1745 - Die Ketzerbibel
leicht starren Blick, in dem auch ein wenig Misstrauen lag.
»Darf ich Ihnen etwas sagen?«
»Gern.«
»Sie reden wie eine Frau, die sich mit der Polizeiarbeit ein wenig auskennt. Den Eindruck habe ich zumindest.«
Glenda konnte sich das Lächeln nicht verkneifen. »Da könnten Sie richtig liegen.«
»Sind Sie Polizistin, mal direkt gefragt?«
Sie legte einen Teil der Karten auf den Tisch. »Nicht im eigentlichen Sinn des Wortes. Aber ich bin bei Scotland Yard angestellt.«
Jetzt wurde der Blick noch aufmerksamer. »Scotland Yard also?«
»Genau. Und das ist nicht alles. Ich habe da so einiges erfahren. Dabei ging es nicht nur um normale Fälle, sondern auch um Vorgänge, die mit der Vergangenheit zu tun haben oder die dort ihren Ursprung hatten.«
Armand furchte wieder die Stirn. »Können Sie sich etwas genauer ausdrücken?«
»Dann müssten auch Sie die Karten auf den Tisch legen. Für mich sind Sie kein normaler Mönch. Ich denke, dass in diesem Buch einiges geschrieben steht, das in der Vergangenheit sehr wichtig gewesen ist und jetzt wieder hochkommt. Das Buch war meiner Ansicht nach lange verschollen, und diejenigen, über die dort etwas geschrieben steht, wollen nicht, dass es in bestimmte Hände gerät.«
»Sie haben sehr gut nachgedacht.«
»Danke. Und das könnte ich auch noch weiter.«
Er winkte ab. »Lieber nicht, es wird sonst zu heiß.«
Das wollte Glenda nicht akzeptieren. »Wenn es um eine bestimmte Gruppe von Menschen aus der Vergangenheit geht, dann fällt mir eigentlich nur ein Name ein.«
»Und der wäre?«
»Die Templer!«
Die Antwort hatte gesessen. Selbst der sonst so cool wirkende Armand war von ihr überrascht worden. Er hatte etwas sagen wollen, hielt sich allerdings zurück, und so fragte Glenda lässig: »Na, habe ich ins Schwarze getroffen?«
»Fast«, flüsterte er. Dann räusperte er sich. »Aber wie kommen Sie auf die Templer?«
»Weil ich mich mit ihnen beschäftigt habe. Und nicht nur mit der Vergangenheit dieser Gruppe, sondern auch damit, wie sie sich in der Gegenwart organisiert haben. Und ich behaupte jetzt, dass die Templer Freunde von mir sind.«
Armand sagte erst mal nichts. Er überlegte. Er schaute Glenda an und ließ sie nicht aus dem Blick, die ihn wiedergab. Nach einer Weile sagte er mit leiser Stimme: »Sie kommen aus London und arbeiten bei Scotland Yard.«
»Das sagte ich schon. Glauben Sie mir nicht?«
»Doch, ich glaube Ihnen, Glenda. Ich hätte da nur eine Frage. Sagt Ihnen der Namen John Sinclair etwas?«
»Unsere Büros liegen nebeneinander«, erwiderte Glenda trocken.
»Aha.« Der Mann nickte. »Das musste ja so kommen, wenn ich bedenke, was Sie alles wissen.«
»Dann kennen Sie John Sinclair?«
»Nicht persönlich. Mein Chef kennt ihn. Beide sind gut befreundet.«
»Und wer ist Ihr Chef?«
Armand ließ die Katze jetzt aus dem Sack. »Es ist Father Ignatius.«
Glenda lachte und sagte: »Dann gehören Sie zum Geheimdienst des Vatikans. Zur Weißen Macht.«
»Das ist genau richtig, Glenda...«
***
Eigentlich hatte Glenda es nur wie nebenbei gesagt, nun aber riss sie die Augen auf und sagte erst mal nichts. Dafür blickte sie in das Gesicht des Mönchs und suchte darin nach einem Ausdruck des Argwohns, den sie jedoch nicht fand. Aber das Geständnis hatte sie schon sprachlos gemacht, und sie wusste auch, dass es stets große Probleme gab, wenn der Geheimdienst des Vatikans mit im Spiel war.
»Das ist eine Überraschung«, gab Glenda schließlich zu. »Damit habe ich nicht gerechnet. Alle Achtung.«
Armand lächelte verhalten. »Manchmal geht das Schicksal ungewöhnliche Wege, aber wir müssen uns damit abfinden, das ist nun mal so. Niemand kann seinem Schicksal entrinnen, wobei ich daran denke, dass Sie eine ungewöhnliche Frau sind, zwar mit einem normalen Beruf und doch an exponierter Stelle.«
»Ach, das ist nicht so schlimm. Ich übernehme normale Büroarbeiten.«
»Bei einem John Sinclair?«
»Sicher. Sie fallen dort an. Ob Sie es glauben oder nicht. Natürlich habe ich Einblick in die verschiedenen Fälle, und deshalb ist mir auch die Weiße Macht ein Begriff, wobei mir auch bekannt ist, dass ihre Agenten in der ganzen Welt verteilt sind, um bestimmte Vorgänge unter Kontrolle zu halten oder dafür zu sorgen, dass sie gar nicht erst entstehen.«
»Im Prinzip gebe ich Ihnen recht.«
»Schön. Dann können wir ja die Karten auf den Tisch legen.« Glenda deutete auf sich. »Ich für meinen Teil mache hier wirklich Urlaub.
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