1753 - Die Ninja-Teufelin
»Ich weiß nicht, ob es wirklich klug ist, aber ich könnte mir vorstellen, den Wagen noch vor der Ankunft auf dem Schrottplatz zu verlassen und meinen eigenen Weg gehen. Wäre das in deinem Sinne?«
Suko fuhr langsamer und hätte fast angehalten. »Die Idee ist gut. Ich habe auch schon darüber nachgedacht.«
»Dann sollten wir es durchziehen.«
»Und ob.«
Shao war zufrieden. Sie sah sich nicht nur als Sukos Partnerin an, sondern auch als Kämpferin an seiner Seite. Dass sie dies beherrschte, hatte sie oft genug bewiesen.
»Wann könnten wir am Ziel sein?«
Suko hob die Schultern. »Keine Ahnung. Wir fahren gleich auf die Limehouse Road, und ich denke, dass wir dort irgendwo ein Hinweisschild auf den Schrottplatz finden.«
»Das hoffe ich auch.«
Sie hatten Glück. Es gab tatsächlich ein großes Schild, das auf den Schrottplatz hinwies. In der Dunkelheit zeigten die Buchstaben eine schwache Lichtumrandung, und ein Pfeil wies in nördliche Richtung.
»Wer sagt es denn«, kommentierte Shao und rieb ihre Hände. »Ich denke, dass ich bald zu Fuß gehen kann.«
»Warte noch.«
»Klar. Ich will wenigstens sehen, wo sich der Eingang des Schrottplatzes befindet.«
Den zu finden war kein Problem. Er tat sich vor ihnen auf, und selbst in der Dunkelheit war zu erkennen, dass dieser Platz alles andere als klein und übersichtlich war.
Suko stoppte den BMW. Er warf Shao einen besorgten Blick zu, bevor sie ausstieg.
»Sei vorsichtig. Rechne immer mit bösen Überraschungen.«
»Alles klar, ich werde jedenfalls versuchen, dich nicht aus den Augen zu verlieren.«
Zwischen ihnen war alles gesagt worden. Sie klatschten sich ab und trennten sich, wobei Shao wie ein Phantom in der Dunkelheit verschwand.
Suko fuhr weiter. Er hoffte, dass dieser kurze Stopp nicht aufgefallen war, denn ab jetzt fühlte er sich beobachtet, obwohl er niemanden sah.
Der BMW rollte über den harten Lehmboden und näherte sich den Bergen aus Schrott und Autos. Zwischen ihnen gab es Straßen, auf denen man fahren konnte. Es gab auch Quergassen, die wiederum zu anderen Plätzen führten, wo auch Schrottberge lagen und darauf warteten in die Mäuler der Pressen befördert zu werden.
Das alles sah im Dunkeln noch bedrohlicher aus.
Suko wusste nicht, wohin er fahren sollte. Er wollte den Wagen auf keinen Fall irgendwo abstellen, wo er im Weg stand. Deshalb schaute er immer wieder in eine der Gassen hinein, um nach Orten zu suchen, die ihm passten.
Er fand einen. Es waren nicht nur die Schrotthügel, die dem Platz ihr Aussehen gaben, es gab auch ein flaches Gebäude, vor dem keine Schrottautos parkten, sondern normale Fahrzeuge, und wo auch vier Außenlichter brannten.
Dort fuhr Suko hin. Platz genug für seinen Wagen hatte er. Er war zudem ein Ort, an dem er warten konnte, aber er setzte nicht die Krone der Ninja auf seinen Kopf.
Suko war zwar kein Fachmann für Schrottplätze, er konnte sich jedoch gut vorstellen, dass es hier einen Wachdienst gab. Das traf nicht zu. Bisher hatte er keinen Wachmann gesehen, und auch jetzt tauchte niemand auf, als er am Gebäude angehalten hatte. Er hätte eigentlich auffallen müssen.
Suko machte sich Sorgen. Er konnte sich vorstellen, dass die andere Seite für reinen Tisch gesorgt hatte, und das auf eine blutige Art und Weise.
Suko stieg aus. Er schloss den Wagen ab, weil er darin die Krone zurückgelassen hatte. Das Verwaltungsgebäude war an seiner Frontseite erleuchtet. Das schloss auch die Eingangstür mit ein, die Sukos Ziel war. Um ihn herum war es still.
Das Gefühl, heimlich beobachtet zu werden, wollte bei ihm nicht weichen. Bei jedem Schritt schaute er sich um, sah aber keinen Menschen und ging weiter. Das Licht hatte ihn längst erreicht, aber nicht nur ihn, sondern auch die beiden Männer, die nicht weit entfernt auf dem Boden lagen und in dessen bleiche Gesichter er schaute.
Sie würden keinen anderen Ausdruck mehr bekommen, denn die Männer waren tot. Jemand hatte ihnen die Kehlen durchgeschnitten.
Suko rechnete damit, beobachtet zu werden, aber es meldete sich niemand. Er erlebte auch keinen Angriff.
Die beiden Männer lagen nebeneinander. Wer das Haus betreten wollte, der wäre über sie gestolpert. Sie würden erst am nächsten Morgen gefunden werden, dazwischen lag eine lange Nacht.
Suko sah keinen Sinn mehr darin, das Gebäude zu betreten, das möglicherweise auch abgeschlossen war. Er suchte nach einer Lösung. Etwas musste passieren. Man hatte ihn nicht hergelockt, damit er
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