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173 - Der Dämonen-Henker

173 - Der Dämonen-Henker

Titel: 173 - Der Dämonen-Henker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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kargen Mahl.
    »Wann ist es soweit?« fragte Chrysa, als sie satt war.
    »Oggral legt bereits die Henkerskleidung an«, antwortete der Scherge.
    Chrysa wunderte sich darüber, daß sie lächeln konnte, wo der Tod doch nur noch ein paar Schritte von ihr entfernt war. Sie empfand eine gewisse Erleichterung, seit sie wußte, daß das quälende Warten so gut wie vorbei war.
    Der Scherge betrachtete sie mit begehrlichem Blick. »Oggral hätte uns zuerst noch erlauben sollen, mit dir zu spielen«, sagte er grinsend.
    »Verschwinde!« befahl ihm Chrysa furchtlos. Was konnte ihr der Mann jetzt noch anhaben? »Geh mir aus den Augen, du hündisch unterwürfiger Bastard. Wie ist es, wenn man ein Leben lang ohne Rückgrat auskommen, wenn man Tag für Tag Oggrals Stiefel lecken muß? Bleibt da nicht die Selbstachtung mit der Zeit auf der Strecke? Oder hast du so etwas noch nie besessen?«
    Zorn funkelte in den Augen des Mannes, und für einen Moment sah es so aus, als wollte er seinen Dolch aus dem Gürtel reißen und sie töten.
    »Na los!« provozierte ihn Chrysa weiter. »Stoß zu! Nimm mir das Leben! Dann schlägt Oggral dir den Kopf ab!«
    »Verfluchtes Miststück«, spie der Scherge wütend aus. »Du hast mehr Glück, als du verdienst. Wenn du nicht Oggrals Opfer wärst, würdest du erfahren, was mit denen geschieht, die es wagen, mich zu beleidigen.«
    Chrysa lachte höhnisch. »Ja, ich darf mir alles erlauben, weil ich unter Oggrals persönlichem Schutz stehe. Bin ich nicht zu beneiden?«
    Der Scherge entfernte sich. Chrysa rief ihm noch einige Verwünschungen nach, dann war sie wieder allein auf dem makabren Richtplatz – und der Knochenturm holte sich unaufhörlich, was davor aufgehäuft war. Gebein um Gebein wurde ein Raub der vernichtenden Flammen.
    Mit düsterer Miene dachte Chrysa an Kolumban, der noch nicht einmal wußte, daß sein Vater nicht mehr lebte. Man würde es ihm berichten, wenn er zurückkam, und Chrysa hoffte, daß er in seinem Schmerz nicht die Beherrschung verlor und Oggral angriff, denn darauf wartete dieser bestimmt.
    »Sei vernünftig, Kolumban«, flüsterte sie. »Überstürze nichts. Aber vernichte Oggral – für deinen Vater und mich. Räche uns, Kolumban!«
    Wieder öffnete sich das Tor, und diesmal erschien der Dämon in Henkerskleidung.
    Er ging langsam, fast bedächtig. Seine Augen glühten förmlich hinter der schwarzen Flügelhelmmaske, und Windstöße blähten immer wieder seinen langen schwarzen Umhang.
    Das scharfe, blinkende Beil trug er mit beiden Händen, jeder seiner Schritte hallte der weißen Hexe entgegen. Es hörte sich an wie das Ticken ihrer ablaufenden Lebensuhr.
    Vor dem Richtblock blieb Oggral stehen. Chrysa lag auf den Knien.
    »Bist du bereit?« fragte der Henker mitleidlos. Chrysas Schönheit kümmerte ihn nicht mehr.
    Die weiße Hexe war für ihn nur noch Leben , das er zerstören wollte.
    Chrysa hob die Hände, die Ketten klirrten. »Ich habe dich erwartet«, erwiderte sie, als hätte sie jederzeit auch fortgehen können.
    »Hast du mir noch etwas zu sagen?« wollte Oggral wissen.
    »Nur, daß ich dich zutiefst verachte.«
    »Du bereust also nicht, was du getan hast.«
    »Überhaupt nicht. Niemals. Mir tut nur leid, daß es mir nicht gelungen ist, dir die Kehle durchzuschneiden.«
    »Dann ist es Zeit für dich, zu sterben, Hexe!« knurrte der Henker.
    »Die Ghouls werden dein Fleisch und der Turm deine Knochen fressen. Du willst es nicht anders.«
    »Tu nicht so, als hättest du die Absicht gehabt, mich zu begnadigen. Ich weiß, daß du noch nie ein Todesurteil aufgehoben hast. Du hast sie alle vollstreckt.«
    Oggral lachte grausam. »Du kennst mich sehr gut.«
    Er löste die rechte Hand kurz vom langen Stiel des Beils und machte eine rasche Bewegung, mit der er Magie aussandte, die jedoch nicht Chrysa treffen sollte.
    Klirrend sprangen die Metallschellen auf, und die Ketten fielen auf den Boden.
    »Rück näher heran!« befahl Oggral. »Und dann auf den Richtblock mit deinem trotzigen Kopf!«
    Chrysa hätte vielleicht einen Fluchtversuch unternehmen können, aber sie wäre bestimmt nicht weit gekommen. Nein, es blieb ihr nichts anderes übrig, als sich in ihr Schicksal zu fügen.
    Je schneller sie gehorchte, desto eher war es vorbei. Sie atmete tief ein und wurde ganz ruhig. Entschlossen beugte sie sich über den Richtblock, überwand den Abscheu, den sie beim Anblick des Blutes empfand, und legte den Kopf auf das Holz, das viele tiefe Kerben hatte.
    Oggral wählte

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