1745 - Die Ketzerbibel
können. Ich machte mir schon Gedanken darüber, wie eine große Suche gestartet werden konnte, als sich das Telefon auf meinem Schreibtisch meldete.
Suko zuckte zusammen und mir erging es ebenso.
»Heb ab, John.«
Ich nickte, kam Sukos Wunsch allerdings erst nach dem vierten Läuten nach.
»Endlich!«, hörte ich die Frauenstimme.
Mein Herz machte zwar keinen Sprung, aber weit war es davon auch nicht entfernt.
»Glenda!« Ich sackte auf meinem Stuhl fast zusammen, während Suko starr saß.
»Ja, wer sonst.«
»Was ist denn passiert?«
»Einiges, John.«
Mir war das Zittern in ihrer Stimme nicht entgangen. Meine Sorge wuchs. »Und von wo rufst du jetzt an?«
»Noch immer aus Frankreich, aus Bresson.«
»Heißt so dein Urlaubsort?«
»Ja, und ich bin hier nicht weggekommen. Es ist zu viel passiert.«
»Mit dir?«
»Ja. Wobei ich froh sein kann, noch am Leben zu sein. Das ist schon ein Hammer gewesen.«
»Okay, lass hören.«
Beide lauschten wir. Wir stellten keine Zwischenfragen, als Glenda uns alles detailliert schilderte. So erfuhren wir von einem geheimnisvollen Buch, das auch als Ketzerbibel bezeichnet wurde, und Glenda klärte uns darüber auf, dass es früher mal Templer gegeben hatte, die aus Wut, Hass und Frust zu den Assassinen gewechselt waren.
Mir war das neu. Nur der Weißen Macht nicht, denn dieser Geheimdienst hatte einen Agenten geschickt, der die Suche nach der Ketzerbibel mit dem Leben bezahlt hatte.
Zum Schluss sagte Glenda: »Mich hat man nicht gefunden, aber man weiß um meine Existenz, John. Dann gibt es noch etwas. Das Buch befindet sich noch immer in meinem Besitz, was ich nicht gerade als reizvoll empfinde.«
»Das kann ich nachvollziehen.«
»Jedenfalls bin ich noch immer hier in Frankreich und nicht in London. Was können wir tun?«
»Im Moment nichts«, sagte ich. »Wir sitzen hier, du bist in Frankreich. Sogar im Süden.«
Sie lachte und sagte dann: »Ich weiß, worauf du hinaus willst, John. Godwin de Salier könnte vielleicht eher bei mir sein als du.«
»Das glaube ich nicht, Glenda. Du unterschätzt die Entfernungen. Von London nach Nizza gehen täglich Flüge. Und wie weit liegt der Ort von Nizza entfernt?«
»Nur ein paar Kilometer. In der Nähe von Grasse.«
»Gut, dann werden wir kommen. Bleib bitte, wo du bist. Wie heißt das Hotel?«
Ich erfuhr den Namen.
»Okay. Ich weiß, dass noch eine Maschine in den Süden fliegt.«
»Ja, am frühen Nachmittag!«
»Das müsste reichen.«
»Willst du trotzdem Godwin de Salier informieren?«
»Ich weiß es noch nicht.«
»John, es geht auch um die Templer. Vielleicht ist das auch für Godwin neu.«
»Alles richtig. Zuvor werde ich bei dir sein. Dann können wir immer noch nachdenken. Eine Frage. Was weiß man über dich?«
»Ich denke, dass man nicht viel weiß. Man hat mich in dem alten Kloster gesehen. Sehr hell war es dort nicht. So rechne ich mir schon eine Chance aus.«
»Aber du wirst im Hotel bleiben, hoffe ich.«
»Ja.«
»Gut, dann sind wir so schnell wie möglich bei dir. In Nizza nehmen wir uns einen Leihwagen.«
»Bis bald.«
Als ich auflegte, stellte ich fest, dass ich nass geschwitzt war. Der Anruf hatte mich mitgenommen.
Ein Räuspern ließ mich nach links zur Bürotür schauen. Dort stand Sir James. Ich wusste nicht, was er von meinem Gespräch mit Glenda mitbekommen hatte. Zu fragen brauchte ich ihn nicht. Er erklärte uns, dass er Bescheid wusste.
Damit stand auch einer Reise nach Frankreich nichts im Weg. Sir James wollte sich persönlich darum kümmern und wenn die Maschine noch auf uns warten musste.
»Haben Sie beide schon etwas von einer Ketzerbibel gehört?«
»Bisher nicht«, sagte ich. »Und mir war auch unbekannt, dass es Templer gegeben hat, die sich mit den Assassinen zusammengetan haben. Damals ist wirklich eine Menge passiert. Selbst mit Godwin habe ich darüber noch nicht gesprochen. Wir sind immer nur von der Linie ausgegangen, die zu Baphomet führt.«
»Das Leben birgt eben immer wieder neue Überraschungen. Sie werden Ihren Freund de Salier doch einweihen, denke ich.«
»Ja, aber erst später, jetzt müssen wir erst mal den Flieger bekommen, sonst ist bei Glenda Hängen im Schacht, denn ich glaube nicht, dass die andere Seite sie vergessen hat.«
»Das kann ich mir auch nicht vorstellen«, erwiderte Sir James.
***
Wir hatten Glück gehabt, denn als wir den Flughafen erreichten, dauerte es noch gut eine halbe Stunde, bis der Flieger in Richtung Nizza
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