1759 - Die Outlaws von Unith
mußte es kommen", sagte er in zurechtweisendem Tonfall. „Du kannst mit leeren Worten nicht überzeugen. Jeder kapiert doch, was auf Torresch los ist..."
Lissner hörte schon nicht mehr hin, sondern aktivierte von neuem ein Hyperkom-Sprechfeld.
„Kommandant an alle verbliebenen Einheiten. Allein kann es keiner von uns schaffen, den Akonen die Imprint-Waren abzujagen. Dabei werden alle draufgehen." Die Sprechpause war nötig, um seiner Warnung Wirkung zu verleihen. „Wenn wir fliegen, dann gemeinsam. Ich schlage vor, die Rechner im Verbund zu schalten, damit ein koordiniertes Manöver möglich ist. Die Führung übernimmt die KALLASTO. Gebt uns die Bestätigungskodes herein."
„Endlich hast du begriffen", seufzte Kurlog. „Das wurde auch Zeit."
„Das ist Wahnsinn", protestierte der Biologe. „Vielleicht hätten wir sogar eine Chance, an den Fermyyd vorbeizukommen, aber niemals können wir gegen die Akonen bestehen. Wir dürfen den Orbit noch nicht verlassen."
„Hast du einen besseren Vorschlag, Karlom?"
„Abwarten, so, wie du es schon vor Tagen gewollt hast. Unsere Chance wird kommen."
Lissner winkte nur ab. Die ersten Bestätigungen von den anderen Schiffen trafen ein, zögernd zunächst, aber nach einigen Minuten lagen immerhin schon 24 Meldungen vor.
Niemand störte sich daran, daß der Kommandant seine Befehle an den Bordrechner manuell einspeiste, obwohl das gesprochene Wort schneller und ebenso eindeutig gewesen wäre.
Zwei Stunden vergingen mit den Vorbereitungen. Die wachsende Ungeduld der Unither hatte inzwischen einen Punkt erreicht, an dem jede Ablehnung seitens des Kommandanten endgültig den Zerfall der Flotte und den Beginn eines gnadenlosen Wettlaufs nach Torresch bedeutet hätte.
Lissner hatte eine derartige Eskalation vorhergesehen.
Die Zahl der drängenden Anrufe auf der KALLASTO häufte sich wieder. Der Kapitän der SNOGGAR sprach zugleich für dreißig andere Schiffsbesatzungen, als er dem Kommandanten mit einer unwirschen Handbewegung das Wort abschnitt: „Wir finden, daß du unsere Interessen nicht mehr vertrittst, deshalb haben wir abgestimmt."
Lissner verschränkte die Arme und ließ den Rüssel baumeln. Mit einer solchen Entwicklung hatte er schon länger gerechnet.
„Du bist nicht mehr unser Kommandant!"
Lissner zuckte mit keiner Miene. In Konferenzschaltung stabilisierten sich inzwischen etliche andere Gesichter.
„Gut, daß du die Tatsache so gelassen aufnimmst", sagte der Kapitän.
„Hast du erwartet, ich würde mit aller Macht um meine Position kämpfen? Was habt ihr jetzt vor?"
„Was?" kam es ungläubig zurück. „Wir fliegen Torresch an und holen uns, was uns zusteht."
„Viel Glück." Mit einem knappen Befehl an den Bordrechner unterbrach der Kommandant die Verbindung. Karloms verzweifelte Geste ignorierte er ebenso wie die angespannten Blicke der Zentralebesatzung.
„Du hast hoffentlich nicht die Absicht, unser Schiff von der Jagd auszuschließen", drängte sein Stellvertreter und tfügte mit unmißverständlich scharfem Unterton hinzu: „Damit wäre niemand an Bord einverstanden."
„Wenn alle fliegen, fliegen wir auch", bestätigte Lissner. Er ignorierte den Empfang auf Hyperkom, und erst als die blinkenden Eingangskontrollen nicht mehr zu übersehen waren, nahm er die Gespräche an.
Ein vor Zorn geschwollener Rüssel zuckte ihm im Holo entgegen.
„Du hast uns betrogen, Lissner!" brüllte der Unither. „Schamlos betrogen und ausgenutzt."
„Halt die Luft an und benutz den Rest deines Gehirns zum Denken."
„Du hast unsere Schiffe lahmgelegt. Was bekommst du von der Admiralin dafür?"
„Ich bin kein Verräter. In einigen Tagen werdet ihr einsehen, daß ich nicht anders handeln konnte.
Was nützen uns Imprint-Waren, wenn wir tot sind?"
Der andere hörte ihm gar nicht zu. „Was hast du gemacht?" keuchte er. „Die Triebwerke reagieren nicht..."
„Kurskorrekturen sind möglich, nur nicht das Verlassen des Parkorbits."
Der Unither wischte den Einwand mit einer heftigen Bewegung beiseite. „Du hast zwei Minuten Zeit, die Sperre aufzuheben, andernfalls eröffnen wir das Feuer."
Lissner wackelte mit den massigen Schultern. „Tut euch keinen Zwang an. Verwandelt die KALLASTO in einen Gasball."
Sein Gesprächspartner stutzte, gleich darauf hörte man ihn eine Reihe von Befehlen brüllen. Als er sich dem Kommandanten wieder zuwandte, war sein Gesicht blau verfärbt.
„Du hast wohl an alles gedacht? Die Zielerfassung zeichnet, die
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