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1724 - Die Heilige der Hölle

1724 - Die Heilige der Hölle

Titel: 1724 - Die Heilige der Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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sie davon?«
    »Aus alten Chroniken.«
    »Die gab es also?«
    Gerold hob die Schultern. »Ich habe sie nie gesehen, aber sie müssen existieren. Der Abt hielt sie versteckt. Er bekam sie immer von seinem Vorgänger.«
    »Jetzt ist der Abt tot. Kannst du mir sagen, wer von den Mönchen es gewesen ist?«
    »Der Erste.«
    »Der hing?«
    »Ja, das habe ich erkannt. Und wenn du mich nach den Chroniken fragst, kann ich dir keine Antwort geben.«
    »Schon gut«, Godwin lächelte, »ich kann mir schon denken, um was es darin ging. Eine Frau in einem Mönchskloster, das war schon etwas Ungeheuerliches.« Godwin schaute in die Runde. »Hinzu kam, dass diese Person eine bestimmte Heilige war. Eine Heilige der Hölle, eine Braut des Teufels. Nur hat sie darüber nicht gesprochen, kann ich mir denken.«
    »Und doch ist es herausgekommen«, fügte ich hinzu. »Wobei du noch eine wichtige Rolle gespielt hast.«
    »Richtig. Ich habe sie sogar beschützen wollen, es aber nicht geschafft. Wer weiß, wie mein Leben verlaufen wäre, wenn es mir gelungen wäre.« Er winkte ab. »Egal …«
    Nach diesem Bekenntnis herrschte Schweigen am Tisch. Zudem wurde dem Pater seine kleine Mahlzeit serviert, auf die er sich so gefreut hatte.
    Wir alle wünschten ihm einen guten Hunger und wirkten irgendwie wie eine normale Wandergruppe, die sich entschlossen hatte, eine Pause einzulegen.
    Allerdings ging es bei uns nicht so lebhaft oder lustig zu. Dafür war nicht die Zeit, und dafür sorgte auch unser Schützling Sarah Winter, die den Kopf gesenkt hielt und auf die hellbraune Tischplatte starrte. Ihr Glas war noch voll, und es sah nicht so aus, als wollte sie es leeren.
    Ich warf Suko einen Blick zu, den er verstand. Er beugte sich noch näher an die Frau heran und flüsterte ihr etwas ins Ohr. Sie nickte nur, hob dann den Kopf, und plötzlich fing sie an zu sprechen. Zudem so laut, dass alle am Tisch sie verstanden.
    »Sie ist noch da …«
    »Ruhig«, flüsterte Suko und legte seine Hand auf die ihre. »Von wem sprichst du?«
    »Von ihr.«
    »Ist es Bettina?«
    »Ja, ja …«, sagte sie schnell. »Es ist Bettina, ich weiß es. Es ist nicht nur Bettina, das bin ich. Ja, ich als Bettina.«
    »Was spürst du denn?«, fragte Suko besorgt.
    »Im Kopf. Ja, da steckt etwas in meinem Kopf. Es geht nicht weg, es hat mich übernommen. Es ist fremd, aber irgendwie auch bekannt, das spüre ich.«
    Keiner von uns ging näher auf ihre Aussagen ein. Wir warteten ab, was passieren würde. In den letzten Sekunden hatte sie den Kopf gesenkt. Jetzt hob sie ihn wieder langsam an, und jeder konzentrierte sich auf ihr Gesicht, das sich verändert hatte.
    Auf der Haut lag eine Schicht aus Schweiß. Die Lippen glänzten speichelfeucht, und der Atem drang nicht mehr ruhig aus ihrem Mund. Das Gesicht zeigte eine Anstrengung, die in ihrem Innern geboren sein musste.
    »Ich – ich – bin nicht mehr ich«, sagte sie mit leiser Stimme. »Ich bin eine andere und trotzdem noch ich. Ja, ja, ich bin einfach beides.«
    Was war da geschehen? Ich konnte es nur ahnen, und ich hatte schon Ähnliches erlebt. Da war etwas in sie eingedrungen, das lange im Verborgenen gelegen hatte. Die Heilige der Hölle oder deren Körper hatte man töten können, aber nicht den Geist. Der war durch den Einfluss des Teufels frei geblieben und hatte die Zeiten überstanden, bis er es geschafft hatte, ein Opfer zu finden oder genau das Opfer, das er wollte. Bettina war als Sarah Winter wiedergeboren worden. Es war zwar nicht die Regel, aber auch nicht unbedingt ungewöhnlich. Da brauchte ich nur an mich zu denken, denn auch ich hatte schon mal gelebt, nicht nur einmal, aber ein Geist dieses anderen Lebens hatte mich nie übernommen.
    Hier war es anders, und jeder von uns sah, wie Sarah Winter darunter litt.
    Suko, auf den sie gesetzt hatte, war unschlüssig, was er tun sollte. Er schaute mich Hilfe suchend an, und für mich gab es nur eine Möglichkeit, die Frau zu befreien.
    »Lass mich auf deinen Platz.«
    »Okay.« Er rückte zur Seite und stand dann auf.
    Sarah Winter bemerkte es nicht mal. Sie war in sich zusammengesunken und starrte wieder nach unten auf die Platte. Auch die Hände lagen auf dem Tisch, rutschten jedoch hin und her und hinterließen feuchte Steifen auf dem Holz.
    Sie bemerkte nicht, dass ich mich neben sie setzte. Auch als ich einen Arm um sie legte, reagierte sie nicht. Dafür hörte ich sie reden. Sie sprach allerdings so leise, dass ich nichts verstand, denn es wehte nur ein

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