1743 - Die Templer-Gruft
sehen. Eben die, die Sie uns beschrieben haben.«
»Gut, dann haben wir schon einen ersten Erfolg erzielt.«
»Das meine ich auch. Aber wir haben auch ein Problem, Sir. Es gibt zwei Tote.«
Der Superintendent schwieg, und so fühlte ich mich bemüßigt, weiterzureden. In den folgenden Sekunden erfuhr er, was Suko und mir passiert war. Er atmete einige Male tief durch und erkundigte sich nach irgendwelchen Verbindungen zu den Templern.
»Sorry, Sir, die haben wir bisher nicht gefunden.«
»Werden Sie weiterhin suchen?«
»Wir versuchen es. Möglicherweise gibt es noch Notizen, die der Killer übersehen hat. Allerdings wurde ein Laptop radikal zerstört. Das hilft uns nicht weiter.«
»Dann versuchen Sie es auf die altbewährte Art. Wenn Sie es dann für richtig halten, werde ich mich mit einer bestimmten Stelle in Verbindung setzen und erklären, dass Henri Graham tot ist.«
»Haben Sie das nicht schon?«
»Nein, John, bewusst nicht. Das ist unser Fall, und den möchte ich mir nicht aus der Hand nehmen lassen.«
»Okay, ich habe verstanden und werde mich wieder melden. Allerdings muss ich später die Mordkommission verständigen.«
»Das überlassen Sie alles mir.« Sir James hatte noch eine Frage auf dem Herzen. »Dieser namenlose Tote, John, kommt der Ihnen vielleicht bekannt vor?«
»Nein, den habe ich noch nie gesehen.« Ich gab meinem Chef eine kurze Beschreibung und wies auch darauf hin, welchen Verdacht wir hatten.
»Araber?«
»Ja, Sir, ich denke, dass wir in diese Richtung forschen müssen. Was ich Ihnen jetzt sage, beruht auf Spekulation. Möglicherweise hat dieser Mord an Henri Graham auch mit der Vergangenheit des Templer-Ordens zu tun.«
»Das könnte zutreffen. Zumindest würde das Motiv darauf hinweisen. Diese mit Knochen gefüllte Gruft sieht mir nicht eben neu aus.«
»Genau das meine ich auch.«
»Dann höre ich wieder von Ihnen.«
»Sicher, Sir.«
Suko hatte sich bereits an die Durchsuchung gemacht. Er hatte in der Zwischenzeit die übrigen Räume inspiziert, aber nichts gefunden, was uns weiter geholfen hätte. Ein Schlafzimmer, ein Bad und eine Küche sowie ein leerer Abstellraum.
Ich half Suko bei der Durchsuchung des Arbeitszimmers. Wir wühlten alles durch, das war wirklich wie in alten Zeiten. Heutzutage gehörte es ja zum guten Ton, irgendwelche Aufzeichnungen zu speichern, aber in diesem Fall hatten wir kein Glück.
Trotzdem gaben wir nicht auf. Wir bauten den Schreibtisch fast auseinander, schauten auch in den Regalen nach, klopften Wände ab, um nach irgendwelchen Tresoren zu suchen, doch das große Pech blieb an unseren Füßen kleben.
»Hat er denn nichts hinterlassen?«, murmelte Suko und schüttelte den Kopf.
»Vergiss nicht, welcher Branche er angehörte. Henri Graham war ein Profi.«
»Leider.«
Aber wir fanden trotzdem etwas. Aber nicht in seinem Arbeitszimmer, sondern im Schlafzimmer. Beide mussten wir lachen, als wir das schmale Buch in einer Schublade des Nachtschranks fanden.
Es war eine Abhandlung über die Templer. Von der Entstehung des Ordens bis in die Gegenwart. Es waren rund hundert Seiten, die es zu lesen galt.
Das Buch war für den Agenten offenbar wichtig gewesen, und ich wollte erfahren, ob es einen Hinweis für uns enthielt, der uns vielleicht weiter brachte.
Ich blätterte das Buch durch und fand besonders im letzten Drittel einige Seiten, auf denen Sätze mit einem gelben Stift markiert waren.
Die las ich natürlich. Schnell fiel mir auf, dass der Name Godwin de Salier mehrere Male erwähnt wurde. Auch der Ort Alet-les-Bains, in dem die Templer ihre Heimat in einem Kloster gefunden hatten, stand dort.
Hier hatte jemand Material über die Templer gesammelt, und ich fragte mich, warum er das getan hatte. Es musste meiner Meinung nach etwas geben, das auch den heutigen Templer-Führer sehr interessierte. Ob es nur das Bild von dieser alten Gruft mit der goldenen Rüstung gewesen war?
Ich hatte keine Ahnung, ließ mich aber auf der Bettkante nieder und studierte die einzelnen Seiten.
Und ich hatte Erfolg. Einige Male stieß ich auf einen Begriff, der mich hellhörig werden ließ. Ich kannte ihn. Er war mir nicht fremd, aber er hatte nichts direkt mit den Templern zu tun.
Die Assassinen!
Meine Gedanken stockten, und ich las auch nicht weiter, sondern dachte über den Begriff nach.
Wer waren diese Assassinen? Sie als spätmittelalterliche Killer zu bezeichnen war zu wenig. Jedenfalls waren sie ein Geheimbund der Ismailiten, der um 1090,
Weitere Kostenlose Bücher