1743 - Die Templer-Gruft
In den einzelnen Fächern lagen sie übereinander. Der Templer streckte den rechten Arm aus und griff nach der obersten Flasche.
Er löste sie von den anderen und wog sie in der Hand. Sie war ein gutes Wurfgeschoss, mit dem er den Killer ablenken und auf eine andere Spur bringen konnte.
Noch bewegte sich der Mann.
Er trat so leise auf, dass er nicht zu hören war. Kein Dreck knirschte unter seinen Sohlen. Das Tageslicht erreichte ihn kaum noch, dennoch hob sich seine Gestalt vor dem etwas helleren Hintergrund gut ab.
Godwin suchte sich das Ziel aus, wo die Flasche landen sollte. Er wollte sie nicht vor die Füße des Mannes werfen, sondern sie rechts von ihm landen lassen.
Ein kurzes Ausholen mit der Hand, dann ließ der Templer die Flasche los.
Sie nahm ihren Weg durch die Luft – und landete neben dem Killer auf dem Boden, wo sie mit einem lauten Knall zerplatzte.
Damit hatte der Typ nicht gerechnet. Er zuckte zur Seite, schaute zu Boden, und in diesem Augenblick startete Godwin seinen schnellen Angriff...
***
Es kam auf Sekundenbruchteile an. Das Messer konnte mich treffen, aber auch ich hatte eine Kugel auf die Reise geschickt, und die war schneller als die Klinge.
Ich hatte nicht genau zielen können und einfach nur auf den Körper gehalten. Das geweihte Silbergeschoss traf jedoch die Kehle des Mannes. Er zuckte zurück, Blut spritzte aus der Wunde – und das Messer flog an mir vorbei, zwar haarscharf, aber immerhin.
Der Einschlag hatte den Mann bis gegen die Wohnungstür gestoßen. Dort sackte er zusammen, wobei noch immer Blut aus seiner Kehle pulste, nur nicht mehr mit dieser Intensität.
Ich sah Suko an meiner Seite und hob die Schultern. »Ich hatte keine andere Wahl.«
»Ist schon okay.«
Wir gingen beide auf den so ungewöhnlich gekleideten Mann zu, der die Welt der Lebenden verlassen hatte. Die Kapuze war nach hinten gerutscht, sodass sein Gesicht freilag. Es war für uns ein fremdes Gesicht. Aber auch das Gesicht eines Mannes, dessen Herkunft nicht Mitteleuropa war. Die Haarfarbe, auch die der Haut und überhaupt das gesamte Gesicht wiesen auf einen Menschen hin, der aus dem Orient stammte und arabischen Ursprungs war.
Auch das war für uns ein Rätsel. Vorerst noch. Aber ich ging davon aus, dass es eine Verbindung zu den Templern geben musste, obwohl ich mir momentan noch keine vorstellen konnte.
Dann stellte sich die Frage, was er in dieser Wohnung gesucht hatte. Der Mann, der hier gelebt hatte, war tot. Aber er musste etwas hinterlassen haben, und da der Dieb bereits im Begriff gewesen war, die Wohnung zu verlassen, konnten wir davon ausgehen, dass er unter Umständen das bei sich trug, was er gesucht hatte.
Suko verfolgte den gleichen Gedanken wie ich. Er machte sich daran, den Toten zu durchsuchen. Persönliche Dinge fand er nicht, dafür jedoch einen Umschlag, den er mir entgegen hielt.
»Schau selbst nach«, sagte ich.
Suko öffnete den Umschlag. Die Spannung hielt sich bei mir in Grenzen. Ich hatte einen bestimmten Verdacht, und der wurde wenig später bestätigt.
Mit spitzen Fingern zog Suko ein Foto hervor. Er richtete sich auf und schaltete das Licht ein. Es war zum Glück so hell, dass wir das Motiv erkannten.
»Das ist es doch«, sagte Suko.
Ja, das war es. Ich erinnerte mich daran, wie wir im Büro unseres Chefs gesessen hatten. Da war es unter anderem auch um ein bestimmtes Foto gegangen.
Und hier sahen wir einen Abzug.
Die Knochen, die in einer Höhle lagen. In der Regel Totenschädel. So dicht an dicht, dass die hochkant gestellten Waffen aus dieser Masse hervorragten und nicht zur Seite gekippt waren.
»Das hat er gesucht und gefunden, John. Ich denke, dass er alle Beweise vernichten wollte.«
»Ja, aber warum?«
Darauf konnte er mir keine Antwort geben. Wir hatten keine Spur, nur einen Beweis bekommen. Unser Chef hatte uns das Motiv beschrieben. Es war so etwas wie das Corpus Delicti.
Aber wo fanden wir die Knochengruft?
Ich hatte keine Ahnung, verließ den Toten und ging in den schon durchsuchten Wohnraum. Dabei dachte ich daran, dass unsere Spezialisten ihn unter die Lupe nehmen sollten. Es war durchaus möglich, dass sie noch den einen oder anderen Hinweis fanden.
Zuvor musste ich telefonieren. Das tat ich mit unserem Chef, der sich sehr schnell meldete, als hätte er nur darauf gewartet, dass ich anrief.
»Sir, Sie hatten den richtigen Riecher.«
»Das dachte ich mir. Haben Sie etwas gefunden?«
»Ja, ein Foto. Darauf ist die alte Knochengruft zu
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