1737 - Das Blut der Zauberin
ist alle schön und gut, aber ich stelle mir die Frage, was sie davon hat. Kannst du mir darauf eine Antwort geben?«
Das tat Bill nicht. Dafür meldete sich überraschend Sheila vom Rücksitz her. »Ist es nicht möglich, dass sie Hilfe braucht?«
Beinahe hätte ich gelacht, riss mich im letzten Moment zusammen.
Bill lachte. »Die Cavallo?«
»Ja, warum nicht?«, sagte ich. »Niemand ist perfekt. Auch sie nicht. Es muss ihr wohl um diese seltsame Tote gegangen sein. Sie hat andere Menschen losziehen lassen, um selbst nicht dabei sein zu müssen. Aber die Früchte erntet sie.«
»Welche denn, John?«
»Keine Ahnung. Wir werden es herausfinden. Davon bin ich überzeugt. Und es ist wichtig, dass wir uns Informationen holen. Kennst du denn diesen Professor Leitner?«
»Nein, nur vom Namen her. Toni Hellmann kennt ihn besser.«
»Dann könnte er uns vielleicht Auskünfte geben.«
Bill glaubte nicht daran, er war der Meinung, dass er zu wenig wusste. »Nur eben, dass diese Serena eine Zauberin gewesen sein soll. Oder es noch immer ist.«
Ich legte meine Stirn in Falten. Da war wieder dieser Begriff gefallen, den Bill schon öfter in den Mund genommen hatte. Eine Zauberin also. Handelte es sich bei ihr vielleicht um eine Magierin, die es geschafft hatte, mit anderen Mächten in Verbindung zu stehen?
Ich wusste es nicht, aber ich wollte es herausfinden, und dazu musste es zu einem persönlichen Treffen zwischen uns kommen. Obwohl ich nicht über alle Einzelheiten informiert war, rechnete ich damit, dass diese Zauberin namens Serena durch Justine Cavallo so etwas wie eine Leibwächterin bekommen hatte, die sicherlich dafür sorgte, dass ihr nichts passierte. So musste ich davon ausgehen, dass ich es mit zwei Personen zu tun bekam.
Von der Autobahn waren wir abgebogen und fuhren die Straße entlang, die in die Hochtäler führte, wo die bekannten Touristenorte lagen.
Bill nahm das Gespräch wieder auf. »Ich habe Toni Hellmann übrigens gesagt, dass wir uns mit ihm in Verbindung setzen, wenn es nötig sein wird.«
»Das ist nicht schlecht, zuvor allerdings möchte ich mir ein Bild machen.«
Bill lachte. »Du willst zu dieser Serena.«
»Klar. Und zum Haus des Professors. Ich werde ihm schon die entsprechenden Fragen stellen.«
Bill war nicht dagegen, erklärte mir aber, dass ich auch mit dem Zusammentreffen einer bestimmten Person rechnen musste.
»Ich habe mich schon auf die Cavallo eingestellt. Mich interessiert wirklich, warum sie das Blut der Zauberin geleckt hat. Da muss es einen starken Grund geben.«
»Ja, das meine ich auch, John. Und ich kann mir vorstellen, dass es sich bei dem Blut um einen besonderen Saft handelt. Oder hast du eine andere Idee?«
»Nein.«
Vom Rücksitz her meldete sich Sheila zu Wort. »Ich muss ja nicht mit zu diesem Leitner.«
»So ist es.«
»Dann setzt mich doch bitte an unserem Hotel ab.«
»Wird erledigt«, erklärte Bill.
Wir näherten uns dem Ort. Die ersten Häuser tauchten auf. Noch standen sie nicht dicht beisammen, zwischen ihnen breiteten sich Grasflächen aus. Eine Schule für Drachenflieger sahen wir auch. Einige Menschen waren dabei, ihre Schirme zusammenzufalten. Der Unterricht wurde auf der Wiese abgehalten.
Der Ort lag dann wie auf dem Präsentierteller vor uns. Ich sah die Hauptstraße, die ihn teilte, aber das war nicht alles, denn die Häuser standen auch an den Hängen und das in unterschiedlicher Höhe.
Von einer großen Ruhe war hier in der Hochsaison nicht viel zu spüren. Paare mit Kindern machten hier Urlaub. Seilbahnen transportierten die Gäste in hohe Regionen. Der ewige Schnee oder das Eis waren auch zu sehen. Da lag auf den Gipfeln eine dicke weißgraue Decke. Sogar Sommerski konnte dort gefahren werden.
»Viel Trubel«, bemerkte ich.
»Du sagst es, John.«
»Aber habt ihr nicht Ruhe haben wollen?«
»Die bekommen wir auch«, sagte Sheila.
»Wieso?«
»Wenn du in die oberen Regionen fährst und dort wanderst, bist du zwar nicht allein, aber du hast deine Ruhe. Das haben wir bereits erleben können.«
»Das glaube ich euch.«
Bill deutete nach rechts. »Und dort liegt unser Hotel.«
»Oh...«
Sheila tippte mir auf die Schulter. »Keine Sorge. Wir wohnen nicht direkt an der Straße.«
Das sah ich in den folgenden Sekunden, denn Bill bog nach rechts in eine schmale Straße ab, die aufwärts führte, und zwar dorthin, wo wenige Häuser standen und um sie herum noch viel Gelände war, sodass man Pools hätte anlegen können.
Es
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