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1754 - Blutige Tränen

1754 - Blutige Tränen

Titel: 1754 - Blutige Tränen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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jemand, der diese Rache momentan noch nicht selbst durchziehen kann.«
    Der Vorhang lichtete sich weiter, und so konnte ich meinen Gedanken loswerden. »Du meinst damit Justine Cavallo.«
    »Genau sie.«
    »Hast du auch zu ihrer Truppe gehört?«
    »Ja, ich habe ihr gehorcht. Ich war eine Person, die alles tat, was sie wollte. Bis ich dann anfing nachzudenken. Es hing mit mir zusammen, nur mit mir.«
    »Und wie genau?«
    Sie zuckte mit den Schultern. »Es ging um mein Blut, das durch meine Adern raste. Es spielte verrückt, es war plötzlich ein Druck vorhanden, den ich kaum ertragen konnte. Das Blut drängte danach, rauszukommen, und so war ich in der Lage, die blutigen Tränen zu weinen, ja, so verschaffte es sich Platz.« Sie legte eine Hand auf meine Schulter. »Kannst du dir vorstellen, welch ein Durcheinander in meinem Innern herrschte? Das war der reine Wahnsinn, aber ich habe nichts dagegen tun können.«
    »Und ist das bei den anderen auch passiert?«
    »Nein, nur bei mir. Ich passte nicht in die Gruppe, das hat man gesehen, und man hat mich auch isoliert. Da musste ich mir selbst etwas einfallen lassen.«
    »Was dann auch geschah – oder?«
    »Ja. Ich habe nachgedacht, und dann fand ich die Lösung. Ich wollte auch weiterhin zu Serena, aber nicht, um sie zu töten, sondern um bei ihr zu sein. Ich – ich – wollte von ihr profitieren. Ich wollte mich auf ihre Seite stellen, und das ist mir gelungen, denn sie hat es erlaubt, dass ich ihr Blut trinken durfte.«
    »Was nicht unbedingt ihr Blut war«, sagte ich.
    Lilian Block schaute mich für einen Moment leicht überrascht an, bis sie nickte und sagte: »Ja, du hast recht. Es war nicht unbedingt ihr Blut. Es war das einer Heiligen, und das hat es so einmalig gemacht. Das Blut der heiligen Walburga. So heißt es. Ich weiß nicht, ob es stimmt, aber ich habe es genießen dürfen.« Um ihren Mund herum entstand ein breites Lächeln. »Es war einfach wunderbar, kann ich dir sagen. Ein ganz besonderes Erlebnis, und es hat mich stark gemacht, das kann ich dir schwören.«
    »Nicht nötig«, sagte ich, »das habe ich mit eigenen Augen gesehen. Auch die Ärztin war überrascht. So etwas hat sie noch nie erlebt. Es ist ein Phänomen.«
    »Man kann auch Blut dazu sagen«, flüsterte Lilian. »Es ist Serenas Blut, das mir so geholfen hat. Es ist das passiert, was ich mir gewünscht habe. Ich bin nicht mehr bei ihnen. Ich gehöre nicht mehr dazu.«
    »Was sie auch wissen«, sagte ich.
    »Ja.«
    »Und was sie nicht so ohne Weiteres akzeptieren, das muss ich auch noch sagen.«
    Sie gab mir recht, indem sie den Kopf senkte und auf ihre Knie schaute. »Wer nicht für sie ist, der ist gegen sie, und das wird mein Problem werden.« Sie legte eine Sprechpause ein, weil sie wohl dachte, dass ich etwas dazu sagen würde, was ich nicht tat, und so sprach sie weiter. »Man wird mich jagen, man wird mich vernichten wollen. Ich bin jetzt Freiwild für sie, und da kann mich auch das getrunkene Blut nicht mehr retten.«
    »So muss man es sehen.«
    »Und was soll ich dagegen tun? Ich habe mich nun mal für einen anderen Weg entschieden. Ich will das andere Blut. Ich habe es bekommen, und ich stehe nicht mehr für das, was ich einmal gewesen bin.«
    »Das denke ich auch. Es gibt nur das Problem, dass wir nicht wissen, wohin mit dir. Hast du dir darüber schon mal Gedanken gemacht?«
    Sie blickte mich an. »Nein, das habe ich nicht. Ich habe nur daran gedacht, ihnen zu entkommen. Meinen einstigen Verbündeten, die jetzt meine Feinde sind. Und dabei wird mir das andere Blut auch nicht helfen. Es kann mich nicht vor dem Tod retten.«
    Für sie war das ein Problem. Für mich weniger. Mir ging es um die Frage, was die andere Seite vorhatte. Und danach fragte ich die Frau auf dem Beifahrersitz.
    Sie musste nicht lange nachdenken. »An ihren Plänen werden sie festhalten. Die blondhaarige Blutsaugerin hat sie geschickt. Sie will Serena tot sehen. Sie würde nicht mehr vor sich selbst existieren können, wenn das nicht geschieht.«
    »Du kennst sie?«
    »Ja.«
    »Du hast sie auch gesehen?«
    »Nein, aber die anderen haben über sie geredet...«
    »Und wie war sie?«, fragte ich weiter. »Wie hat sie ausgesehen? Was war körperlich mit ihr?«
    »Nichts, John Sinclair, nichts.«
    »Das glaube ich nicht. Sie war nicht so wie immer.«
    »Das ist klar. Sie soll schwach gewesen sein. Man sagte, dass sie kaum laufen könnte. Sie wartet auf ein Wunder. Sie hasst Serena. Sie will sie vernichtet sehen.

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