1726 - Die Polizistin
eine gute Kollegin. Man kann sich auf sie verlassen. Da können Sie auch Tom Wilcox, ihren Partner, fragen.«
»Das glauben wir Ihnen gern«, sagte Suko. »Aber es ist doch ungewöhnlich, was ihr widerfahren ist.«
Browns Gesicht nahm eine leichte Rötung an. Er musste sich räuspern, bevor er etwas sagte. »Ich weiß nicht, ob das alles so stimmt. Ich kann es nicht glauben. Da wird viel geschrieben, und ich weiß auch nicht, woher die Presse Wind davon bekommen hat. Das ist mir ein Rätsel.«
Suko sagte: »Tatsache ist doch, dass sie den Killer im Keller gestellt hat.«
»Ja.«
»Und dann viele Schüsse gefallen sind.«
Der Kollege nickte. »Das haben wir überprüft, und ich gebe Ihnen recht, dass einiges dabei komisch ist. Sie hätte getroffen werden müssen. Zumindest verletzt sein.«
»Aber das ist sie nicht«, stellte ich fest.
»Genau das ist unser Problem.« Er trat näher an uns heran. »Aber können Sie sich vorstellen, dass jemand schneller ist als eine Kugel, sodass er ihr ausweichen kann?«
»Im Prinzip nicht.«
Brown nickte heftig. »Ich sehe das auch so. Und dass sie auch einem Messerwurf ausgewichen ist. Himmel, das kann ich mir eher vorstellen. Ein Messer ist nicht so schnell, verstehen Sie?«
»Klar.«
»Nun, ich würde mich wirklich freuen, wenn sich alles aufklärt. Dann herrscht wieder Ruhe. Dann kann ich auch die Presseleute mit einer normalen Erklärung zufriedenstellen.«
»Hoffen wir es.«
Der Gang, in dem wir uns unterhalten hatten, war nicht leer. Auf einer Bank hockten zwei Frauen. Beide sahen ziemlich deprimiert aus und schauten zu Boden.
Dann erschien Angela Fox. Sie sah aus wie neugeboren. Sie hatte sich frisch gemacht und auch die Mütze saß nicht mehr auf ihrem Kopf. Das Haar hatte sie gelöst, es floss in rotbraunen Wellen bis über die Schultern.
»Es ist alles geregelt, Sir. Ich habe meinen Dienst für heute beendet.«
»Und wenn es Ihnen morgen auch nicht besser geht, bleiben Sie in Ihrer Wohnung.«
»Mal sehen.«
Es sah nach einem Abschied aus, aber dem war nicht so. Wir begaben uns in einen Raum, in dem wir Ruhe hatten und auch unter uns blieben. Es war ein Zimmer ohne Fenster. Von einer guten Luft konnte man beim besten Willen nicht sprechen, aber das war auch nicht wichtig. Der Tisch bestand aus Metall, und es gab zum Glück genügend Sitzgelegenheiten.
Nachdem wir unsere Plätze eingenommen hatten, übernahm ich das Wort. »Lassen Sie uns mit offenen Karten spielen. Sie wissen es, und wir wissen es auch.«
»Was meinen Sie?«
»Bitte, Angela. Es hat keine normale Reaktion bei Ihnen gegeben. Sie hätten tot oder schwer verletzt sein müssen. Aber Sie sitzen völlig normal und locker vor mir. Was also ist mit Ihnen passiert, dass es zu diesem Phänomen kommen konnte?«
Sie zuckte mit den Schultern. »Dann gehen Sie davon aus, dass ich den Kugeln tatsächlich ausweichen konnte?«
»Ja.«
»Und ich schließe mich an«, sagte Suko.
Angela Fox bewegte ihre Augen. Mal sah sie mich an, dann wieder Suko. Sie druckste noch herum und suchte wahrscheinlich nach den richtigen Worten.
Dann sagte sie: »Es ist so, wie Sie gesagt haben und wie es auch in der Zeitung stand. Keine der Kugeln hat mich getroffen. Sie alle flogen vorbei.«
»Weil der Schütze so schlecht gezielt hat?«, erkundigte sich Suko leicht ironisch.
»Bestimmt nicht. McMurray ist ein todsicherer Schütze. Nein, nein, das hatte schon andere Gründe.«
»Die bekannten.«
»Ja, Suko, so ist es. Die Geschosse flogen an mir vorbei. Keines wollte mich treffen.«
»Und woran lag das?«
»An mir.«
»Das ist schon klar«, sagte ich. »Aber es muss noch einen anderen Grund gegeben haben. Einen, der in Ihnen steckt, würde ich sagen. Oder irre ich mich da?«
Sie schüttelte den Kopf. »Ich weiß es nicht. Ich habe keine Erklärung gefunden.« Sie wühlte durch ihre Haarflut. »Es ist einfach so.«
Ja, das mussten wir akzeptieren. Aber von nichts kam nichts. Und deshalb musste es einen Anstoß geben, dass es überhaupt dazu gekommen war. Und den konnte uns nur Angela Fox erklären. Sie aber saß da, schaute uns an, hob immer wieder die Schultern und schüttelte den Kopf.
Was sollten wir tun? Was konnten wir tun? Eigentlich nichts. Es war uns nicht möglich, sie zu einer Aussage zu zwingen. Zudem konnte es auch sein, dass sie wirklich nichts wusste und von ihrer neuen Macht überrascht worden war.
Auch dafür konnte es einen Grund geben. Ihn zu finden war nur möglich, wenn sie uns half. Das war
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