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1741 - Die Shanghai-Falle

1741 - Die Shanghai-Falle

Titel: 1741 - Die Shanghai-Falle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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schaute auf die Uhr. »Ich denke, dass der Fahrer bald eintrifft.«
    Suko winkte einer Bedienung zu. Er ließ die kleine Summe auf die Zimmerrechnung schreiben.
    Shao hatte sich bereits erhoben und ging auf den Ausgang zu. Wenn sie in sich hineinhorchte, gefiel ihr die Entwicklung ganz und gar nicht. Das war hier anders als sonst. In London waren sie diejenigen, die ihre Zeichen setzten. Aber hier befanden sie sich in der Fremde, und da hatten andere das Sagen.
    »So, wir können«, sagte Suko, der sie erreicht hatte. »Ich denke, dass der Wagen schon da ist.«
    In der Halle war es angenehm temperiert gewesen, das traf nach wenigen Schritten nicht mehr zu. Da standen sie vor dem Hotel und die warme schlechte Luft schwappte ihnen entgegen.
    Auf der Zufahrt herrschte reger Betrieb. Gäste reisten an, andere fuhren wieder ab. Er war ein regelrechter Wirrwarr aus Taxen, aber in eines dieser Fahrzeuge mussten sie nicht steigen, denn jemand kam auf sie zu und sprach sie an.
    »Suko und Shao?«
    Der Inspektor nickte. »Das sind wir.«
    »Ich bin von Dau Xing geschickt worden und soll Sie zu Ihrem neuen Ziel bringen.«
    »Gut, das war abgesprochen.«
    Nur Suko redete, Shao hielt sich zurück. Sie konnte ihren Blick nicht von diesem Fahrer lösen, der sie in seinem Aussehen an einen Menschen erinnerte, den es zwar gab, der aber nicht in der Wirklichkeit existierte.
    Es fiel ihr wieder ein.
    Goldfinger!
    Genau dieser Film war es. Da hatte es einen Schauspieler gegeben, der den Leibwächter Goldfingers spielte. Der Killer mit dem Hut. Klein, kompakt und tödlich.
    So ähnlich sah dieser Mensch hier auch aus. Nur dass er keinen Hut trug und sein struppiges Haar freilag. Als sie in die Augen des Mannes schaute, sah sie darin ein Glitzern, und das gefiel ihr ebenfalls nicht.
    Suko fragte: »Wo steht der Wagen?«
    »Auf dem kleinen Parkplatz hier am Hotel.«
    »Okay.«
    Sie machten sich auf den Weg. Shao blieb hinter den beiden Männern zurück. Sie beobachtete den schaukelnden Gang des Fahrers, der nicht mal seinen Namen gesagt hatte. Auch das empfand sie als ungewöhnlich.
    Der Typ öffnete ihnen die Tür. Und zwar nur die hinteren der Volvo-Limousine. Der Beifahrersitz war mit einem Karton belegt.
    Shao und Suko sagten nichts. Sie waren fremd hier und stiegen in den Fond. Wenig später waren sie unterwegs, und besonders Shao gefiel diese Fortsetzung gar nicht...
    ***
    Die Stadt erstickte im Verkehr. Manche Menschen, die in ihren Fahrzeugen saßen und von den kühlen Strömen der Klimaanlagen umweht wurden, mussten den Eindruck haben, ebenfalls zu ersticken, wenn sie nach draußen schauten, denn von einer klaren Luft konnte keinesfalls gesprochen werden. Über den Häusern, ob hoch oder niedrig, lag ein Dunst, der manchmal eine gelbliche Farbe hatte.
    Der Wagen war recht bequem, aber Shao saß auf ihrem Platz, als hätte sie einen Ladestock verschluckt. Ab und zu bewegte sie ihren Kopf, um nach draußen zu schauen. Einen Kommentar gab sie nicht ab. Sie sah aus, als würde sie mit sich selbst sprechen.
    Suko war ein geduldiger Mensch. Er hatte es gelernt. In diesem Punkt jedoch gefiel ihm das Verhalten seiner Partnerin ganz und gar nicht. Er wollte auch keine schweigende Person neben sich haben. Außerdem kannte er sie so nicht. Sie hatte sich völlig verändert und war in sich gekehrt.
    »Was ist los mit dir?«
    »Ich denke nach.«
    »Okay, und worüber?«
    »Über uns.«
    »Und was hast du herausgefunden?«
    »Noch nichts«, gab sie mit leiser Stimme zu. »Ich frage mich nur, ob wir alles richtig gemacht haben.«
    Suko dachte kurz nach. »Meinst du, wir hätten uns anders verhalten sollen?«
    »Ja, das denke ich.«
    »Und was denkst du noch?«
    »Dass mir dieser Wagen nicht gefällt. Und es gefällt mir noch weniger, dass wir in ihm sitzen. Ich kann dir den Grund nicht nennen, aber koscher kommt es mir nicht vor. Dabei spielt es auch keine Rolle, ob du dich auf Dau Xing verlassen kannst oder nicht.«
    Suko hatte genau zugehört. Er lachte Shao nicht aus, denn er wusste genau, dass sie nicht spaßte. Sie war ein sensibler Mensch und verließ sich sehr auf ihre Empfindungen.
    »Ich verstehe dich.«
    »Dann bin ich zufrieden.«
    »Denkst du an eine Falle?«
    »Das weiß ich nicht so genau. Mich stört es nur, dass wir nicht unserem eigenen Willen folgen, sondern dem eines anderen. Wir haben hier nichts in den Händen. Wir sind fremd. Man kann uns fernlenken, und das gefällt mir nicht. Warum ist Dau Xing nicht selbst gekommen?

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