173 - Der Dämonen-Henker
mir?«
»Wir brauchen dein Haus«, antwortete Oggral kalt.
»Ihr könnt es haben, ihr könnt alles haben!« stieß Hackman heiser hervor.
»Auch dein Leben?« fragte Oggral und lachte hämisch.
»Bitte, nehmt euch alles, was mir gehört, nur… laßt mir mein Leben. Ich flehe euch an …«
Es nützte nichts.
Oggral hatte anders entschieden.
Und sein Henkersbeil bekam wieder Arbeit…
Und alles geschah, während sich Eve Bellamy mit ihrem Sohn in Lance Selbys Haus befand.
***
Mel Bellamy beobachtete seine Mutter, die so blaß war, daß er sich um sie sorgte. »Kannst du nach Hause fahren, Mom?« fragte er vorsichtig.
Sie wischte sich mit einer fahrigen Bewegung über die Augen und seufzte. »Doch, ja. Ich wüßte nicht, was ich lieber täte. Aber diesen Tag werde ich nie vergessen.«
Mel senkte den Blick und ließ die Schultern hängen. »Tut mir ehrlich leid, daß ich dir das eingebrockt habe, Mom.«
Sie strich ihm mit einem verzeihenden Lächeln über das Haar.
»Schon gut. Du konntest nicht wissen, was daraus werden würde, als du dieses… Schwert in unser Haus brachtest. Ich denke, wir sollten alle froh sein, daß die Sache für uns so gut ausging. Sie hätte auch anders enden können, das fühle ich. So, und nun sollten wir kein weiteres Wort mehr darüber verlieren. Steig in den Wagen, Daddy wartet auf uns. Ich denke, wir sollten uns heute alle drei krank melden und versuchen, Abstand zu gewinnen.«
Der Junge nickte.
Meistens kam er sich schon sehr erwachsen vor, aber heute drückte ihn sein schlechtes Gewissen weit zurück und tief hinunter.
Es würde eine Weile dauern, bis er wieder obenauf schwamm.
Sie stiegen in den Escort, und plötzlich stand ein unbekannter Mann neben Eve Bellamy.
»M-o-o-o-m!« schrie Mel, als er sah, was passierte.
Der Mann verhinderte, daß Eve Bellamy die Wagentür schloß. Er trug einen eigenartigen Handschuh, der seine Hand wie eine riesige Maulwurfschaufel aussehen ließ, und er setzte Mels Mutter die scharfen Krallen brutal an die Kehle.
Eve Bellamy versteifte sich. Sie preßte den Hinterkopf gegen die Nackenstütze und wagte nicht, sich zu bewegen.
Mel Bellamy wollte aus dem Escort springen und seiner Mutter zu Hilfe eilen. Raus kam er noch aus dem Wagen, aber dann traf ihn ein harter Schlag, der ihm die Besinnung raubte.
Der zweite Ghoul stieß den bewußtlosen Jungen in den Fond des Wagens und setzte sich neben ihn. Mel rutschte in den Fußraum.
Den Leichenfresser störte das nicht.
Der Mann, der Eve Bellamy mit seinen Klauen in Schach hielt, riet ihr, sich zu keiner Unbesonnenheit hinreißen zu lassen. »Das würde zuerst der Junge büßen und anschließend du!« knurrte er.
»Ich… ich werde nichts tun, was das Leben meines Sohnes gefährdet«, versprach die Frau mit zitternder Stimme.
Der Leichenfresser warf einen Blick auf Lance Selbys Haus. Niemand stand an den Fenstern. Keiner sah, was hier draußen vorging.
Langsam ließ der Ghoul die Frau los, bereit, sofort zuzupacken, diesmal tödlich.
Aber Eve Bellamy behielt die Nerven. Sie wußte selbst nicht, wie sie das schaffte. Sie wollte leben – nicht einmal so sehr für sich als für ihre Familie. Vor allem Mel durfte sie jetzt nicht durch einen Fehler im Stich lassen. Wenn Mel zu sich kam, mußte sie noch für ihn da sein.
Der Ghoul lief um den Escort vorne herum und stieg auf der Beifahrerseite ein. Er befahl der total verängstigten Frau loszufahren.
Eve Bellamy begriff nicht, wieso ihr und ihrer Familie an einem einzigen Tag so viel Entsetzliches zustoßen konnte.
Hatte sich das Unglück der ganzen Welt gegen die Bellamys verschworen?
Als der Escort einen wilden Bocksprung machte, glaubte der Ghoul, die Frau hätte das absichtlich getan, und sofort saß seine Klaue wieder an ihrem Hals.
»Wenn du das noch einmal machst, töte ich dich!« fauchte der Leichenfresser wütend.
Eve Bellamy nahm sich zusammen, so gut es möglich war. Die Nervenbelastung war ungeheuer. Hinzu kam der bohrende Zweifel, daß sie durchzuhalten imstande war.
Ein lächerlich kleiner Fehler konnte zu einer Katastrophe ungeahnten Ausmaßes eskalieren. Davor hatte Eve Bellamy panische Angst – daß ihr Sohn durch ihre Schuld sein Leben verlieren würde.
Dieser nervliche Streß machte sie halb wahnsinnig.
Die Fahrt dauerte zum Glück nicht lange. Eve Bellamy mußte den Escort vor einem Haus anhalten, an dessen Postkasten der Name George Hackman stand.
»Aussteigen!« befahl der Leichenfresser, der neben der Frau
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