1754 - Phantome auf Schimos
alles andere als vorsichtig war. Diese Unaufmerksamkeit sollte ihm bald zum Verhängnis werden, das nahm sich die Ratgeberin fest vor.
3.
Schimos, im Palast Fürst Jeschdean ließ seine Ratgeberin in aller Frühe zu sich rufen, um mit ihr über den Vorfall der letzten Nacht zu sprechen. Die Sydorrierin erschien umgehend; sie ließ sich nicht anmerken, ob sie über die Unterbrechung ihrer Gewohnheiten verärgert war oder nicht.
„Hast du etwas herausgefunden?" fragte der Handelsfürst direkt.
„Du hast nicht geträumt", antwortete Kamhele. „Allerdings sollten wir zu keinem darüber sprechen. Ich weiß noch nicht, um wen es sich handelt - und was sein Ziel ist. Deshalb müssen wir vorsichtig sein."
„Du willst doch nicht daran festhalten, daß möglicherweise Ebbiddim etwas damit zu tun hat?"
„Wir müssen mit allem rechnen, Jeschdean. Ich werde mich diskret darum kümmern, das verspreche ich dir."
Jeschdean zögerte. „Hältst du das wirklich für richtig? Ich denke, je mehr Leute sich daran beteiligen, desto schneller ..."
„Sei unbesorgt", unterbrach Kamhele. „Habe ich dich jemals schlecht beraten? Du kannst einer Gefahr nur begegnen, wenn du sie kennst."
Sie wußte natürlich, daß Jeschdean einer Gefahr nicht begegnen, sondern vor ihr davonlaufen wollte. Er war garantiert der Ansicht, eine Gefahr entweder so lange zu ignorieren, bis sie sich als Trugschluß herausstellte, oder, wenn das nichts half, ein gewaltiges Aufgebot zu bestellen, hinter dem er sich verstecken konnte.
„Ich will diesem Unsichtbaren nicht noch einmal begegnen!" ereiferte sich der Fürst. „Ich habe anderes zu tun, als Versteck zu spielen! Dies ist mein Palast, meine Stadt, mein Planet, und ich habe das Recht, mich überall frei zu bewegen, wie es mir beliebt!"
„Selbstverständlich", sagte Kamhele geduldig. Deswegen wollen wir ja kein Aufsehen erregen. Ich werde herausfinden, wer hinter dem Unsichtbaren steckt, das verspreche ich dir."
*
Kamhele machte sich sofort an die Arbeit, so unauffällig wie möglich. Es war ohnehin eine gründliche Inspektion nötig, da wieder einige Reinigungsgeräte ausgefallen waren. Sie teilte das Personal ein und übergab die defekten Maschinen zwei Technikern in der Hoffnung, daß sie wenigstens ein Gerät instand setzen konnten, auch wenn das die vollständige Ausschlachtung der anderen notwendig machen sollte.
Das war nicht das einzige Problem. Nicht nur, daß es an Ersatzteilen fehlte - hier gab es manchmal Lösungsmöglichkeiten. Hin und wieder konnte Kamhele Bestände anderer Oktanten über „verbotene Kanäle" ausfindig machen und Werkzeuge oder Maschinen von Schmugglern zu Wucherpreisen nach Jondoron bringen lassen.
Aber bei hochwertigen Ausrüstungen, Antriebs- oder Energieversorgungssystemen mußte sie improvisieren. Solche Geräte waren versiegelt und konnten von keinem Hamamesch geöffnet werden. Das hätte vermutlich auch nicht viel genutzt, da kein Hamamesch, Patruskee, Nischdrich oder auch Fermyyd etwas von der Technik dieser Systeme verstand.
Das war eines der Geheimnisse Hirdobaans: Niemand hatte sich Gedanken darüber zu machen, was sich in der verbotenen Kernzone von Hirdobaan abspielte und wer für High-Tech wie Raumschiffsantriebe und deren Versiegelung verantwortlich war. Dies mußte jeder Hirdobaan-Bewohner fraglos hinnehmen, und darüber wurde auch nicht gesprochen.
Kamheles Bemühungen wurden dadurch nur erschwert. Ihr wäre aber nie der Gedanke gekommen, an dieses ungeschriebene Gesetz zu rühren. Solange sie noch genug Ideenreichtum und Personal besaß, um den Haushalt so weit zu erhalten, damit Fürst Jeschdean seinen aufwendigen Lebensstil führen konnte, würde sie nicht anfangen, nachzudenken und ketzerische Fragen zu stellen.
Allerdings gestaltete sich auch die Suche nach dem Unsichtbaren schwierig: Die Überwachungssysteme waren nicht mehr besonders gut gewartet und konnten das unheimliche Wesen sicher nicht anmessen. Kamhele blieb wahrscheinlich nichts anderes übrig, als sich weiterhin Aufzeichnungen anzusehen und ansonsten so unauffällig wie möglich die Augen offenzuhalten.
Auf die Verschwiegenheit des Kammerherrn konnte sie sich verlassen; somit erfuhr Ebbiddim nichts davon. Ob der Kanzler etwas damit zu tun hatte oder nicht, spielte keine Rolle - so oder so würde er versuchen, sich einen Vorteil zu verschaffen.
Doch der Unsichtbare selbst machte der Sydorrierin einen Strich durch die Rechnung: Noch bevor Kamhele ihre
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