1757 - Der Vampir-Garten
die Herrschaften...?«
Eddy trat vor. »Du kennst mich doch – oder?«
»Klar.«
»Das ist gut.« Eddy hatte seine Verlegenheit überwunden. Er lächelte und erklärte, dass wir aus einem bestimmten Grund hergekommen waren.
»Dann sag ihn schon.«
»Ja, wir wollen Rebecca sprechen, Alice.«
Die Kugelaugen wurden noch etwas größer. »Da kann ich euch nicht helfen.«
»Warum nicht?«, fragte Suko.
»Weil ich nicht weiß, wo sie steckt.«
»Ach, nicht hier auf dem Gelände?«
»Das kann sein.« Die junge Frau hob die Schultern. »Ehrlich, wir haben hier alle unsere Aufgaben und auch unsere Chefin macht da keine Ausnahme.«
»Kannst du uns nicht helfen?«, fragte Eddy.
Er hörte ein Lachen. »Wie denn? Was kann ich schon für euch tun, wenn ihr die Chefin sprechen wollt?«
»Es geht ja um Blumen«, sagte Eddy.
Das war so etwas wie ein Eisbrecher. Die Kleine lächelte. »Wollt ihr welche kaufen?«
»Kann sein.«
»Was meinst du damit?«
Bevor Eddy weitersprach, übernahm ich das Wort. »Es geht da um bestimmte Blumen.«
»Ja...?«
»Die Rosen, die fast schwarzen Rosen. Sie haben mich oder uns so fasziniert, dass wir welche kaufen möchten. Das ist eigentlich alles. Eddy hat sie ja schon bekommen, und er ist ganz begeistert. Wir wohnen nur ein paar Türen von seiner Wohnung entfernt. Es ist einfach super, sich derartige Blumen in das Zimmer zu stellen. Und von Eddy wissen wir, dass es die Blumen hier gibt.«
»Aha.« Die Frau schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht, ob das so gut gewesen ist.«
»Meinst du mich, Alice?«
»Wen sonst?«
»Komm, sei nicht so. Du kannst uns zu Rebecca bringen, das weiß ich. Du weißt bestimmt, wo sie sich aufhält. Und ich denke, dass sie uns von ihren schwarzen Rosen die eine oder andere überlässt. Sie sind wirklich ausgefallen.«
»Das weiß ich alles nicht«, flüsterte Alice, die leicht zusammenzuckte, weil sie eine Melodie hörte, die aus ihrer rechten Hosentasche kam. Dort steckte das Handy.
Sie zog es hervor, drehte uns den Rücken zu, meldete sich und musste abwarten.
Suko und ich waren zufrieden, auch wenn mein Freund meinte: »Hier stimmt so einiges nicht. Ich habe den Eindruck, dass sich die Chefin verleugnen lässt.«
»Da kannst du recht haben.«
Jetzt sprach auch Alice. Einen Namen nannte sie nicht, aber die leicht unterwürfige Haltung und die entsprechende Stimmlage deuteten darauf hin, dass sie mit einer Person sprach, vor der sie großen Respekt hatte.
»Gut, das werde ich alles so erledigen. Du kannst dich auf mich verlassen.« Nach diesem Satz war das Gespräch beendet. Alice ließ das Handy wieder verschwinden und nickte uns zu. Auf ihrem Gesicht erschien ein schwaches Lächeln. Dann erklärte sie, dass es die Chefin gewesen war, die angerufen hatte und dass wir jetzt zu ihr konnten.
»Ist ja wunderbar«, sagte ich und rieb meine Hände. »Welchen Weg müssen wir denn nehmen?«
»Ach, ich denke, den kenne ich«, sagte Eddy Lavall.
»Nein, nein!« Alice schüttelte den Kopf und streckte ihren Arm aus. »Das ist meine Sache«, erklärte sie. »Ich werde euch den Weg zeigen. Wir müssen durch die Halle, es gibt da einige Querwege, die verwirren können.«
Ob das alles so stimmte, wusste ich nicht. Ich schaute Suko an und auch Eddy Lavall, der seine Stirn gerunzelt hatte, dann aber die Schultern hob.
»Und wie weit ist es?«, fragte Suko.
»Ich glaube, sie wartet auf uns am Ende der Halle, da hält sie sich öfter auf. Sie ist keine Freundin des Büros. Und am Ende des Gewächshauses kann sie wunderbar allein sein. Da hat sie sich sogar ein kleines Lager eingerichtet, um zu übernachten.«
Ich behielt Alice im Auge. Sie verhielt sich ruhig, aber die scharfen Blicke, mit denen sie uns musterte, warnten mich.
»Können wir?«, fragte ich.
Alice nickte. »Ja, und Sie können sich auf wunderschöne Blumen freuen, denn hier ist bereits der Frühling eingezogen.«
»Ich dachte aber mehr an schwarze Rosen«, murmelte ich.
»Ach, Sie meinen die Blutrosen.«
»Heißen sie so?«
»Ja.«
»Und warum?«
Ein leises Lachen folgte und danach erst die Antwort. »Man darf alles fragen, aber nicht alles wissen. Sonst gibt es keine Überraschungen mehr, und das wäre schade...«
***
Alice führte uns in diesen riesigen Pflanzentempel. Er war auch im Winter gut gefüllt. Die zahlreichen Pflanzen wuchsen in extra angelegten Hochbeeten aus Metall. Sie gingen einem erwachsenen Menschen etwa bis zur Hüfte. Über den Beeten sahen wir Schläuche,
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