1726 - Die Polizistin
bisher nicht der Fall. Sie saß da, schaute uns an, und wir gaben den Blick zurück, wobei ich zugeben musste, dass ich keine Falschheit darin sah.
Angela nickte. »Es ist mir ja selbst peinlich, dass ich Ihnen nicht helfen kann. Aber da muss ich passen. Ich weiß nicht, was mit mir passiert ist.«
»Kam es urplötzlich?«
»Ja, John. Auf einmal. Tut mir auch leid, ich hätte Ihnen gern etwas Neues gesagt, aber das ist nicht möglich. Da können Sie noch so viel fragen, wie Sie wollen.«
Das sahen wir allmählich ein. Es brachte uns wohl nicht weiter, wenn wir noch länger mit ihr sprachen. Aber eine Frage musste ich noch stellen. »Was haben Sie jetzt vor, Angela?«
»Ich werde wieder meinen Dienst antreten. Das ist für mich normal.«
»Und wie stehen Sie zu Ihrer – sagen wir – Begabung?«
»Na ja, ich muss sie akzeptieren und auch das Beste daraus machen. Finden Sie nicht?«
»Doch, doch. Es ist gut, wenn Sie das so sehen. Ich an Ihrer Stelle würde trotzdem vorsichtig sein und mich nicht zu sehr darauf verlassen, wenn Sie verstehen.«
»Natürlich.« Sie senkte den Blick. »Es ist auch besser, wenn ich den Rat meines Vorgesetzten befolge und erst einmal zu Hause bleibe. Da kann ich nachdenken.«
»Glauben Sie denn, dass Ihnen dazu noch etwas einfällt?«
»Ich schätze.« Sie lachte. »Meine Güte, das sage ich jetzt. Wenn es dann so weit ist, stehe ich wohl da und muss mich mit einem leeren Kopf abfinden.«
Mir fiel noch eine Frage ein. »Es kam plötzlich über Sie? Oder haben Sie dieses Phänomen selbst herbeigerufen? Also gelenkt?«
»Nein.«
»Aber Sie sind allein in den Keller gegangen.«
»Das bin ich.«
»Warum? Sie wussten wahrscheinlich, wie gefährlich dieser Killer ist. Ihr Kollege wollte Verstärkung rufen. Das haben Sie nicht zugelassen und sind einfach losgegangen.«
»Worauf wollen Sie hinaus?«
»Das ist ganz einfach. Haben Sie dort schon etwas gespürt?«
»Was sollte ich denn gespürt haben?«
»Dass Sie – ich sage es mal übertrieben – einer Kugel ausweichen können.«
»Nein, auf keinen Fall.«
»Aber trotzdem sind Sie allein losgezogen. Das ist es, was mich schon etwas wundert.«
»Es ist so, John. Ich weiß, dass es sich komisch anhört, aber ich kann es nicht ändern.«
»Okay, dann werden wir oder besonders Sie mal die Zukunft abwarten müssen.«
Sie stimmte mir zu und sagte dann: »In der nächsten Zukunft wird nichts passieren, das steht fest.«
»Was macht Sie so sicher?«
»Ich werde nicht zum Dienst gehen. Ich will, dass sich alles wieder beruhigt.«
»Das kann ich verstehen.«
***
Angela Fox lächelte. »Dann ist ja wohl alles klar.«
Der Meinung waren wir zwar nicht, aber es brachte auch nichts, wenn wir hier noch länger herumsaßen und Fragen stellten, auf die wir keine Antworten erhielten.
»Jedenfalls sollten wir in Verbindung bleiben«, sagte ich. »Ich hätte nur gern Ihre Anschrift und auch die Telefonnummer.«
Wir bekamen beides.
Danach verabschiedeten wir uns. Gemeinsam verließen wir den Raum, und wir gingen nicht mehr zu ihrem Chef, den Angela noch kurz aufsuchen wollte.
Erst als wir am Rover standen und Suko die Tür öffnete, rückte er damit heraus, was ihn bedrückte. »Glaubst du ihr, John?«
»Ich weiß es nicht. Sie hat auf mich nicht den Eindruck einer Lügnerin gemacht.«
»Das ist wahr, denn sie kam uns offen entgegen. Sollte sie trotzdem gelogen haben, hat sie es gut verstanden, sich zu verkaufen, das muss ich schon zugeben.«
Wir stiegen ein, und ich sagte: »Es geht weiter, davon bin ich überzeugt. Das hier war erst ein Anfang. Ich glaube, dass wir noch einige Überraschungen mit ihr erleben werden.«
»Das kann sein. Und auf welcher Seite siehst du die Kollegin?«
»Keine Ahnung. Ich hoffe allerdings, dass sie nicht auf der falschen Seite steht.«
»Dann wäre auf dein Kreuz kein Verlass mehr.«
»Stimmt auch wieder. Aber daran möchte ich nun wirklich nicht glauben…«
***
Marlon Brown schaute seiner Mitarbeiterin in die Augen und musste sich dabei leicht recken.
»Tun Sie sich selbst den Gefallen und gönnen Sie sich ein wenig Ruhe. Sie haben sich bereits umgezogen. Ihre Uniform hängt hier im Schrank, und ab jetzt sind Sie privat.«
»Ja, Sir, das bin ich.«
»Und noch etwas. Sollten Sie irgendwas spüren oder erfahren, rufen Sie an.«
»Ja, ich werde daran denken.«
Er klopfte ihr auf die Schulter. »Wir bleiben in Verbindung.«
»Machen wir.« Es waren die letzten Worte, die Angela mit ihrem
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