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1727 - Der Kristallkopf

Titel: 1727 - Der Kristallkopf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Also, meine Idee: Wenn Smezz Hyperimpulse abstrahlen kann, dann müßte er doch eigentlich solche Impulse auch empfangen können. Hyperimpulse enthalten Energie - vielleicht kann man ihn so füttern."
    „Davon habe ich geträumt, als junges Mädchen schon", murmelte Herrea Dinah grimmig. „Herrea, so hab’ ich mir gesagt, eines Tages, wenn du viel Glück hast, wirst du als Amme für einen Kristallkopf arbeiten dürfen... Ihr habt wirklich verrückte Ideen."
    „Besser verrückte Ideen als gar keine", konterte Gucky. „Was meinst du, Myles?"
    Myles Kantor machte ein unglückliches Gesicht. Seine Aufgabe als Chefwissenschaftler der Expedition war es, Antworten auf komplexe Fragen zu geben - und genau dazu war er seit geraumer Zeit praktisch nicht mehr in der Lage.
    „Versucht es", schlug er schließlich vor. „Aber sehr, sehr vorsichtig.
    Wir haben keine Ahnung, wie Smezz darauf reagieren wird."
    Uhns Torbig warf einen verächtlichen Blick auf den Kristall-Kommandanten.
    „Was soll’s?" fragte er giftig. „Mehr als umbringen können wir ihn schließlich auch nicht."
     
    5.
     
    „Aussichtslos", schnaufte Uhns Torbig und ließ sich in seinen Sessel fallen. „Diesen Kampf haben wir verloren, ganz eindeutig."
    Smezz hatte weitere zehn Zentimeter an Durchmesser verloren. In der Kammer lag der Staub nun fingerdick. Seine Hirnimpulse waren so schwach, daß Gucky praktisch nur noch ihr Vorhandensein feststellen konnte. Ausgeschlossen, diese Impulse genauer zu erfassen oder gar zu interpretieren.
    Herrea Dinah stieß einen Seufzer aus.
    Seit Tagen experimentierten die beiden Beausoleils in dem verzweifelten Bemühen, Smezz auf irgendeine Art und Weise zu regenerieren. Keines dieser Experimente war gelungen.
    Es war, als lege Smezz nicht den geringsten Wert darauf, am Leben erhalten zu werden. Das Fazit war ebenso eindeutig wie erschreckend: Der Abruse-Kommandant war, gleichgültig aus welchem Grund, nicht daran interessiert, mit den Galaktikern zu kommunizieren.
    Ab und zu, in seltenen Fällen, hatten die Wissenschaftler den Eindruck gehabt, als würde Smezz mitbekommen, daß man ihm zu helfen versuchte.
    Aber er hatte keine andere Reaktion gezeigt als sonst: gar keine.
    Die Stimmung bei den Beausoleils schwankte - zwischen Enttäuschung, Wut und Verzweiflung.
    Enttäuschung, weil ihnen das rettende Mittel oder Verfahren offenbar nicht eingefallen war. Wut, weil Smezz ihre Bemühungen ohne erkennbare Reaktion einfach über sich ergehen ließ. Verzweiflung, weil der Tod von Smezz die ganzen Gefahren und Ängste der Expedition der Rochenschiffe zum Planeten Werft im nachhinein restlos entwertete.
    „Ich weiß, es klingt gräßlich", sagte Herrea Dinah leise. „Aber ich glaube, ich kann jetzt verstehen, warum sogar liebende Mütter Wutanfälle bekommen, wenn trotz aller Bemühungen ihr Säugling einfach nicht aufhören will zu schreien. Ich könnte auf diesen Klotz eindreschen, mit den blanken Fäusten oder einem Vorschlaghammer, damit er endlich Vernunft annimmt. Bin ich deswegen ein Scheusal, Gucky?"
    „Nicht, wenn du so empfindest", antwortete der Mausbiber matt. „Nur wenn du es tust. Ich kann dich recht gut verstehen."
    „Wenn dieses Ding uns doch nur verstehen könnte", klagte Herrea Dinah. „Großer Gott, ich hasse ihn nicht einmal mehr, obwohl er auf Werft Kameraden von uns getötet hat. Er läßt uns wie die Verrückten zappeln und stirbt einfach fröhlich vor sich hin, als wollte er uns damit ärgern."
    „Soviel zur Psychologie von Mineralien", ergänzte Uhns Torbig prustend. „Stirbt fröhlich vor sich hin... was für eine Formulierung."
    Herrea Dinah wandte den Kopf.
    „Kann das sein, Gucky?" fragte sie leise. „Ist es möglich, daß er gerne stirbt? Vielleicht, weil er dann innerlich frei wäre von der Abruse? Vielleicht..."
    „Gib es auf, Herrea", antwortete Gucky in der gleichen Lautstärke.
    „Das sind alles Versuche, die Abruse mit menschlichen Kategorien zu erfassen und zu beschreiben. Aber sie funktionieren nicht, leider. Dieses Ding, der Smezz, ist in keiner Weise menschlich, und er wird es auch nie werden."
    „Warum läßt er sich dann nicht helfen?"
    „Vielleicht kann er einfach nicht..." Guckys Anspannung verriet sich dadurch, daß auch er lauter wurde, fast schrie. „Verdammt, ich weiß es doch auch nicht!"
    „Wenn er stirbt, wird er die MANAGA als Tollhaus zurücklassen, voller Leute, die sich anbrüllen und mit den Nerven restlos am Ende sind", kommentierte Uhns Torbig

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