1759 - Die Outlaws von Unith
erst verstand, als der Terraner wie beiläufig den Servo abschaltete und hinzufügte: „Ich möchte ebenfalls einiges mit dir besprechen."
Grozzer wollte also ungestört sein. Als er aus einer der unergründlichen Taschen seiner Kombination ein gerade handflächengroßes Suchgerät zum Vorschein brachte, begann Scherckel wieder zu schwitzen. Ungeduldig sah er zu, wie Grozzer seine Kabine und die angrenzende Hygienezelle abtastete.
„Nichts. Das Scheusal hat mir nicht einen einzigen Minispion untergejubelt." Er bemerkte Scherckels entsetzten Blick und fügte hinzu: „Ich spreche so von Stomal, wie es ihr gebührt. Sie wird nicht mehr lange Kommandantin sein."
Ein halb ersticktes Ächzen auf den Lippen, ließ der Akone sich in den nächsten Sessel sinken. Er vermied es, Grozzer anzusehen, sondern starrte seine Fingerspitzen an, als gäbe es dort ungeheuer Wichtiges zu entdecken. Auf seiner Stirn perlte der Schweiß.
„Verrückt", murmelte er nach einer Weile. Er glaubte zu spüren, wie eine eisige Hand nach seinem Herzen griff. Plötzlich hatte die Angst wieder tausend Gesichter. Gegen Stomal Zystaan zu meutern, das bedeutete unweigerlich das eigene Todesurteil.
„Warum bist du zu mir gekommen?" Wie aus weiter Ferne vernahm er Grozzers Stimme. Hinter seinen Schläfen dröhnte der Pulsschlag wie eine Hundertschaft marschierender Kampfroboter.
Erst als Grozzer die Frage wiederholte, reagierte er.
„Nichts, es ist nichts, schon wieder vorbei. War nur eine Idee von mir, eine dumme Sache ..."
„Ich glaube dir nicht."
Scherckel winkte heftig ab. „Denk nicht länger darüber nach. Es war dumm von mir, überhaupt zu kommen." Er stemmte sich aus dem Sessel hoch, doch der Terraner drückte ihn in die Polster zurück.
„Du bist hier, weil du einen Weg suchst, an die Imprint-Würfel zu gelangen."
Scherckel schüttelte den Kopf.
„Du hast genug von Stomals Schikanen. Gemeinsam, glaubst du, könnten wir es schaffen, uns aus ihrer Abhängigkeit zu befreien."
„Nein!" keuchte Scherckel. „Hör auf!"
Grozzer dachte nicht daran. „Wir sind nicht allein", versetzte er. „Diesmal nicht. Jeder, der lieber heute als morgen neue Imprint-Wareri in Händen hält, wird hinter uns stehen."
Der Akone war bleich geworden, doch er gab endlich seinen inneren Widerstand auf. „Vielleicht hast du recht", ächzte er.
„Bestimmt sogar. Wenn die AKONIA von mehreren Schiffen angegriffen wird und der Rest der Flotte sich abwartend verhält..."
„...wird sie nicht zögern, die gelben Container zu vernichten."
„Eben deshalb müssen wir versuchen, die Kampfroboter auf unsere Seite zu bringen."
Scherckel lachte schrill auf. „Das ist unmöglich."
„Auf Terra existiert ein uraltes geflügeltes Wort, mein Lieber: Not macht erfinderisch." Grozzer schnippte mit den Fingern. Und Scherckel glaubte, seinen Augen nicht mehr trauen zu dürfen. Wo eben noch scheinbar ein Regal aus Formenergie gestanden hatte, erblickte er plötzlich einen quaderförmigen grauen Kasten, nicht besonders groß, aber das war auch nicht nötig.
„Mein eigener leistungsfähiger Rechner", erklärte Grozzer nicht ohne Stolz. „Es hat mich verdammte Mühe gekostet, die Einzelteile zusammenzutragen, das Ding hier aufzubauen und so zu sichern, daß es unentdeckt blieb. Aber noch gefährlicher war es, die Hauptsyntronik damit anzuzapfen. Tagelang fürchtete ich, in der Konverterkammer zu enden."
Scherckel schluckte schwer. Er wußte nicht, was er sagen sollte. Während er selbst sich mit Nichtigkeiten herumgeschlagen hatte, hatte der Terraner gehandelt.
„Erwarte aber nicht zuviel", warnte Grozzer. „Sobald ich versuche, auf Entscheidungen Einfluß zu nehmen, hat man mich am Wickel. Trotzdem kann ich Informationen beschaffen. Ich weiß inzwischen, daß Stomal gelogen hat, was die angeblichen Ladungen in den Containern betrifft. Sie verläßt sich nur auf die Kampfroboter, und deren Steuerbefehl habe ich bereits zu einem Großteil rekonstruiert."
„Warum warten wir nicht, bis uns die vollständige Sequenz vorliegt, und holen uns danach zwei Würfel?" Scherckel begriff, kaum daß er den Vorschlag ausgesprochen hatte, daß dies nicht machbar war. Der Diebstahl würde wohl verborgen bleiben, nicht aber, daß ausgerechnet sie beide plötzlich von allen Entzugserscheinungen befreit waren.
„Wir müssen Stomal zwingen, die Würfel an alle zu verteilen", fuhr Grozzer fort. „Und das ist nur durch eine massive Drohung zu erreichen, wenn zum Beispiel
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