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172,3 (German Edition)

172,3 (German Edition)

Titel: 172,3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vincent Voss
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Stationsleitung, zu ihr und zog sie am Arm mit sich. Schnellen Schrittes durchquerten sie den Aufenthaltsraum, in dem gerade zu Abend gegessen wurde, gelangten in den Flur, von welchem eine Tür zur Küche und eine in das Treppenhaus nach außen führten. Frau Jochensen stand lethargisch vor der Tür.
»Ich will raus«, brummte sie.
»Es geht jetzt nicht mehr raus, Frau Jochensen. Gehen sie Essen oder auf Ihr Zimmer«, sagte Astrid, schloss die Tür zur Küche auf, ließ Larissa hinein und schloss die Tür hinter sich wieder ab. Von der Küche ging eine Tür zur Personalküche ab und dort setzten sich die beiden Frauen an einen Tisch und gossen sich Kaffee ein – Larissas dritter Kaffee.
»Kannst du mir verraten, was heute los ist?«, wollte Astrid wissen und kaute an einem Fingernagel.
Larissa schüttelte den Kopf. »Nein, wirklich nicht. Erika meinte, es würde an Weihnachten liegen. Dem stimme ich zu, aber so schlimm habe ich sie schon lange nicht mehr erlebt.« Sie dachte nach. »Das letzte Mal … als Herr Timm seinen Anfall hatte. Warst du eigentlich dabei?«
Astrid nickte und beide erinnerten sich schweigend an den psychotischen Tourette-Patienten, der immer Marielle Matthieu hörte und in hoher Falsett-Stimme mitsang.
»Ja, Herr Timm ist heute auch gut drauf, oder? Hoffentlich wird das nicht so wie damals«, sagte Larissa.
»Mhh.«
Astrid legte ihr Kinn in die Handfläche und stütze sich auf den Ellenbogen. Impulsiv schrak sie hoch und schlug in die Luft. Larissa wich erschrocken zurück.
»Haben wir irgendwo Obst oder Gemüse herumliegen lassen?«, fragte Astrid.
Larissa verstand die Frage nicht.
»Wieso?«
»Weil hier alles voller Fliegen ist. Mitten im Winter.«
Wieder fuchtelte Astrid in der Luft herum. Jetzt sah Larissa ebenfalls einen kleinen fliegenden Punkt. Die Tür wurde aufgestoßen. Kai, ihr Kollege, schaute hinein.
»Ihr müsst dringend kommen! Herr Timm fängt an, sich zu schlagen!“«
Larissa und Astrid sahen sich an, als hätten sie in eine Zitrone gebissen und sprangen auf.
*
Viktor drückte die Tür ganz auf. Sie gab ein ekliges Knarren von sich. Mit ausgestrecktem Arm leuchtete er mit seinem Handy hinein. Es war, als würde er mit Scheinwerferlicht durch dichten Nebel fahren. Und wirkte, als wäre der Nebel in dem Raum gefangen, denn kein Schwaden oder Fetzen kroch durch die offene Tür nach draußen.
Was ist das? , fragte sich Viktor. Die Handy-Taschenlampe erlosch und er aktivierte sie erneut. Es roch nach dem Zeug, mit dem Beate ihn bespuckt hatte. Es roch nach angesengten Haaren, nach verbranntem Fleisch, und ein feiner Hauch Rosenduft reihte sich unauffällig ein. Viktor rümpfte die Nase und trat einen Schritt vor, sodass er halb draußen und halb drinnen stand. Der Geruch wurde unerträglich, er hielt sich eine Hand vor Mund und Nase und drehte im Reflex den Kopf zur Seite. Im fahlen, bläulichen Licht des Handydisplays tastete er sich Schritt für Schritt, ganz seiner Erinnerung vertrauend, voran. Seine Atemzüge rationierte er, und wenn, dann atmete er durch den Ärmel seiner Jacke, den er vor seine Nase presste. Er erreichte die Tischplatte und im Lichtschein wirkte das Diorama, wie die apokalyptische Nachlassenschaft eines Atomkriegs. Aus dem dichten Rauch ragten undefinierbare Objekte in den blauen, sterilen Lichtschein. Wo lag bloß die Quelle dieses Rauches? Es musste doch gebrannt haben, aber warum fand er nichts Verbranntes? Der Tisch sah intakt aus. Viktor ging so nah an ihn heran, dass er ihn mit den Oberschenkeln berührte, und schob sich dann Schritt für Schritt seitlich an ihm herum. Vielleicht ein Kabelbrand der Beleuchtung des Aquariums, ausgelöst durch einen Kurzschluss und dann hatte es eine exotherme Verpuffung gegeben? Er hielt kurz inne und versuchte, den Geruch von Gas zu erkennen. Kein Gas. Wieder ging das Licht aus. Er tastete sich etwas weiter vor, verschnaufte dann im Dunkeln und aktivierte erneut die Taschenlampe seines Handys. Hier irgendwo hatte Beate die kleine Tischleuchte stehen. Er beugte sich vor und ließ sein Handy wie einen Helikopter über den Tisch gleiten. Mit der Schulter stieß er an etwas. Beates Stuhl. Er zog ihn heran und leuchtete mitten in das Gesicht eines völlig verkohlten Leichnams, der auf dem Stuhl saß.
*
David bremste ohne Vorwarnung ab, sprang vom Fahrrad und stürzte in den Wald.
»Warte kurz, ich halt ´s nicht mehr aus.«
Daniela stellte sich neben sein Rad und entdeckte die absolute Dunkelheit und die Stille darin. In

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