1742 - Countdown für KOROMBACH
bleiben.
*
Einer der ersten Wege führte den LFT-Kommissar zum Mond. Und zwar nicht, um von dort aus die Vorbereitungen der Hamamesch zu bestaunen; statt dessen plante er, NATHAN die eine oder andere wenig angenehme Frage zu stellen.
Zu diesem Zweck suchte er eine der vielen Kommunikationsstellen auf.
„Hallo, NATHAN. Ich kehre soeben vom Zentrumskern zurück. Ich staune über die Veränderungen, die im Solsystem stattgefunden haben."
„Inwiefern?"
Die künstlich generierte Stimme klang so natürlich, als habe ein Mensch gesprochen.
Sheremdoc schüttelte unwillkürlich den Kopf. NATHAN mußte verstanden haben, was er meinte. Aber er bemerkte ja nicht zum erstenmal, daß sich die Mondsyntronik in letzter Zeit eigenartig verhielt.
„Die Hamamesch und ihr Basar", erinnerte er dennoch. „Wie ist es möglich, daß sie bis in den Mondorbit vordringen konnten?"
„Sie materialisierten im Solsystem. Anschließend wurde von einer großen Mehrheit unter Homer G. Adams Führung entschieden, daß sie hierher vordringen dürfen."
„Den Ablauf kenne ich inzwischen", versetzte der LFT-Kommissar sarkastisch. „Die Fragestellung ist auch eine andere. Vor meinem Abflug waren deine Befehle klar definiert: Keine Einflugerlaubnis für Hamamesch.
Koka Szari Misonan kann diese Befehle nicht verändert haben, da sie krank war. Demnach hättest du, NATHAN, aufgrund der klaren Sachlage eingreifen müssen. Du hättest in meiner Abwesenheit den Einflug verhindern müssen. Das ist nicht geschehen. Bitte äußere dich dazu."
„Das kann ich nicht."
„Aus welchem Grund?"
Doch die Syntronik gab keine Antwort mehr. So oft es Sheremdoc auch versuchte, NATHAN weigerte sich strikt, über das Thema zu sprechen.
Also suchte er eine der technischen Dienststellen auf, die sich hoffentlich mit NATHANS Innenleben auskannten.
Dennoch blieb die Sache ein Rätsel; nicht einmal die Fachleute vermochten sich diese Art von Reaktion zu erklären.
„Vielleicht hat es mit Projekt Insideout zu tun", vermutete Sheremdoc.
„Nein", sagte eine der Expertinnen. „Wir wissen zwar nicht, was Projekt Insideout genau bewirkt - nur, daß NATHAN dadurch etwa 20 Prozent seiner Kapazität verliert. Er beschäftigt sich mit irgend etwas, das er uns weiterhin vorenthalten will. Aber das hat bisher gewiß nicht seine Fähigkeit beeinträchtigt, Unterhaltungen zu führen."
„Vielleicht will NATHAN ganz einfach nicht antworten."
„NATHAN antwortet immer. Es ist seine Programmierung."
Die Männer und Frauen fluchten leise; sie hatten keine andere Wahl als zuzugeben, daß die Sache ihnen unbegreiflich war.
„Wir werden einen manuellen Check vornehmen", entschied die leitende Expertin deshalb. „Normalerweise prüft NATHAN seinen Zustand ständig selbst. Dabei werden alle Fehlerquellen aufgezeigt. Wir können diesen Check jedoch mit einer speziellen Schaltung auch selbst vornehmen."
„Bitte! Macht das!"
Sheremdoc hatte keine zwei Minuten zu warten - bis er in die aschfahlen Gesichter einer völlig schockierten Expertengruppe blickte.
„Also redet schon."
Drei Worte reichten, sie einzuschüchtern. Sheremdoc konnte sehen, wie sich die Leute zusammenrissen, um vor seinen Augen keine allzu traurige Figur abzugeben.
„Wir... Es sieht aus, als hätten wir ein beträchtliches Problem. Bisher hat Insideout 20 Prozent abgezogen. Aber jetzt sieht es aus, also... als ob NATHAN kurz davor steht, unter der Last seiner Aufgaben zusammenzubrechen. NATHAN konnte überhaupt nicht mehr selbständig reagieren. Entweder Projekt Insideout nimmt plötzlich weitere Kapazitäten in Anspruch, oder die Syntronik hat durch irgendeinen Umstand Schaden genommen."
„Warum erfahren wir das jetzt erst?"
Die Frau schüttelte fassungslos den Kopf.
„Weil NATHAN offenbar alles getan hat, um diese Sache geheimzuhalten."
„Jetzt fragt sich nur noch, aus welchem Grund", murmelte Geo Sheremdoc.
*
Koka Szari Misonan erholte sich rascher, als die Mediker erwartet hatten. Sie brauchte drei weitere Tage, dann war sie wiederhergestellt.
Gemeinsam reduzierten sie dann NATHANS Aufgaben, soweit es möglich war, und wandten sich den dringlichsten Problemen zu. Diese hießen Homer G. Adams und Hamamesch. Ersteres war nicht zu lösen.
Doch das zweite konnten sie zumindest in Angriff nehmen.
Am Morgen des 1. Februar 1218 fanden sich der LFT-Kommissar und die Erste Terranerin am größten Raumhafen der Stadt ein.
Mit einem Shuttle erreichten sie den Mondorbit.
Das
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