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1728 - Luzifers Botin

1728 - Luzifers Botin

Titel: 1728 - Luzifers Botin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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geschehen, da war er sich sicher, und dieses Geschehen würde unmittelbar mit ihm zu tun haben und mit seiner Aufgabe.
    Er wartete.
    Vor ihm regte sich nichts. Es war still geworden, denn die Tiere der Nacht hielten sich ebenfalls zurück und gaben nicht einen Laut von sich.
    Die Stille empfand er als ungewöhnlich. Raniel rechnete mit einem Gegenangriff, denn seine Feinde würden darüber nachdenken, wie sie ihn packen konnten. In dem Reich, aus dem Jamila stammte, war er ein Fremdkörper. Einer, der als Verräter eingestuft wurde, weil er seinen eigenen Weg ging und sich zudem noch mit den Menschen verbündet hatte.
    Wind kam auf und trieb gegen sein Gesicht. Die erste Bö nahm er noch als normal hin, die zweite nicht mehr, denn da sah er sich plötzlich gezwungen, einen Blick zum Himmel zu werfen, und er war froh, dass er es getan hatte.
    Dort kam es zu einer Veränderung.
    Plötzlich war es heller geworden. Aber es war kein Mond zu sehen. Das Licht schien aus einem Teil der Welt zu kommen, die kein Menschenauge je gesehen hatte.
    Wolken schoben sich heran, wurden wieder zerrissen – und gaben die Sicht erneut frei.
    Raniel holte scharf Luft, als er sah, was sich hoch über ihm verändert hatte.
    Der Himmel war nicht mehr klar. Es gab auch keine Wolken, die ihn verdeckten. Er war leergefegt worden für die Wesen, die in einer anderen Welt lebten.
    Raniel wusste, dass sich ein Tor zwischen den Dimensionen geöffnet hatte und er bald Besuch bekommen würde, aber nicht nur von einer Person, denn auch Liliths andere Töchter sannen auf Vergeltung…
    ***
    Ich musste Raniel vergessen und auch diese Jamila, denn jetzt hatte mich die Normalität wieder, und die bestand aus einem Lehrer und ungefähr dreißig Schülern.
    Das Landschulheim war mir fremd, aber es war nicht verlassen, und ich wusste sehr schnell, wohin sich die Flüchtlinge zurückgezogen hatten. Da brauchte ich nur dem Klang der Stimmen zu folgen. Zwar gab es noch eine weitere Etage, die konnte ich außer Acht lassen, denn Schüler und Lehrer hielten sich hier unten auf.
    Nahe des Eingangs befand sich eine Schwingtür. Man hatte sie festgeklemmt und so hörte und sah ich, was dahinter geschah. Es war ein kleiner Speiseraum, in dem sich die Jungen mit ihrem Lehrer versammelt hatten. Die Schüler saßen an den langen Tischen, aber nicht ein Teller stand vor ihnen. So wirkte alles recht kahl, und es war für mich zu spüren, dass keine gute Stimmung herrschte. Nicht nur die Schüler, auch der Lehrer machte einen bedrückten Eindruck. Es war ihm anzusehen, dass er immer wieder nach den richtigen Worten suchte und Mühe hatte, sie zu finden. Er saß so, dass er seine Schüler im Blick hatte, ein noch junger Mann mit halblangen braunen Haaren.
    »Ihr habt Lars Jenkins nicht mehr gesehen? Kann ich mich auf diese Aussage verlassen?«
    Einige der Jungen nickten. Einer sagte: »Das können Sie, Mister Proud. Wir sind ja in die Betten gegangen und haben Mister Jenkins nicht mehr gesehen. Aber Sie schlafen doch in einem Zimmer.«
    »Genau!«, rief ein anderer Junge.
    Mr Proud nickte. »Ich bin wach geworden, als er das Zimmer verlassen hat und sagte, dass er zur Toilette wollte. Danach bin ich wieder eingeschlafen und habe nicht bemerkt, ob er zurückgekommen und dann wieder gegangen ist.«
    Ich hätte dem Lehrer sagen können, was passiert war. Aber es wäre einfach nur schlimm gewesen, denn die Wahrheit hätte niemand akzeptieren können.
    Einer der Schüler hob den rechten Arm.
    »Ja, David, was ist?«
    »Ich habe den Engel gesehen. Er ist zu mir gekommen, und er hat auch mit mir gesprochen.«
    Nach dieser Eröffnung war das große Schweigen angesagt. Die Aussage klang natürlich unglaublich, aber niemand lachte. Einige Jungen nickten.
    Mr Proud fragte: »Was war das denn für ein Engel?«
    »Eine Frau«, erwiderte David. »Aber sie war böse, ich habe erst gedacht, dass ein Schutzengel gekommen wäre, den wohl jeder hat, sagt meine Großmutter. Aber das war er nicht.«
    »Und was war er dann?«
    »Böse, er hat davon gesprochen, dass er uns alle töten will.«
    Diese Antwort sorgte zunächst für ein allgemeines und tiefes Schweigen. Mochten die Schüler auch jung sein, sie waren jedoch alt genug, um die Bedeutung der Worte zu begreifen. Auch der Lehrer sagte nichts. Er saß wie eine Statue an seinem Platz, von dem aus er die Jungen im Auge behalten konnte.
    David drehte sich im Sitzen um. Er wollte so viele Kinder wie möglich anschauen, als er

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