1743 - Die Templer-Gruft
Eingang nicht schloss, war das für den Templer ein idealer Fluchtweg, wenn er es geschickt anstellte.
Auf der anderen Seite fragte er sich, ob er das überhaupt wollte. Wenn ihm eine Flucht gelang, hatte er damit nichts gewonnen. Die andere Seite würde ihn weiterhin jagen, und er besaß keine Informationen, warum sie das taten. Okay, er war ein Zeuge, aber letztendlich steckte etwas ganz anderes dahinter.
Der Killer kam näher. Er ging schleichend, jedoch nicht unbedingt langsam. So einer wusste genau, was er tat, und wenn er unsicher war, überspielte er es perfekt.
Er war bereits in das Halbdunkel getreten, doch seine Augen mussten sich erst an die dunkle Umgebung gewöhnen, denn im Freien war es recht hell gewesen.
Godwin stand nicht weit von ihm entfernt. Er wagte nicht, sich zu bewegen. Er hielt den Atem an und hatte den Eindruck, als wäre der Killer dabei, in den Bau hinein zu riechen, jedenfalls hörte er die schnüffelnden Laute.
Nichts geschah. Es erklang kein Ruf, kein scharfes Lachen, der Mann blieb einfach stehen. Er holte auch keine Lampe hervor, um sich Licht zu verschaffen, aber er bewegte den Kopf. Mal schaute er nach links, dann wieder nach rechts, ohne allerdings etwas entdecken zu können.
Für Godwin stand fest, dass er nicht aufgeben würde. Und er hatte den Eindruck, dass der Killer besonders scharfe Sinne hatte.
Der Mann drehte den Kopf nach links.
Erkennen konnte der Mann nichts. Das Regal war mit Flaschen gefüllt.
Godwin musste nur darauf achten, dass er sie nicht anstieß und damit in Bewegung setzte, sodass sie gegeneinander stießen.
Das trat nicht ein. Er atmete auch weiterhin nur ganz flach und zuckte dann zusammen, als er sah, wie sich der Killer noch etwas weiter drehte.
Das war seine Richtung. Hatte der Mann etwas gemerkt? War er so sensitiv, dass er die Aura seines Feindes wahrnehmen konnte?
Godwin wusste es nicht. Er rechnete allerdings mit allem und stellte sich auf das Schlimmste ein.
Sein Gegner stand noch so weit im Hellen, dass er ihn gut erkennen konnte. Eine Waffe entdeckte Godwin nicht in seiner Hand. Aber er selbst besaß eine. Wie automatisch kroch seine Hand auf den Griff des Dolchs zu, der in seinem Gürtel steckte. Der Templer war bereit, ihn einzusetzen.
Bisher hatte sein Verfolger nichts gesagt, was sich in den folgenden Sekunden änderte. Er ließ seine Stimme erklingen, ohne dass er einen Schritt nach vorn gegangen wäre.
»Ich weiß, dass du dich hier versteckt hältst, Templer, und ich sage dir schon jetzt, dass du keine Chance gegen uns hast. Ihr habt eigentlich nie richtig eine Chance gegen uns gehabt. Schon damals nicht, als ihr aus dem Heiligen Land vertrieben worden seid. Wir waren dabei, als Akkon, die letzte Festung der Templer, fiel. Wir haben alles gesehen, das Wissen wurde weitergegeben, und nichts ist vergessen...«
Godwin war wie elektrisiert. Plötzlich war die Vergangenheit für ihn interessanter als die Gegenwart. So wie dieser Killer hatte eigentlich nur jemand sprechen können, der informiert war, der die Geschichte der Templer kannte. Godwin löste sich von dem Gedanken, es mit einer Gestalt aus dem Baphomet-Clan zu tun zu haben. Das hier war ein anderer Gegner.
Woher stammte er?
Ein Muselman, einer der Ungläubigen, wie die Templer ihre Feinde genannt hatten? Einer, der Rache nehmen wollte und auch etwas über die Templer-Gruft wusste?
Das alles war nicht von der Hand zu weisen, aber die Verbindung konnte Godwin nicht ziehen. Er tappte einfach noch zu sehr im Dunklen und hoffte, dass es erhellt wurde.
Welche Gruppe hatte es in der Vergangenheit gegeben, die sich als Feinde der Templer ansah?
Es gab sie. Davon war Godwin überzeugt. Er dachte stark darüber nach, aber er kam zu keiner Lösung. Auch wurde er durch seine starke Aufmerksamkeit zu sehr abgelenkt.
Was immer damals passiert war, es musste einen Zusammenhang mit der Gruft und auch mit diesem jetzt toten Henri Graham geben.
»Ich werde dich finden, Templer. Und ich werde dich töten.«
Godwin hätte gern nach dem Grund gefragt. Er ließ es bleiben, weil er nicht wollte, dass der Mann seinen Standort erfuhr. Erst mal ruhig bleiben und dem anderen das Handeln überlassen.
Der Killer sagte nichts mehr. Aber er ging weiter. Und genau in die Richtung, in der sich Godwin aufhielt. Ein Aufeinandertreffen war nicht zu vermeiden.
Der Templer wollte ihn ablenken, solange er noch nicht entdeckt worden war. Das Regal, neben dem er stand, war mit Weinflaschen gefüllt.
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