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172,3 (German Edition)

172,3 (German Edition)

Titel: 172,3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vincent Voss
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mit Computern auf Kriegsfuß stand. Er konnte sie bedienen, sich mit ihnen arrangieren, aber Viktor glaubte, dass Transpondersoftware ihn überfordern würde.
»Mal reinlesen«, antwortete Kellermann knapp.
Viktor nickte. »Ich wollte dir noch schöne Feiertage wünschen. Hubertus hat mir gesagt, dass du hier bist.«
»Wir haben uns doch schon verabschiedet«, bemerkte Kellermann knurrig.
»Doppelt hält besser. Sag mal, weißt du, wo Kirschstein hin ist?«
Kellermann schlug sich mit der flachen Hand auf die Stirn.
»Mann, das hätte ich fast vergessen, Viktor. Der eine Kommissar, Bräunle oder so, der hat vorhin nach dir gefragt.«
»Ja? Was wollte er denn?«
»Das hat er nicht gesagt. Der war mit den Technikern am Automaten zugange, und als er mich gesehen hat, ist er rüber gekommen und hat nach dir gefragt. Ob du kommst und wann du kommst. Dann hat er ’ne Nachricht bekommen und ist schnell abgehauen.«
Viktor vermutete, dass sie die DVD gesichtet haben und ihn dazu befragen wollten. Das konnte auch erklären, warum Kirschstein nicht da war. Wenn sie den Film gesehen hatten, würden sie ihm eine Menge unangenehmer Fragen stellen. Viktor blieb gelassen.
»Na, sie werden sich melden, wenn es wichtig ist.«
Er stand auf.
»Mach´s gut und komm gut rein, ja. Grüß deine Frau von mir.«
»Ja, du auch.«
Viktor knöpfte sich im Gehen den Mantel zu.
»Viktor?«
Er drehte sich um. »Hmm?«
»Pass auf dich auf, ja?«
»Klar!«, antwortete er überzeugt und fragte sich auf dem Weg zum Wagen, ob er je eine solche Regung von Kellermann erlebt hatte. Er glaubte nicht, aber die Frage, warum Kellermann ihn zur Vorsicht mahnte, konnte er sich nicht beantworten. Warum auch, er fühlte sich, als könne er Bäume ausreißen.
*
Er rief Larissa an und hörte nur ihre Stimme auf der Mailbox.
»Verdammt, blöde Kuh!«, schimpfte er, während er einparkte. Er stieg aus und sofort quälte ihn der eisige Wind, sodass er, den Mantelkragen zuhaltend, über den Parkplatz zu dem Weight Watchers-Gebäude eilte.
»Vorsicht! Der Boden ist rutschig«, wurde er von Carina empfangen. Schmelzender Schnee bedeckte die ersten Fliesen im Eingangsbereich. Viktor trat sich die Schuhe ab und stellte sich hinter Carina.
»Danke.«
»Warum sind denn heute so wenige da?«, fragte er, nachdem er in den Saal geschaut hatte. Dort saßen nur eine Handvoll Teilnehmerinnen.
»Das ist immer so im Mittwochskurs. Da sind nur sehr wenige da. Und dann noch Weihnachten, da wollen oder können viele nicht mehr.«
Viktor nickte.
»Carina, du bist dran«, forderte Gabi sie auf, sich zu wiegen.

*
Die Stunde verlief sehr harmonisch. Sie hatten einige Rezeptideen zu Weihnachtsgerichten ausgetauscht und vor allem Ideen, bei welchen Beilagen und Zubereitungsmethoden sich Punkte sparen ließen. Zum Abschluss bekamen die erfolgreichen Teilnehmer von Gabi ihre Sterne und Viktor wurde in dieser Woche gleich mit zwei Sternen bedacht.
»Viktor, ich freue mich wirklich, wie du das machst. Mit welcher Geduld, mit welcher Disziplin.«
Gabi reichte ihm einen Stern.
»Gerade für einen Mann. Meistens brechen Männer nämlich nach einiger Zeit ein und es dauert lange, ehe sie zurückkehren. Aber …« Sie blickte alle anderen Teilnehmerinnen an. »Viktor hat in einem halben Jahr etwas über zwanzig Kilo abgenommen.«
Ein Raunen ging durch die Gruppe, das Wort Zwanzig wurde ungläubig wiederholt. Gabi nickte und Viktor, dem es sonst immer unangenehm war, erwähnt zu werden, genoss heute seinen Erfolg.
»Zwanzig Kilo, das nenne ich Erfolg. Viele würden für so einen Gewichtsverlust einen Pakt mit dem Teufel abschließen.«
Sie stand vor Viktor und klatschte. Die anderen Teilnehmerinnen folgten ihrem Beispiel, applaudierten, lächelten und nickten ihm zu. Aber das nahm Viktor gar nicht wahr. Der letzte Satz hatte ihn wie ein Schlag ins Gesicht getroffen. Viele würden für so einen Gewichtsverlust einen Pakt mit dem Teufel abschließen. Zerstreut und nachdenklich begab er sich auf den Heimweg.
*
Larissa war da, ihr Wagen stand an der Straße. Viktor wurde aus seinen Gedanken gerissen und sammelte sich, bevor er ausstieg. Was sollte er ihr sagen? Er war wütend und beleidigt. Das war keine gute Voraussetzung für ein Gespräch zwischen Tür und Angel, denn er wusste, Larissa würde gleich zur Arbeit fahren müssen. Sie hatte Spätdienst. Er wollte die Tür aufschließen, aber Larissa öffnete ihm von innen. Sie hatte schon ihre Jacke an und war auf dem Weg nach draußen.
»Hallo«, knurrte

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