1753 - Die Crypers
worden, die Nahrungsvorräte wurden ergänzt, Artam-Con nahm sogar, zum Schein, wie ich vermutete, eine Ladung verschiedener Waren an Bord.
Alles sah danach aus, daß wir bald die Grenzländerstation KOTTATT verlassen würden.
Wenn wir handeln wollten, Tekener und ich, dann müßten wir sehr bald handeln, ehe es zu spät war und wir immer tiefer hinein in die Kleingalaxis verschleppt wurden.
Verglichen mit der Milchstraße oder Andromeda war Hirdobaan zwar geradezu eine Zwergengalaxis, aber sie war durchaus ausgedehnt genug, um zwei isolierte Galaktiker für alle Zeiten darin verschwinden zu lassen. Und ich erinnerte mich, daß ich einmal eine Wartezeit von fast zehn Jahrtausenden hatte absitzen müssen, nur um ein einfaches Ticket von Larsaf-III nach Arkon buchen zu können ...
5.
Die Verpflegung bei den Crypers ließ zu wünschen übrig: Coram-Tills Leute bevorzugten Nahrung, die auf uns reichlich wäßrig und fade wirkte und außerdem einen unangenehm hohen Salzgehalt aufwies. Der einzige Vorzug dieses Essens war, daß es sättigte und kaum dazu geeignet war, Speckansätze zu fördern.
Nach dem Essen wurden wir wieder eingesperrt. So lange Coram-Till in der Nähe war, verhielten sich seine Leute respektvoll; sobald er nicht mehr in Sichtweite war, wurden ihre Umgangsformen ruppiger. Ganz eindeutig mochten sie uns nicht besonders: Wir waren schuld daran, gleichgültig, was wir sagten, daß Phana-Corg vor zehn Jahren getötet worden war, und man ließ uns fühlen, wie beliebt Phana-Corg bei den Crypers gewesen war.
„Ich habe es vom ersten Augenblick an geahnt", stellte Ronald Tekener grimmig fest. „Moira wird uns noch jede Menge Ärger einbringen. Offenbar sogar jetzt noch, nachdem sie sich von uns getrennt hat."
Ich hob die Schultern. Es gab Wichtigeres zu bedenken.
„Was machen wir - reißen wir aus, oder versuchen wir unser Glück bei Coram-Till? Wie ist deine Ansicht, Tek?"
Der Smiler wiegte den Kopf. Chancen und Aussichten gegeneinander abzuwägen war eine seiner Spezialitäten; er hatte ein untrügliches Gespür für versteckte und offene Risiken und dafür, wie weit er sein Blatt ausreizen durfte.
„Mein Gefühl sagt mir, es wäre besser, hier zu verschwinden und zu unseren Leuten zurückzukehren", antwortete er schließlich. „Irgendwo dort draußen schwirrt die ATLANTIS herum, und unsere Leute wissen nicht, wo wir stecken. Auf der anderen Seite können die Crypers um Coram-Till uns entscheidend weiterhelfen, wenn es darum geht, die Geheimnisse Hirdobaans zu erkunden. Vom Verstand her würde ich sagen: Lass uns hierbleiben und Coram-Till bearbeiten. Ein paar Tage noch, dann haben wir ihn mürbe, dann wird er uns vertrauen."
„Was wir jetzt reden, fände er bestimmt nicht sehr vertrauensvoll", warf ich lächelnd ein. „Bist du dir sicher mit ihm?"
Tek nickte und richtete sich auf seinem Lager auf.
„Ihm imponieren vor allem die Eigenschaften, die er selbst hat: Kaltblütigkeit als Zügel seiner Leidenschaft, zum Beispiel. Ihm imponiert meine Nervenstärke beim Bluffen, ihn beeindrucken deine Intelligenz und Umsicht. Er weiß unsere Loyalität gegenüber unseren eigenen Leuten zu schätzen. Es war gut, daß wir Moira wenigstens ein Stück weit in Schutz genommen und Phana-Corgs Handlungsweise massiv attackiert haben: Hätten wir den Angriff auf Coma-6 gutgeheißen oder alle Schuld auf Moira geschoben, wäre sein Mißtrauen eher gesteigert worden. Er hätte uns als Feiglinge verachtet."
Ich nickte. Seine Analyse klang bestechend gut und richtig.
„Coram-Till braucht für seinen Kampf Hilfe, und die kann er im Moment nur von uns bekommen.
Das weiß er. Aber er will nicht das Gesicht verlieren ... Er wird nicht darum bitten und betteln, er wird uns eher gnädig erlauben, als Ausdruck seines ganz besonderen Wohlwollens, daß wir ihm helfen.
Und er wird sehr gern bereit sein, auch uns einige kleinere Gefälligkeiten dafür zu erweisen. Drei Tage, höchstens, und wir haben ihn, wenn nichts dazwischenkommt."
„Ich sehe es ebenso." Ich lächelte. Für so ein Psychospiel war Tek genau der richtige Partner.
Ich streckte und reckte mich. Mir war nach einem Spaziergang zumute. Ich stand auf und ging zur Tür.
„Wohin willst du?"
„Einfach nur heraus aus diesem Loch", antwortete ich. „Ich brauche Bewegung."
„Wenn du es machen kannst, bring mir ein Eis mit", sagte Tek grinsend und räkelte sich auf seinem Lager. „Zitronengeschmack. Oder afzgotische Blaubeeren, die mag ich
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