1726 - Die Polizistin
Ich habe ihn nie gesehen, aber Angie und ich haben mal darüber gesprochen. Und sie hat das sehr ernst genommen.«
»Warum?«
»Weil es irgendwie mit ihren Eltern in einem Zusammenhang stand. Aber fragen Sie mich bitte nicht, in welchem. Das weiß wohl nur Angie.«
»Gut. Gibt es sonst noch etwas, was ich wissen sollte?«
»Von meiner Seite aus nicht. Aber wenn Sie mit Angie fahren, wird sie Ihnen bestimmt mehr sagen können, obwohl sie über ihre Eltern nicht gern spricht.«
»Das kann ich verstehen.« Es gab nichts mehr zu sagen. Ich bedankte mich für den Anruf. Sehr nachdenklich legte ich auf. Ich fiel praktisch in einen Sessel und dachte nach.
Es stellte sich automatisch die Frage, ob ich alles richtig gemacht hatte. Oder war ich der Polizistin auf den Leim gegangen? Hatte ich mich so in ihr getäuscht?
Ich wusste es nicht und spielte für einen Moment mit dem Gedanken, sie anzurufen, um ihr die entsprechenden Fragen zu stellen. Das allerdings ließ ich bleiben.
Dann schellte es. Ich ging zur Tür und schaute durch den Spion. Suko stand da und grinste von Ohr zu Ohr. Als ich öffnete, fragte er sofort: »Wolltest du nicht zu uns kommen?«
»Komm rein.«
»Meinetwegen.«
Ich schloss die Tür und ging mit ihm zusammen ins Wohnzimmer, wo Suko sich setzte. Sein Gesicht zeigte einen angespannten Ausdruck, als er fragte: »Was hat dich denn von einem Besuch bei uns abgehalten?«
»Ein Anruf.«
»Von wem?«
Ich erzählte es ihm und nannte ihm auch den Grund. Mit nichts hielt ich hinter dem Berg, auch nicht, was in der Wohnung der Polizistin geschehen war.
Suko nickte, bevor er sagte: »Wenn ich ehrlich sein soll, hört sich das nicht gut an.«
»Das wird unser Problem sein. Wir müssen uns überlegen, wie wir sie behandeln.«
»Genauer!«
»Nehmen wir sie als Verbündete oder eher als eine ambivalente Persönlichkeit?«
»Ich tippe auf die zweite Möglichkeit.«
»Ja, das denke ich mittlerweile auch. Kann sein, dass ich mich von ihr zu sehr habe einlullen lassen, aber das ist vorbei. Wir werden ein Auge auf sie haben.«
»Und auf den Reiter ohne Kopf. Den Schrecken von Dartmoor.«
Ich verzog die Lippen. »Falls es ihn tatsächlich gibt. Man erzählt sich ja immer schnell etwas, und besonders in diesen einsamen und auch unheimlichen Gegenden.«
»Wir werden sehen. Erst mal müssen wir dort sein. Wann soll es losgehen?«
»Früh. Im Morgengrauen.«
Suko schaute auf die Uhr. »Und jetzt kommst du mit nach nebenan. Shao hat etwas zubereitet. Für dich und auch für mich. Ihre speziellen Frühlingsrollen mit der tollen Soße, die dir ja so gut schmeckt.«
»Wenn das kein Grund ist.«
»Dann komm endlich mit.«
Es stimmte. Shao hatte bereits auf uns gewartet. »Lange hätte ich die Rollen auch nicht mehr warm halten können. Setzt euch endlich hin und esst.«
»Dein Wunsch ist mir Befehl, Shao.«
***
Sinclair war weg. Angela Fox war wieder allein, und sie wusste, dass einiges in Bewegung geraten war. Die Zeit der Ruhe war vorbei, der Vorhang war wieder geöffnet worden, aber diesmal lag die Bühne nicht hier, sondern einige Hundert Kilometer entfernt in Dartmoor.
Sinclair und Suko würden mit ihr hinfahren, und das war gut. Allein hätte sie sich nicht getraut.
Sinclair wusste einiges, aber er wusste nicht alles. Und das hatte sie bewusst so gehalten, denn es sollte noch die eine oder andere Überraschung geben, um sie endlich in einen Zustand zu versetzen, den sie sich herbeisehnte.
Es stimmte nicht, dass der Kontakt in ihre Heimat ganz abgebrochen war. Es gab ihn noch, aber nicht so sehr nach Dunstone, sondern einige Kilometer entfernt, wo man die alte Klinik in eine psychiatrische Anstalt umgebaut hatte.
Dort hielten sich ihre Eltern auf. Erica und Winston lauteten ihre Namen. Sie waren beide nicht mit den normalen Maßstäben zu messen. Irgendwann war der Punkt gekommen, da hatten sie einen anderen Weg eingeschlagen. Sie wollten nur dem Teufel dienen, und das hatten sie auch getan.
Sie waren in Kirchen gegangen, hatten diese entweiht und auch schwarze Messen gefeiert. Angela hatte lange Zeit davon nichts mitbekommen und überhaupt nichts gewusst, bis dann plötzlich Polizisten aufgetaucht waren und ihre Eltern mitgenommen hatten.
Man hatte ihnen Morde vorgeworfen, die sie auch nicht abstritten, aber behaupteten, sie im Namen des Teufels begangen zu haben, und das hatte dem Richter gereicht, sie nicht in ein Zuchthaus zu stecken, sondern in eine Klinik.
Dort lebten sie in einem Zimmer
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