1734 - Kampagne der Hamamesch
wesentliche Neuigkeit", berichtete er. „Bis gestern interessierten sich die Kunden stets nur für bestimmte Exemplare aller möglichen Waren. Etwa ein Drittel der Objekte war begehrt, der Rest uninteressant, auch wenn diese Dinge sich äußerlich in nichts von den angeblich besonderen Waren unterschieden. Aber seit heute sind sie verrückt nach allen Sachen. Es gibt keine Ausnahmen mehr. Entweder haben die Hamamesch in der Nacht einen Teil der Waren ausgetauscht; oder sie haben das Unbegreifliche und für mich nicht Meßbare hinzugefügt."
„Ich werde mir selbst ein Bild machen", murmelte Cidem Kassiopeia.
Sie nahm in aller Ruhe sämtliche Informationen auf, die der Roboter gesammelt hatte. Es war nichts dabei, was eine wirkliche Sensation vermuten ließ oder was ihren Instinkt ansprach.
Bevor sie am frühen Nachmittag zum Basar aufbrach, brachten beide Sender, Radio Kreit und TV-Pios einen fast haargenau gleichen Bericht.
Findige Reporter, freie Mitarbeiter, mußten ihn gleichzeitig an beide Stationen verkauft haben.
Die Schlagzeilen lauteten: der größte Wettstreit des Jahres. Die Kampfschulen „Eisenfaust" und „Melbarsöhne" wollten im Hamamesch-Basar CHIOMMEM den Kampf um ihre Vormachtstellung in einer Abenteuerlandschaft austragen.
Cidem Kassiopeia erfuhr weiter, daß das Team von Eisenfaust - der Schulleiter Tereck und seine beiden besten Lehrer, Jusper und Gynav - noch heute per Raumschiff nach Pios II kommen würden.
Und daß der Kopf der Melbarsöhne, Kostar, und zwei seiner besten Kämpfer, ebenfalls im Basar erscheinen würden. Sie wollten allerdings die Transmitterstrecke benutzen.
„Ich informiere mich über die seltsamen Waren", kündigte die TNT-Reporterin an. „Du, Charlie, kümmerst dich um die verrückten Ertruser und ihren Kampf."
*
Cidem Kassiopeia ließ es ruhig angehen. Sie schlenderte gemächlich über die behelfsmäßig angelegten Wege zwischen dem Kreit-Hotel und dem unweiten Turmkomplex des Basars CHIOMMEM. Man hatte einfache Plastikdecken aneinandergereiht und so eine Möglichkeit zur Fortbewegung für Fußgänger und Bodenfahrzeuge geschaffen.
Über ihr herrschte reger Flugverkehr in verschiedenen Höhen. Da ein Verkehrsleitsystem fehlte, war es ein Wunder, daß noch keine wesentlichen Unglücke passiert waren.
Da niemand wußte, wie lange der Basar hier seine Pforten öffnen würde, hatte die Regierung von Ertrus bislang keine Veranlassung gesehen, etwas in dieser Richtung zu unternehmen.
Interessiert betrachtete sie die Hütten, die sich zu beiden Seiten des Behelfswegs aneinanderreihten. Dort wurden Atemmasken, Getränke, Hilfsroboter, Träger, Gleiter und vieles andere mehr angeboten.
Der Hamamesch-Basar hatte eine große Zahl von Händlern aller Art angelockt, die wohl hofften, von dem großen Reklamerummel mitgerissen zu werden und eigene Geschäfte machen zu können.
So war es vor Urzeiten auf den Jahrmärkten gewesen. So würde es bleiben, bis in einer fernen Zukunft alle Völker ausgestorben waren oder sich in vergeistigte Wesen transferiert hatten.
Ertruser kamen ihr entgegen und boten ihr Hamamesch-Bons gegen Galax an. Aber die TNT-Reporterin hatte kein Interesse an irgendwelchen Geschäften.
Sie suchte Dinge, die sie in zugkräftige Reportagen umsetzen konnte.
Und außerdem wollte sie sich einen persönlichen Eindruck von den angeblich so besonderen Waren machen, die die Kunden wie magisch anzogen oder gar süchtig machten.
Kaufen oder eintauschen wollte sie sie nicht.
Seit der Inbetriebnahme der MTC-Transmitterstrecke war der Anteil der Ertruser unter den Besuchern deutlich gestiegen. Aber immer noch landeten Raumschiffe. Unter den Modellen erkannte Cidem alle möglichen.
Auch eine Reihe von terranischen Privatschiffen war nach Pios II gekommen. Und sogar einige Arkoniden und Akonen, obwohl die ja Basare vor der eigenen Haustür besaßen. Und viele, viele andere; darunter viele Nicht-Humanoide.
Sie passierte einen der Torbögen in der Mauer und gelangte in den Innenhof, in dessen Mitte die vier Türme drohend und furchterregend in die Höhe zeigten. Der Anblick allein ließ ihr einen leisen Schauer über den Rücken laufen. Aber er lockte zugleich auch an.
Den Turm und den Eingang wählte sie nicht zufällig. Vielmehr richtete sie sich nach den Informationen, die der TRR-Charlie besorgt hatte.
Auf die Informationsshow hinter dem Tor verzichtete sie. Aber in dem Restaurant dahinter nahm sie ein Getränk zu sich. Der Fußmarsch hatte sie
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