1726 - Die Polizistin
gesagt, wohin mich der Wind an diesem warmen Abend trieb. Er hatte sich alles angehört, nur leicht genickt und gemeint, dass es mein Problem wäre.
»Danke.«
»Aber sei vorsichtig«, hatte er mich gewarnt. »Ich würde dieser Kollegin nicht trauen. Was sie geleistet hat, ist ungeheuerlich und nicht mit normalen Maßstäben zu messen.«
»Ist mir klar. Und ich sehe es mal positiv. Vielleicht will sie das, was dahintersteckt, einfach nur loswerden. Das könnte doch sein – oder?«
»Möglich, John.«
Ich nickte. »Okay, ich habe mich entschieden, und dabei bleibt es.«
Die Adresse kannte Suko. Ich wusste, dass er eingreifen würde, wenn es Probleme gab und ich mich nicht meldete.
Dieses Gespräch lag eine Weile zurück. Ich befand mich auf der Fahrt zum Ziel und hielt nach einem Parkplatz Ausschau. Das Haus, in dem die Polizistin wohnte, sah ich bereits dicht vor mir. Ich musste nur einen freien Platz in der Nähe finden, was nicht einfach war. Schließlich entdeckte ich ein Gebüsch, das nahe der umzäunten Abfallbehälter wuchs.
Dort fand ich noch einen Platz, wobei der Boden ebenfalls aussah wie eine Müllhalde.
Ich stieg aus. Ein warmer Wind erwischte mich, der mir nicht eben angenehm war, denn er beinhaltete eine Schwüle, die nicht in diese Jahreszeit passte, aber der Süden der Insel hatte das Wetter des Festlands mitbekommen, und Europa litt unter einer starken Trockenheit, was sich auch an den Wasserständen der Flüsse zeigte.
Ich schaute nach oben. Unter das Blau des Himmels hatten sich lange graue Wolkenbänke gelegt, sodass man das Gefühl bekommen konnte, endlich einen Regenguss zu erleben, was aber nicht der Fall sein würde, denn der Wetterbericht hatte etwas anderes vorausgesagt.
Ich ging auf die Haustür zu, die nicht geschlossen war. Man hatte für Durchzug gesorgt. Das Gebiet hier war kein Slum. Eine gewisse Sauberkeit herrschte innen und auch außen. Dafür sorgte ein Hausmeister, der in der Eingangshalle hinter einem Tresen stand und ein Mann für alle Fälle war, denn er sorgte sogar dafür, dass die sperrige Post für die Mieter bei ihm aufbewahrt wurde. Im Moment übergab er einer Frau und einem Mann zwei große Pakete.
»Danke, dass Sie es mal wieder getan haben.«
»Das mach ich doch gern.«
»Die Flasche bekommen Sie noch.«
»Egal.«
Das Paar verschwand in Richtung Lift. Davon gab es zwei.
Vor dem Tresen blieb ich stehen. Der Mann dahinter schaute mich fragend an. Er war recht breit in den Schultern und trug eine flache Mütze auf dem Kopf.
»Sie wünschen, Sir?«
»Ich bin mit Angela Fox verabredet.«
»Ach, der Polizistin.«
»Genau.«
»Sie müssen in den dritten Stock. Dort wohnt sie.«
»Danke.«
Er grinste mich mit einem bestimmten Ausdruck im Gesicht an, den man einfach nicht übersehen konnte. »Viel Spaß, Sir.«
Ich war schon unterwegs, jetzt drehte ich mich um. »Es ist leider nicht so, wie Sie denken«, erwiderte ich, »sondern rein beruflich.«
»Ich habe nichts gedacht.« Der leicht rote Kopf strafte ihn jedoch Lügen.
Ich musste etwas warten, bis einer der beiden Fahrstühle wieder unten war. Dann fuhr ich in den dritten Stock.
Ich schellte und es vergingen nur Sekunden, da wurde geöffnet. Allerdings nur spaltbreit, denn eine Kette stoppte die Tür.
»Ich bin es«, sagte ich.
»John.« Angela lachte. »So schnell?«
»Es hörte sich dringend an.«
»Moment, ich öffne die Tür.«
Die Kette verschwand. Wenig später hatte ich freie Bahn und betrat eine winzige Diele, in der sich kaum zwei Personen aufhalten konnten. Das sah ich nur am Rand, denn ich wunderte mich über das Outfit der Kollegin. Sie trug ein enges schwarzes Kleid mit einem nicht eben kleinen Dreieck als Ausschnitt. Ihre Brüste drängten zwar nicht nach außen, waren aber auch nicht zu übersehen. Um den Hals hatte sie eine Kette hängen, die bis in den Ausschnitt reichte. Das rotbraune Haar hing offen, sie hatte auch etwas Make-up aufgelegt, und ich gab schon jetzt zu, dass ich mir den Besuch etwas anders vorgestellt hatte. Das sah nicht eben nach dienstlich aus.
Ich wollte auch nicht in Vorurteilen ersticken und folgte der Kollegin in ein kleines Wohnzimmer. Dabei stellte ich fest, dass sie unter dem engen Kleid kaum etwas trug.
Ich schaute mich um und nickte. »Nett haben Sie es hier.«
»Hören Sie auf, John. Alles ist viel zu klein. Eine größere Wohnung kann ich mir nicht leisten. Sie kennen ja unsere Gehälter«, fügte sie hinzu und lächelte.
»Da sagen Sie was.
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