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1728 - Luzifers Botin

1728 - Luzifers Botin

Titel: 1728 - Luzifers Botin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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denn…«
    »Der Engel wollte mich töten!«
    Davids helle Stimme war zu hören und das bis in den letzten Winkel des Raumes. So laut hatte er gesprochen. »Ja, er wollte mich töten. Und das Feuer ist auch da gewesen, aber dann waren zwei Männer da. Auch Mister Sinclair. Wir konnten wegrennen, und jetzt ist auch der Engel weg.«
    Der Junge hatte gesagt, was gesagt werden musste. Auch sein Lehrer glaubte ihm, obwohl er stöhnte und mehrmals mit der flachen Hand gegen seine Stirn schlug. Schließlich hatte er sich gefangen und fragte mich: »Gut. Wo ist der andere, wenn Sie nicht allein gekommen sind? Ich habe das nicht so mitbekommen.«
    »Er ist verschwunden. Ich weiß nicht genau, wohin er gegangen ist. Wie ich ihn kenne, hat er die Verfolgung aufgenommen, und wir können nur hoffen, dass er den Kampf gewinnt.«
    »Gegen einen Engel?« Proud lachte. »Das kann ich nicht glauben. Ich habe noch nie einen Engel gesehen und kann auch nicht so recht an sie glauben. Das ist mir alles zu hoch. Außerdem sind Engel doch keine stofflichen Wesen, meine ich. Oder sehen Sie das anders, Mister Sinclair? Sind Sie Experte?«
    »Das nicht gerade, aber ich kenne mich schon aus.«
    »Dann sagen Sie was.«
    »Es gibt auch bei den Engeln Unterschiede. Manche sind stofflich, andere nicht. Sie sind auch in der Lage, blitzschnell Entfernungen zu überwinden. Sie existieren in ihren Welten, die ebenfalls verschieden sind, und es gibt durchaus welche, die böse Ziele verfolgen, weil sie nicht dem Guten dienen, sondern dem genauen Gegenteil davon. Sie verstehen, Mister Proud?«
    Ich hatte recht leise gesprochen, um die Schüler nicht zu erschrecken. Sie verhielten sich weiterhin brav, da brach niemand aus, der Schock über das Erlebte saß einfach noch zu tief.
    Steve Proud schaute mich an. Ich sah die Unruhe in seinem Blick. Mit der Zungenspitze nässte er seine trockenen Lippen, und mir wehte ein leises Stöhnen entgegen.
    Ich wusste, dass er mir etwas sagen wollte, das war einfach zu fühlen, er brachte es nur noch nicht fertig, darüber zu reden. Erst musste er den Schweiß von seiner Stirn wischen, dann hatte er sich gefangen und sprach so leise, dass ihn die Kinder nicht hörten.
    »Ich – ich – mache mir Sorgen um zwei Menschen. Ich habe schon immer daran gedacht, aber es ist mir erst jetzt eingefallen. Ich vermisse sie.«
    Ich ahnte, was folgen würde, denn ich dachte an den Staub, den Raniel und ich entdeckt hatten.
    »Von wem reden Sie?«
    Er rückte noch näher an mich heran. »Zum einen von meinem Kollegen Lars Jenkins. Wir haben hier gemeinsam in einem Zimmer übernachtet. Er ist aufgestanden, weil er zur Toilette wollte. Und jetzt ist er verschwunden, wo er doch eigentlich hätte hier in der Nähe sein müssen.«
    »Das ist wohl richtig.«
    »Genau, Mister Sinclair. Und dann gibt es noch eine zweite Person. Eine Mitarbeiterin hier im Landschulheim. Sie heißt Kate Hamilton und sollte in dieser Nacht die Stellung halten, weil die beiden Betreiber unterwegs sind. Auch sie ist weg. Was, Mister Sinclair, soll ich davon halten?«
    Es war schwer für mich, eine richtige Antwort zu geben. Für mich stand fest, wie die beiden Menschen ums Leben gekommen waren. Die Reste lagen auf dem Fußboden, aber das diesem Menschen ins Gesicht zu sagen schaffte ich nicht.
    Er merkte trotzdem, dass mit mir etwas nicht stimmte und ich mir Gedanken machte.
    »Sie wissen mehr, nicht wahr?«
    »Bitte, Sie sollten jetzt stark sein, Mister Proud. Es ist durchaus möglich, dass die beiden Personen nicht mehr am Leben sind.«
    Er schwieg. Er wurde blass. Er schluckte, dann suchte er nach Worten und fand sie auch.
    »Vermuten Sie es nur oder wissen Sie es genau?«
    »Ich gehe mal davon aus, dass sie nicht mehr am Leben sind und der Engel sie getötet hat.«
    Steve Proud schwieg. Aber er saugte zischend die Luft ein. Meine Erklärung hatte ihn schwer getroffen. Obwohl er saß, schwankte er leicht von einer Seite zur anderen.
    Erst nach einiger Zeit fand er seine Stimme wieder. »Das ist doch nicht wahr. Unmöglich, so grausam kann man nicht sein. Das sind doch Menschen und keine Tiere oder irgendwelche Gegenstände. Die kann man doch nicht einfach töten…« Seine Stimme veränderte sich, wurde weinerlich und sackte dann weg.
    Es war schwer für mich, hier etwas zu sagen oder ihn nur zu trösten. Das Leben ist manchmal grausam, und das bekam der Mann in diesem Augenblick mit.
    Der Lehrer drehte sich weg, damit die Schüler sein Gesicht nicht sahen,

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