1757 - Der Vampir-Garten
Rebecca Bakers Mitarbeiterinnen.
Die an seiner rechten Seite war eher klein, aber recht kompakt gebaut, und sie besaß die Kraft eines Mannes. Das hatte er mal auf dem Großmarkt gesehen, als sie Kisten schleppte. Ihren Namen kannte er nicht. Dafür den der anderen Frau, die Amanda hieß und wie ein lebendes Gebirge auf ihm gehockt hatte, als Rebecca Baker sein Blut schlürfte.
Eddy Lavall musste liegen bleiben und abwarten, was die beiden mit ihm vorhatten. Dass sie ihn nicht befreien würden, stand für ihn fest. Er sah auch nicht, was da genau passierte. Beide hatten sich gebückt und fummelten unten an seiner Liege herum, um dort etwas zu richten.
Amanda stöhnte leise.
»Was ist denn?«, fragte ihre Kollegin.
»Ach, hier klemmt was.«
»Lass dir Zeit.«
»Die haben wir nicht. Du hast die beiden Fremden selbst gesehen. Das sind nicht unsere Freunde.«
»Ja, schon gut.«
Es vergingen noch ein paar Sekunden, bis Amanda alles geregelt hatte. Sie fand die Kanüle, an der der Schlauch angeschlossen war, um das Blut aufzufangen. Auf Hygiene konnte hier nicht geachtet werden, es war nur wichtig, dass der rote Lebenssaft floss. Rebecca Baker hatte er schon viel gegeben, jetzt waren die Pflanzen an der Reihe, die auch weiterhin gedeihen sollten.
Eddy Lavall sah nicht, was passierte, er spürte nur den Einstich an seinem linken Arm. Was dann genau folgte, sah er nicht, weil er weiterhin auf dem Rücken liegen blieb und nicht den Kopf gedreht hatte.
Der erste Schmerz löste sich schnell auf. Er dachte daran, dass er nichts mehr spüren würde, was allerdings ein Irrtum war. Er merkte schon, dass etwas aus seinem Körper rann. Es war wie ein schwacher Druck, der auch blieb.
Lange musste er nicht nachdenken. Es lag auf der Hand, dass man ihn zur Ader gelassen hatte. Er verlor sein Blut, und Lavall fragte sich, wie lange er das durchhalten konnte, ohne sein Leben zu verlieren. Ein Mensch ohne Blut konnte nicht mehr leben, das war ihm klar, und jetzt nahm man ihm das Wichtigste.
So hatte er sich sein Ende nicht vorgestellt. Er wollte etwas sagen, er wollte auch schreien, um die beiden Polizisten auf sich aufmerksam zu machen, aber er schaffte es nicht. Die Kraft fehlte ihm einfach. Und er würde schwächer werden, je mehr Zeit verrann und je mehr Blut seine Adern verließ.
Die beiden Frauen blieben bei ihm. Sie brauchten sein Blut, aber sie waren ihrer Chefin treu ergeben. Lavall versuchte es trotzdem. Er riss sich zusammen, sammelte seine letzte Kraft und flüsterte mit heiserer Stimme: »Warum macht ihr das? Was habe ich euch getan? Ihr habt doch nichts davon, wenn ich sterbe.«
Amanda gab die Antwort. »Die Pflanzen müssen leben, nur das zählt. Sie brauchen Nahrung, und dafür bist du ausgesucht worden. So ist das nun mal. Eine beschlossene Sache.«
»Ihr habt jetzt noch gut lachen, ihr zwei. Aber es wird die Zeit kommen, wo kein anderer mehr da ist und eure Chefin sich euer Blut holt.«
Sie lachten und schüttelten die Köpfe, und Amandas Kollegin streichelte sogar die Wange des Liegenden. »Toll, dass du dir um uns Sorgen machst. Aber das musst du nicht. Wir werden schon unseren Weg gehen, darauf kannst du dich verlassen.«
Eddy Lavall stimmte ihnen zu, ohne es auszusprechen.
Er musste sich allmählich damit abfinden, bald nicht mehr am Leben zu sein. Er verlor sein Blut zwar nicht sehr schnell, aber steter Tropfen höhlt den Stein, und so musste er seinem Ende entgegensehen...
***
Rebecca Baker kannte sich aus. Die beiden Gewächshäuser waren ihr Zuhause, hier traf sie ihre Entscheidungen. Sie hatte alles im Griff und merkte auch schnell, wenn etwas nicht stimmte.
Wie an diesem Tag.
Das Problem war klein gewesen, als es nur Eddy Lavall geheißen hatte. Er aber hatte sich zwei anderen Männern offenbart. Er war wohl mit den Rosen nicht fertig geworden, und diese beiden Männer stellten für Rebecca ein Problem dar.
Sie spürte, dass sie gefährlich waren. Sie gehörten zu denen, die etwas wussten und informiert waren, die sich auch wehren konnten, wenn es darauf ankam.
Es war gut, dass sie sich zurückgezogen hatte. Jetzt konnte sie sie aus einer gewissen Entfernung beobachten. Sie hatte sich einen guten Platz ausgesucht. Durch einen Quergang konnte sie dorthin schauen, wo sich die beiden Frauen um ihr Opfer kümmerten.
Es war wichtig für sie, dass ihre Blumen Nahrung bekamen. Und das war eben eine besondere. Blut für die Rosen, damit sie den Grundstock für eine Vampirart bildeten. Noch
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