1738 - Der Dämonen-Dom
begleiten.«
Sheila gab keine Antwort. Nur die Blutsaugerin lachte leise. Darum kümmerte ich mich nicht, denn ich ging bereits auf die Tür zu, begleitet vom Knirschen der Scherben, die unter meinen Sohlen zerbrachen...
***
Ich wusste selbst, dass es nicht der perfekte Plan war. Aber was sollten wir tun? Es gab keinen, der besser gewesen wäre. Und etwas unternehmen mussten wir.
Noch war es nicht finster. Aber der hohe Himmel hatte seine Tagesfarbe verloren. Graue Tücher hatten sich über das Land geschoben, nur die Spitzen der Berge leuchteten im letzten Licht der untergehenden Sonne, die das Gebiet mit einem rötlichen Schimmer überzogen hatte.
Es war die normale Welt, die mich umgab. Der Geruch von frischem Heu traf meine Nase. Weiter entfernt sah ich Lichter, die sich bewegten, aber auch welche, die feststanden. Sie grüßten aus unterschiedlichen Höhen, denn dort standen die einsamen Häuser oder vereinzelten Gehöfte der Bauern.
Es war still an der Kirche. Auch innen wurde nicht gesprochen. Kein Flügelschlag erreichte mich aus der Höhe.
Ich warf einen Blick an der Außenfront entlang. Der Platz, wo die beiden Steindämonen gehockt hatten, war leer.
Aber wer besaß die Macht, sie zu erwecken und sie zu lebendigen Monstern werden zu lassen? Da gab es für mich nur eine Erklärung. Dahinter steckte mein Urfeind. Der Teufel, die Hölle, oder wie immer man diese Kraft auch nennen wollte.
Ich erreichte die Seite mit dem zerstörten Fenster. Einige Scherben waren auch nach außen gefallen. Sie lagen im Gras und auf der schmalen Fläche am Außenrand der Kirche, die mit grauen Steinen bedeckt war.
War der Flugdrache noch da? War er verschwunden? Hielt er sich versteckt?
Ich setzte auf die letztere Möglichkeit, denn die Kirche war so etwas wie eine Heimat für ihn. Hier hatte er eine Aufgabe zu erledigen, die mit dem Tod seiner Feinde endete.
Ich wollte, dass er in mir einen Feind sah. Ich präsentierte mich, doch ich musste auch damit rechnen, dass er misstrauisch war, wenn er gesehen hatte, wie ich seinen Artgenossen mit den Silberkugeln erledigt hatte.
Die Ruhe der Berge hüllte mich ein. Es war auch kühler geworden. Den schwachen Wind empfand ich nun intensiver.
Er rauschte nicht, er brachte keine Geräusche mit, und deshalb hörte ich den anderen und auch fremden Laut umso deutlicher.
Ich ging noch einige Schritte von der Kirchenmauer weg, um mehr Bewegungsfreiheit zu haben. Zudem konnte ich die Umgebung so besser beobachten.
Ich wartete darauf, dass sich das Geräusch wiederholte. Herausgefunden, was es genau war, hatte ich nicht, aber es war auch keine Täuschung gewesen.
Um einen besseren Überblick zu bekommen, drehte ich mich im Kreis und bewegte dabei meinen Kopf, weil ich die Welt über mir nicht aus den Augen lassen wollte.
Da war nichts zu sehen. Nur das Grau der intensiver werdenden Dämmerung. Nichts bewegte sich in der Luft, abgesehen von einem hellen Punkt weiter westlich. Aber das war normal. Der Punkt sank dem Flughafen von Innsbruck entgegen.
Nein, ich wollte nicht daran glauben, dass ich mich geirrt hatte. Und wieder schaute ich an der äußeren Fassade der Kirche hoch, während ich gleichzeitig ging und meine Füße jetzt wieder durch das hohe Gras schleiften.
In Höhe des Eingangs, aber ein Stück von ihm entfernt, hielt ich wieder an und blickte an der Schmalseite noch. Hier hatte ich die steinernen Dämonen zum ersten Mal gesehen.
Niemand war mehr da.
Ich schaute trotzdem weiter hinauf – und schrak nach einigen Sekunden zusammen.
Dort hatte sich etwas bewegt!
Ich war mir ganz sicher, dass mir meine Nerven keinen Streich gespielt hatten. Nicht an der Spitze, aber auch nicht direkt über dem Eingang hatte ich die Bewegung gesehen. Es war mehr ein kurzes Zucken gewesen, sonst nichts. Aber es passte auch nicht hierher, denn Steine lebten nun mal nicht.
Es gab keinen Grund für mich, meine Position zu verlassen. Ich wartete und schaute nur in die eine Richtung, in der Hoffnung, dass sich die Bewegung wiederholte.
Vergebens.
Etwa fünfzehn Sekunden ließ ich verstreichen und griff dann zu einem anderen Mittel. So schmal die Leuchte auch war, die ich immer bei mir trug, ihr Licht jedoch war von einer Stärke, über die ich immer nur staunen konnte.
Ich holte die Lampe hervor, schaltete sie ein und verfolgte die weiße Lanze, wie sie an der Fassade in die Höhe glitt, aber leider nicht das Ziel erreichte, was ich mir erhofft hatte. Nur das Mauerwerk wurde
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