1732 - Avanatas Armada
Planetarium von möglichst großer Kapazität."
„Ich sorge dafür", sagte Moira.
Rhodan fing aus ihren nach unten geschlitzten, gelben Augen einen rätselhaften Blick auf. Sie griff an ihr Multifunktionsgerät.
Und in der Sekunde darauf befanden sich die Söldnerin, Tolot, Bull und er selbst schon nicht mehr an Bord der CIRIAC, sondern in der Zentrale der STYX. Sie näherten sich zügig dem zweiten Planeten des Aariam-Systems, Abiigor.
Allerdings stellte nicht die Welt selbst das Ziel dar, sondern eine stabförmige Raumstation von 2090 Metern Länge und 344 Metern Durchmesser. Moira versetzte sie ins Innere der Station.
Der Raum ringsum schien unbegrenzt, man konnte Millionen von Sternen sehen. Entweder die Wände der Station waren transparent, oder es handelte sich um eine Projektion.
„Gib mir den Speicherkristall, Icho Tolot."
Der Haluter reichte der wesentlich kleineren Söldnerin das, was er sorgfältig festgehalten hatte. Sie warf den glitzernden Gegenstand scheinbar achtlos in die Luft. Aus verborgenen Lautsprechern, durch mehrere Holokuben, über flache Schirme liefen in hohem Tempo die Daten ab.
Und es schien, als nehme Moira sie alle gleichzeitig in sich auf.
Der ganze Vorgang dauerte nicht länger als zehn Minuten.
„Avanata...", murmelte die Söldnerin ehrfürchtig. „Ein großer Name aus einer Zeit, die vielleicht glücklicher war als diese oder meine, weil es damals noch Hoffnung gab. Als Kind hörte ich Geschichten über die legendäre Feldherrin. Damals erschien das Universum den Ayindi unendlich, grenzenlos, bis sie auf die Abruse trafen. Der Einflußbereich meines Volkes, in dem wir uns bewegten und die toten Planeten kartographierten, maß damals, zu Avanatas Zeit, bis zu 50 Millionen Lichtjahre."
„Mir fällt auf, daß sich die Schiffe der Ayindi bis heute nicht sehr viel weiterentwickelt haben. Die Form ist immer noch ähnlich."
Moira ließ direkt vor ihren Augen zwei Projektionen entstehen; die eines modernen 800-Meter-Rochenschiffs, und die eines antiken, 4000 Meter messenden Raumers. Sie ähnelten einander wirklich sehr. Nur, daß die Schiffe damals weniger flach, dafür schmaler, länger gestreckt und überhaupt größer gewesen waren.
„Du kannst davon ausgehen, daß die Ayindi zu Avanatas Zeit bereits seit 300.000 Jahren die Raumfahrt beherrschten. Wir müssen davon ausgehen, daß es verschiedene Ayindi-Reiche gab, die vielleicht sogar gegeneinander kämpften. Die Abruse zwang sie zum Zusammenschluß...
Damals schon gehörte es zum Alltag, Sonnen- und Hyperenergie zu nutzen. Die Ayindi versetzten einzelne Himmelskörper, ja ganze Sonnensysteme... Seither sind vier Millionen Jahre vergangen. Daß sich mein Volk nicht kontinuierlich weiterentwickelt hat, dafür gibt es Gründe.
Die Ayindi waren gezwungen, ihr Leben völlig auf den Kampf gegen die Abruse auszurichten. Andere Technologien und Wissenszweige als die militärischen wurden vernachlässigt. Zahlreiche Welten gingen verloren.
Alles, wofür keine Notwendigkeit bestand, wurde unterlassen.
Zwei Millionen Jahre später entdeckten die Ayindi, daß dieses Universum aus zwei miteinander verbundenen Seiten besteht, dem Arresum und dem Parresum. Erst in diesem Augenblick setzte ein neuer technologischer Schub ein, der uns unter anderem die Passageplaneten bescherte. Wie das letztlich geschah, wissen heute nur noch ganz wenige."
„Wir wüßten gern genauer, was damals mit Avanatas Armada geschehen ist."
„Woher denn wohl? Ihr seid die ersten, die uns jemals Daten über den Verbleib gebracht haben."
„Perry meint etwas anderes", warf Bull ungeduldig ein. „Aus welchem Grund ist die Armada aufgebrochen? Was war ihr ursprüngliches Ziel?
Wie war sie überhaupt in der Lage, etwas über die Abruse herauszufinden?"
„Ich kann euch diese Fragen nicht beantworten. Die entsprechenden Daten existieren hier nicht mehr. Da sie für die Gegenwart nicht relevant sind, wurden sie aus den Speichern gelöscht. Das muß mindestens drei Millionen Jahre her sein."
Rhodan und Bull starrten die Söldnerin fassungslos an. Sie konnten nicht verstehen, daß ein bedeutsames Volk wie die Ayindi seine eigene Geschichtspflege sosehr vernachlässigte.
Gewiß, vier Millionen Jahre alte Daten konnte man gut und gern als überholt bezeichnen. Andererseits war gegen die Abruse jedes Detail von Bedeutung.
„Gehen wir die Sache umgekehrt an, Moira." Rhodan gab sich Mühe, mit völlig ruhiger Stimme zu sprechen, nichts vom aufkommenden Zorn
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