dennis zuckte mit den Schultern, er hatte keine Ahnung.
»Sieht wie ein Bündel aus«, vermutete er.
Langsam trieb es näher heran. Es konnte tatsächlich ein Bündel oder Sack sein, vielleicht auch ein größeres Stück Holz oder ein Tierkadaver. Ölig glänzend trieb es unförmig im Brackwasser. In zwei Metern Entfernung geriet es offenbar in eine Unterströmung und driftete langsam am Ufer entlang.
»Was jetzt?«, fragte Alex.
Dennis überlegte. Der Fettsack konnte es ihnen als Falle oder Botschaft geschickt haben. Genau, wie er die Finger hier hinterlegt hatte.
»Wir müssen es heraus holen«, entschied er und leuchtete eine Stelle aus, an der einige Bäume beisammen standen. Er suchte nach einem Stock mit dem er das Bündel ans Ufer ziehen konnte.
»Dennis?«, fragte Alex ängstlich.
Dennis ging zu einer Baumgruppe, wo er einen morschen, längeren Ast vom Boden hatte aufragen sehen.
»Psst, warte … bleib kurz da.«
Er fand zwei stabile Stöcke von ausreichender Länge, klemmte sie sich unter den Arm und ging zurück zu Alex. Der grinste glücklich und warf einen Blick auf das treibende Ding, welches er nun wieder im Licht sehen konnte.
»Hier.« Dennis reichte ihm einen Ast. »Jetzt lass uns versuchen, das Teil aus dem Wasser zu holen.«
Alex ging mit seinem Ast in die Hocke. Dennis stellte sich neben ihn und versuchte mit dem Stock das Etwas zu berühren. Zeitgleich stießen sie es an, versuchten es in ihre Richtung zu drücken, verharrten und sahen sich erschrocken an.
»Das … das ist irgendwas Totes«, stammelte Alex fassungslos.
*
Er legte sich den mit heißem Wasser vollgesogenen Waschlappen auf sein Gesicht und stöhnte. Gerade eben waren ihm ziemlich eindeutige Beweise für die Existenz von Dämonen präsentiert worden. Ziemlich eindeutige Beweise. Ziemlich – aber nicht völlig. Und schon nagten wieder die ersten Zweifel an ihm.
Er bemerkte, dass sich seine Furcht verlagerte. Nicht der Dämon bereitete ihm Sorgen, sondern Dennis. Wie er im Schulflur vor seinen Augen einen Anfall bekam und von einem Gemüt ins nächste umschlug. Wie er kreischte und aggressiv wurde. Dennis war ein brodelnder Vulkan. Intelligent – keine Frage – aber unberechenbar. Und das machte ihn gefährlich.
Viktor nahm den Lappen vom Gesicht und ließ ihn aus einer Armlänge ins Wasser fallen. Alexander war nur ein Mitläufer. Dadurch auch gefährlich, aber es gingen keine aktiven Impulse von ihm aus, keine Planungen. Die kamen von Dennis. Auf den Gedanken musste man erst mal kommen, dem Lehrer Fotos von der Tochter zu zeigen und dann zu drohen. Viktor schüttelte ungläubig den Kopf und kalte Wut breitete sich in ihm aus. Dieses Arschloch! Was glaubte der eigentlich, wer er war? Beruf Sohn. Den alten Neumann mochte er auch nicht; sein Auftreten, sein Gehabe, seine Angeberei. Es wunderte Viktor nicht, dass Dennis so verzogen, egoistisch und machtorientiert war. Und vor allem völlig skrupellos. Ja, der Junge stellte eine präsente Gefahr dar, nicht der Dämon.
Beiläufig wrang er den Lappen aus. Bei jeglicher Furcht, die er gehabt hatte: der Dämon war

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