1728 - Hoffnung für Terra
NATHAN hatte sich seitdem weder offenbart noch war er dazu übergegangen, der Menschheit wieder seine volle Kapazität zur Verfügung zu stellen.
Er schwieg weiter und arbeitete an etwas, wovon niemand eine Vorstellung besaß. Es war nicht nur die Frage, was er also jetzt im geheimen entwickelte, sondern auch, was er bis zur Fertigstellung der Liste noch getan hatte.
Perry Rhodan war entschlossen, ihm diese Fragen zu stellen, und noch einige mehr. Er wollte Rechenschaft. Er hatte erlebt, wie NATHAN gebaut, wie er gewachsen und modifiziert worden war, bis er so mächtig war, daß er seinen Errichtern über den Kopf wachsen konnte, ohne daß sie ihn noch zu stoppen vermochten.
Perry, Bull und Michael hatten nicht viel Schlaf gebraucht und waren die Liste durchgegangen, immerhin einige tausend Namen weit. Sie konnten nicht einmal bestätigen, daß es sich bei den aufgeführten Personen um solche handelte, die ES in sich aufgenommen hatte. Rhodan hatte mehr als ein Dutzend Namen gefunden, die, zusammen mit beigefügten Daten, keinen Zweifel zuließen.
Die aufgelisteten Mutanten weckten wehmütige Erinnerungen an alte Freunde, die sie viele Jahrhunderte, mancher Jahrtausende lang, auf ihrem Weg begleitet hatten.
„Was bedeutet das?" fragte Reginald Bull immer wieder. „NATHAN mag eine Macke haben, aber er tut so etwas nicht ohne Grund. Wozu die Liste? Was geschieht mit diesen zwanzig Milliarden? Was wird mit ihnen geschehen?"
„Vielleicht gar nichts", antwortete Rhodan, als sie vor den Toren des STALHOFS standen, begleitet von Geo Sheremdoc, Boris Siankow und Aaron Sebastian. Homer G. Adams war extra für diese Aktion wieder von Terra gekommen, konnte aber die Zeit nicht abwarten, bis er zur Erde zurückkonnte. Seiner Meinung nach braute sich etwas ganz Übles zusammen, und damit meinte er zweifellos die Hamamesch-Umtriebe.
„Wir dürfen nicht schon jetzt Dinge in etwas hineinzuinterpretieren versuchen, das wir nicht begreifen."
„NATHAN wird es uns begreiflich machen", sagte Michael grimmig.
„Er muß!"
„Verlaßt euch lieber nicht darauf", dämpfte Sheremdoc seine Erwartungen. „Wie ich schon sagte: Zwar hatte er uns erklärt, daß Aktivatorträger zu ihm hineindürfen, also in den STAL-HOF, und daß er mit ihnen reden würde. Aber als Philip es versuchte, reagierte NATHAN mit der überheblichen und abweisenden Aussage, daß Philip eine Persona non grata sei, also unerwünscht; er sei überhaupt keine wirkliche Person, und schon gar kein >Zellaktivatorträger der alten Schule<. Ja, so etwa hat er sich ausgedrückt."
„Philip war so wütend", ergänzte Sebastian, „daß er versuchen wollte, per Kurzen Weg in den STALHOF einzudringen. Geo Sheremdoc konnte ihn nur schwer davon abhalten. Wer weiß, was sonst mit dem Ennox geschehen wäre."
„NATHAN", sagte der LFT-Kommissar, „läßt nicht mehr mit sich spaßen. Das solltet auch ihr vier beachten."
„Danke für die nochmalige Warnung", meinte Perry. „Aber nun solltet ihr uns allein lassen."
„Wenn ihr im STALHOF seid, kann euch niemand von uns mehr helfen", Sagte Sheremdoc noch, bevor er sich mit Aaron zurückzog.
„Denkt bitte daran."
Rhodan nickte.
„Die verstehen es, einem Mut zu machen", brummte Bull, als sie allein waren.
Perry Rhodan forderte NATHAN, der sie natürlich sah und hörte, auf, die Barrieren zu öffnen. Diese riegelten den STALHOF seit Mai hermetisch nach außen hin ab, nachdem alles Personal unter der Androhung von Gewalt vertrieben worden war.
„Ihr könnt den STALHOF betreten", ertönte nach Sekunden die digitale Stimme des Rechengehirns. „Aber folgt meinen Anweisungen. Das ist unbedingt erforderlich."
„Wenn es dich glücklich macht", antwortete Mike.
Eine Energieschranke vor ihnen erlosch. Dahinter lag ein breiter, rechteckiger Korridor, der in diese Kuppel - eine von vielen in der Peripherie des gewaltigen Komplexes - schräg abwärts hineinführte.
Die Aktivatorträger sahen sich noch einmal nach Sheremdoc, Sebastian und dem guten Dutzend Hanse-Spezialisten um, die mit voller Bewaffnung in einigem Abstand warteten, dann marschierten sie los.
Die Barriere baute sich sofort wieder auf, kaum daß Bull als letzter im Korridor war.
Jeder der vier Unsterblichen fühlte sich, als sei gerade eine Falle hinter ihnen zugeschnappt.
*
Sie wurden von NATHAN geleitet und gelangten in einen Raum, wo sie dazu aufgefordert wurden, ihre SERUNS und alles andere abzulegen, was sie darunter am Körper trugen, um
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