Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1754 - Blutige Tränen

1754 - Blutige Tränen

Titel: 1754 - Blutige Tränen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
genießen wollte, stand nicht fest. Es war allein ihre Sache, und solange Serena nichts dagegen hatte, konnten wir nicht eingreifen.
    Auch diese Aktion fand ihr Ende.
    Lilian zog ihren Kopf zurück. Sie hielt den Mund noch offen, und jeder hörte ihr Atmen, das schon mehr einem leisen Stöhnen glich. Jedenfalls war sie zufrieden, sonst hätte sie anders reagiert.
    Um ihren Mund herum hatte sich Blut gesammelt und war verschmiert worden. Das merkte auch sie und hob langsam die Hand, um das Blut abzuwischen. Viel schaffte sie nicht, und sie schien wie aus einem längeren Schlaf zu erwachen, denn jetzt wurde ihr Blick klarer, mit dem sie uns anschaute.
    Das Blut floss in ihrem Innern. Nach außen hin bewirkte es offenbar nichts. Die blutigen Tränen gab es nicht mehr, aber ich wusste auch nicht, ob sie für alle Zeiten verschwunden waren.
    Johnny mischte sich ein. »Ist das alles gewesen?«, fragte er Lilian.
    Sie reagierte auf ihn. Schaute ihn an. Länger als gewöhnlich. Dann nickte sie. Das Kopftuch hatte sie längst abgenommen. Jetzt sah jeder ihr dunkles Haar, das sie glatt an den Kopf gedrückt und nach hinten gekämmt hatte. Ihren Mund hielt sie weit offen, aber es waren keine Vampirzähne zu sehen. Sie präsentierte uns ein normales Gebiss, und ich war gespannt, wie es weiterging. Ich glaubte nicht, dass mit diesem Besuch alles erledigt war.
    Da sie selbst nichts über sich sagte, versuchte ich es auf eine andere Art und Weise und nahm Serena mit ins Boot.
    »Bitte, Serena, kannst du uns sagen, was das zu bedeuten hatte? Ja, sie hat das Blut getrunken, das haben wir gesehen. Aber wer hat es getrunken? Was wird passieren? Wer ist sie? Und warum ist sie gerade auf dich gekommen?«
    »Sie sind die Büßerinnen...«
    Der Ausdruck war mir neu. Und auch die Conollys hatten ihn zuvor noch nie gehört, das sah ich ihren Gesichtern an. Da Serena nichts mehr hinzufügte, sprach ich sie wieder an.
    »Was bedeutet das? Wer sind die Büßerinnen? Warum haben sie büßen müssen? Wofür müssen sie büßen?«
    »Das weiß ich nicht. Aber sie haben ein besonderes Blut, das in ihren Adern fließt. Es sind keine Vampire. Sie sind Menschen, aber sie leben am Rand der Gesellschaft, und sie haben sich für eine Heilige entschieden.«
    »Was?«, rief Bill Conolly. »Du meinst doch nicht etwa eine bestimmte Heilige?«
    »Doch, die meine ich.«
    Ich verstand bisher nur Bahnhof, und das wollte ich ändern. »Bill, wer ist denn da gemeint?«
    »Frag sie.«
    Damit war Serena gemeint, die ihr Kleid wieder zugeknöpft hatte. Ich wollte es tun, als sie mir die Antwort bereits gab.
    »Es ist die heilige Walburga.«
    »Aha. Und weiter?«
    »Kannst du dir denn nichts dazu denken? Die heilige Walburga, deren Blut in meinem Körper fließt. Es hat mich all die Jahre überleben lassen, und ich stelle jetzt fest, dass man mich nicht vergessen hat. Es gibt Menschen, die sich an mich erinnern und mein Blut als Kraftspender zu sich nehmen wollen.«
    »Menschen?«, fragte ich. »Ich sehe Lilian nicht als einen normalen Menschen an, denn normale Menschen weinen keine blutigen Tränen. Wer ist diese Person? Wozu gehört sie? Was ist mit ihr los?«
    »Sie will zu mir gehören.«
    »Und weiter?«
    Serena starrte mich an. »Und ich habe nichts dagegen, es zeigt mir, dass die heilige Walburga nicht vergessen ist. Man hat sich auf die Suche nach ihr gemacht, und man ist auf mich gestoßen. Jetzt, wo ich befreit worden bin. Nun wissen Lilian und ihre Verbündeten, dass es mich gibt und das Blut der Heiligen überlebt hat. Sie hat getrunken, und es macht sie stark.«
    »Muss sie das sein?«
    »Jeder Mensch muss stark sein. Sie ist zu einem Teil von mir geworden.« Serena nickte. »So hat sie erreicht, was sie wollte. Ich werde mich auf sie verlassen können.«
    Ich hatte jedes Wort gehört, ebenso wie die Conollys. Wir sollten Lilian also nicht feindlich gegenüberstehen. Serena war dabei, sich eine Hausmacht aufzubauen oder eine Schutztruppe, denn auch sie war in Gefahr, denn eine Justine Cavallo vergaß nichts.
    Bill konnte nicht mehr an sich halten. »Und wie geht es weiter?«, fragte er. »Was meinst du?«
    Bill deutete auf Lilian Block. »Was ist mit ihr? Was passiert jetzt?«
    »Da musst du dir keine Sorgen machen. Sie wird ihren Weg gehen, und sie wird andere Menschen treffen, die zu ihr gehören. Ich werde mich auf sie verlassen können und auch müssen, denn sie werden mir ein neues Zuhause geben.«
    Serena nickte, als wollte sie ihre eigenen Worte

Weitere Kostenlose Bücher