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1754 - Phantome auf Schimos

Titel: 1754 - Phantome auf Schimos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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dunkelgraue Farbe, und er machte lautlose Lippenbewegungen, als müßte er ständig nach Luft schnappen.
    „Ich kann nicht so leichtfertig über diese merkwürdigen Vorgänge hinweggehen", schnappte Kanzler Ebbiddim. Seine Augen quollen noch stärker hervor als sonst, und er blies seinen sonst eher eingefallen wirkenden, schmächtigen Brustkorb drohend auf.
    „Es sind keine merkwürdigen Vorgänge", widersprach Kamhele. „Es ist nicht das erste Mal, daß sich an diesem Hof eine Hysterie ausbreitet, die von jemandem in einer bestimmten Absicht angezettelt wurde. Wenn überhaupt, sollte man sich darüber Gedanken machen!"
    „Hört endlich auf", bat der Fürst. „Ihr macht mich krank mit eurem Gerede! Ständig müßt ihr euch an den Hals gehen, als gäbe es nichts Wichtigeres!"
    Er verdrehte die Augen beängstigend, als wollte er eine Rundumsicht erhalten. Seine Hände zupften pausenlos an seiner Kleidung herum, er rieb und kratzte sich die Arme und die feisten Oberschenkel.
    „Habt ihr - habt ihr schon einmal darüber nachgedacht, daß es - mit der Karawane gekommen sein könnte?" fuhr er in lautem Flüsterton fort.
    „Offen gestanden, nein", antwortete Kamhele.
    „Selbst wenn, was sollte es dann ausgerechnet hier suchen?" fragte der Kanzler zurück.
    „Es könnte etwas ganz Fremdes sein, etwas, womit wir noch nie zu tun hatten", spekulierte der Fürst. „Immerhin ist es unsichtbar, und wir haben keine Ahnung, wie es aussieht, welchen Metabolismus es hat und ..."
    „... inwieweit es uns, gefährlich werden könnte", vollendete Kamhele den Satz. „Beispielsweise mit dem, was es einschleppen könnte." Damit hatte sie genau ins Schwarze getroffen.
    Fürst Jeschdean litt unter einer Menge Phobien. Seine ausgeprägteste Phobie aber war der Alptraum einer eingeschleppten Krankheit, die eine Handelskarawane aus fremden und fernen Sternenräumen mitbrachte: Viren oder Bakterien, die sich rasend schnell und unaufhaltsam wie eine Pest ausbreiteten.
    Diese Furcht war nicht ganz unbegründet, denn einer - wenngleich nicht belegten - Überlieferung nach war so etwas vor etwa zweihundert Jahren im Perm-Oktanten vorgekommen. Hunderttausende waren damals einer Seuche zum Opfer gefallen, bis endlich der geeignete Impfstoff gefunden worden war.
    Wie bei allem übertrieb es der Handelsfürst des Jondoron-Oktanten auch mit dieser Phobie; dadurch hätte er sich früher schon mehrmals ein gutes Geschäft vermasselt, wenn Kamhele nicht rechtzeitig eingegriffen hätte.
    „Und ist dieser Gedanke denn so falsch?" ereiferte sich Jeschdean, als er sah, wie Kanzler Ebbiddim sarkastisch die Oberlippe nach oben stülpte. „Diese Schiffe haben ein Sternenreich in 118 Millionen Lichtjahren Entfernung besucht! Wir können ja nicht davon ausgehen, daß das Leben dort dem unseren ähnelt!"
    „Unsere Sicherheitsvorkehrungen sind umfassend", grunzte der Kanzler. „Es betrübt mich, daß du meine Kompetenz anzweifelst."
    „Das tue ich nicht, aber ..."
    „Fürst Jeschdeans Sorge ist berechtigt", mischte sich die Ratgeberin ein. „Doch ich denke, daß Ebbiddim diese Sorge teilt und größte Vorsicht walten läßt."
    „Selbstverständlich. Außerdem wurden die Schiffe ohnehin auf fürstlichen Befehl hin nach Mezzan weitergeleitet, und daher ..."
    „Ach, ich will nichts mehr hören!" unterbrach Jeschdean. „Niemand kümmert sich um meine Sorgen, niemand hört auf mich! Ich bin sicher, daß ..." Er unterbrach sich selbst und öffnete die Gehörklappen weit. „Hört ihr das auch?" wisperte er.
    Der Kanzler drehte sich nach allen Seiten; Kamhele reckte ihren Röhrenmund.
    „Ich habe dich gewarnt", ertönte plötzlich eine Stimme aus dem Nichts, in einwandfreiem Hamsch, grollend und drohend.
    Jeschdean hob abwehrend die Hände; es sah ganz danach aus, als würde er bedrängt. Der Fürst versuchte groteskerweise, seinen fetten Körper aus dem Thronstuhl zusammenzukauern und bot damit ein abstoßend jämmerliches Bild.
    „Du hast es mir versprochen, Kamhele!" schrie er. „Du hast es versprochen!"
    Ebbiddim richtete seine gelblichen Augen auf die Sydorrierin. „Versprochen? Was?"
    „Nun, dieses Wesen zu fangen, natürlich", antwortete sie.
    Sie eilte zu ihrem Fürsten, doch das Phantom befand sich selbstverständlich längst außer Reichweite.
    „Ich gebe dir eine letzte Chance", tönte es von der Decke herab, „ich komme wieder, wenn du allein bist, und dann wirst du es mir endlich sagen!"
    Kurz darauf hatten alle drei den Eindruck,

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