1751 - Flucht ins Verderben
sie wie eine Pelle vom Gesicht abziehen konnte.
Er ließ das Teil los und richtete sich auf. »Hast du das gesehen?«, hauchte er.
Paul nickte nur, denn sprechen konnte er nicht.
»Und? Hast du eine Erklärung?«
»Nein.«
Karel trat mit dem Fuß auf. »Wir haben beide diesen Verwesungsgeruch wahrgenommen.« Er deutete auf die Leiche und musste erst mal durchatmen. »Aber ich glaube nicht, dass der Tote ihn hier abgegeben hat. Er ist noch nicht lange tot. Er kann nicht verwest sein.«
»Aber er sieht anders aus.«
»Na und?«
»Da kann auch der Zustand der Verwesung schneller fortgeschritten sein, meine ich.«
Karel lachte kratzig. »Nein, das glaube ich einfach nicht. Das hier ist was ganz Neues.«
»Und weiter? Ich habe keine Ahnung, ich weiß nur, dass ich den Geruch nicht aus meiner Nase weg bekomme, mehr kann ich dir dazu nicht sagen.«
»Und wo kommt er dann her?«
»Mann, Paul, das weiß ich auch nicht.«
Die beiden Männer kannten sich schon lange. Sie hatten bei den meisten Jobs bisher zusammengearbeitet, hatten alle Probleme, die sich dabei ergaben, gemeinsam gelöst. In diesem Fall jedoch liefen die Dinge anders. Normalerweise hatte einer von ihnen immer eine Idee, wenn der andere nicht mehr weiter wusste.
Jetzt starrten sie die Gestalt an, die vor Kurzem noch ein lebender Mensch gewesen war, und keiner von ihnen wusste einen Rat. Sie konnten sich nicht vorstellen, wie dieser Mann ums Leben gekommen war, und das machte ihnen zu schaffen.
Eines aber war geblieben. Der Geruch nach Verwesung. Und das war nach wie vor ein Rätsel für sie.
Karel löste sich von der Leiche. Er ging einen Schritt zur Seite und schnüffelte stärker.
Der Geruch verstärkte sich.
Paul konnte es nicht nachvollziehen, aber er glaubte seinem Freund und trat an seine Seite. Sekunden später gab auch er einen Kommentar ab.
»Verdammt, du hast recht.«
»Klar habe ich recht.«
»Und jetzt?«
»Es gibt nur eine Erklärung. Da der Geruch stärker geworden ist, kommt etwas auf uns zu.«
Paul wollte lustig klingen, als er fragte: »Etwa eine Leiche? Ein lebender Toter?«
»Weiß ich nicht.«
»Es gibt keine Zombies.«
Schweigen. Niemand sprach mehr, sie konzentrierten sich – und es war plötzlich etwas zu hören, was den beiden abgebrühten Bodyguards einen kalten Schauer über den Rücken trieb.
Vor sich hörten sie ein Rascheln, dann so etwas wie dumpf klingende Schritte, und Paul riss seine Lampe hoch, um in Richtung der Geräusche zu leuchten.
Beide sahen, was da auf sie zukam und beide waren so geschockt, dass sie stumm blieben...
***
Es war ein Mensch. Zumindest von der Figur her. Ob sie es tatsächlich mit einem normalen Menschen zu tun hatten, wussten sie nicht, denn der Ankömmling verdiente auch den Namen Horrorgestalt.
Er trug einen Umhang oder eine Kutte. Die Farbe war zunächst nicht zu erkennen, bis das Licht den Stoff traf und die Männer eine rote Kutte sahen. Das brachte sie auf den Gedanken, dass sie es nicht mit einem Mönch zu tun hatten. Diese Gestalt war etwas anderes, und von ihr ging dieser Geruch nach Verwesung aus.
Karel fasste sich als Erster. »Verdammt, der muss einfach tot sein!«
»Keine Ahnung. Was machen wir?«
»Schießen...«
In diesem Augenblick machte die Gestalt einen langen Schritt, und dann noch einen. Sie stand plötzlich vor den beiden. Und es kam einem Zufall gleich, dass die beiden Lichtkreise genau in das Gesicht strahlten, sodass es wie auf dem Präsentierteller vor ihnen lag.
»Was ist das denn?«, keuchte Paul.
»Ich weiß es nicht.«
Beide waren überfragt, denn das Gesicht kam ihnen wirklich schlimm vor. Es war entstellt, und das lag an der Haut, die als dicke Schicht auf den Knochen lag und sich wie Teig ausbreitete.
Der Mund war zu einem schiefen Maul geworden und zeigte ein widerliches Grinsen. Augenbrauen waren nicht zu sehen. Dafür lagen die Augen in teigigen Höhlen. Ob auf dem Kopf Haare wuchsen, war auch nicht zu sehen, denn der wurde von der Kapuze verdeckt.
»Wer ist das?«
»Bestimmt kein normaler Mensch, Paul.«
»Schröders Mörder?«
»Das denke ich auch.«
»Dann legen wir ihn um.«
Genau das hatten sie vor. Es gab für sie keine andere Möglichkeit. Beide zogen ihre Waffen. Es waren zehnschüssige Glock-Pistolen. Die Kugeln würden die Gestalt zerfetzen.
Die Gestalt war schneller. Sie hatte alles gehört. Dann griff sie an, und beide Männer erlebten die Hölle...
***
Wir hatten das Haus verlassen, befanden uns wieder im
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