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1759 - Engelslicht

1759 - Engelslicht

Titel: 1759 - Engelslicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Lisa Nelson nicht vertragen. Sie setzte sich kerzengerade hin.
    In ihren Augen blitzte es. »Wie kannst du so etwas nur sagen!«, fuhr sie Amy an. »Ich will daran nicht denken, dass ihnen etwas passiert sein könnte, ich will darüber auch nicht sprechen, verstehst du?«
    »Schon klar.«
    Lisa redete trotzdem davon. »Denk mal, wie viele Tage später man nach einem Erdbeben unter den Trümmern noch lebende Menschen entdeckt hat. Da muss man einfach Hoffnung haben. Wenn es die nicht mehr gibt, dann gute Nacht.«
    »Ja, ja, da hast du sicher recht. Aber mir kam der Gedanke halt öfter.«
    »Ist ja auch verständlich. Aber ich will es einfach nicht wahrhaben, und ich muss auch immer an unser Kind denken. Es soll nicht ohne seinen Vater aufwachsen.«
    »Kannst du das bestimmen?«
    »Nein.« Lisa schlug mit der Faust auf den Tisch. »Aber ich würde es gerne.« Sie lachte und schluchzte zugleich. »Da ich es nicht kann, bilde ich es mir eben ein, es zu können. So einfach ist das.« Sie lachte wieder und raufte ihr langes braunes Haar, das auf ihre Schultern fiel.
    »Ja, das ist schon richtig. Ich vermisse Toby auch.« Auch Amy Miller bekam feuchte Augen. »Wir haben ja auch heiraten wollen. Im nächsten Jahr wäre es der Fall gewesen. Wir mussten uns nur noch etwas Geld zusammensparen. Ob das jemals eintreten wird, ich weiß es nicht. Ich kann es nicht sagen.«
    »Hast du die Hoffnung denn ganz aufgegeben?«
    Amy ließ sich Zeit mit der Antwort. »Ich glaube nicht, nein, ein wenig Hoffnung besteht immer. Es wäre ja schlimm, wenn es nicht so wäre.« Sie schüttelte den Kopf. »Aber in diesem Fall ist sie sehr gering, ich weiß ja auch nicht, was passiert ist. Man hat die Maschine gefunden. Da war alles in Ordnung. Niemand hatte sich daran zu schaffen gemacht. Ich weiß mir keinen Rat mehr. Und das ist auch bei den offiziellen Stellen so. Man ist überfragt. Es gibt auch keine Leichen, die angeschwemmt worden wären. Es ist alles so furchtbar normal. Und trotzdem sind unsere Männer weg.«
    »Das ist der Punkt, Amy.«
    »Ich weiß nicht, was ich noch machen soll, ich will mich durch die Arbeit ablenken, merke aber, dass ich dabei viele Fehler mache, die ich zwar noch ausbügeln kann, über die ich mich aber sehr ärgere.«
    »Kann ich verstehen. Mir ergeht es nicht anders. Nur habe ich hier im Haus nichts, was mich ablenken kann. Ich bin allein und weiß nicht, was ich unternehmen soll.«
    »Warten.«
    Lisa lachte.
    »Ja, du kannst nichts anderes tun, als nur zu warten. Den Rat gebe ich dir.«
    »Und ich soll auf ein Wunder warten.«
    »Meinetwegen auch das. Aber tu etwas und lenk dich ab. Ich werde mich wohl am Abend vor die Glotze setzen oder Musik hören. So genau weiß ich das noch nicht. Aber ich will nicht an Toby denken. Eine freie Zone, auch eine kleine, brauche ich einfach.«
    »Das hast du gut gesagt.«
    »Ja, und das meine ich auch so«, erklärte Amy Miller, wobei sie auf die Uhr schaute und sagte: »He, für mich wird es Zeit, dass ich mal wieder in meine Bude komme.«
    »Und dann?«
    Amy schaute sie erstaunt an. »Wie und dann?«
    »Was machst du?«
    »Habe ich dir gesagt, ich sehe mir irgendeinen Film an. Ablenkung ist wichtig.«
    »Ja, das stimmt für dich. Ich denke anders darüber. Ich kann nicht in die Glotze schauen. Mir fehlt einfach die Konzentration. Ich kann nicht mehr normal denken. Jedes Mal sehe ich Craig vor mir. Ich habe dann das Gefühl, dass plötzlich die Tür aufgeht, und er reinkommt. Aber...«, sie hob die Schultern, »… du weißt ja selbst, dass es nicht möglich ist.«
    »Klar.« Amy schaute in ihre Tasse, die so gut wie leer war. Dass sie den Tee getrunken hatte, war ihr kaum aufgefallen. »Ich denke mal, dass ich mich jetzt auf den Weg mache.«
    »Ja, tu das. Warte, ich bringe dich noch bis zur Tür.«
    »Danke.«
    Die beiden Frauen umarmten sich noch, dann war Lisa allein, und sie musste sich für einen Moment gegen die Wand lehnen und die Augen schließen.
    ***
    Ich war dem Wettergott dankbar, dass er mir einen solch schönen Wintertag geschenkt hatte. Der blaue Himmel, die klare Luft, so gut wie kein Wind und eine Temperatur, die um die Frostgrenze herum schwankte. Ich hatte mich in meinen Rover geklemmt und fuhr dorthin, wo zwei Männer verschwunden und bis heute nicht wieder aufgetaucht waren. Es waren zwei Piloten, die ihren Hubschrauber gut auf die schmale Halbinsel gelandet hatten, dann aber verschwunden waren wie vom Erdboden verschluckt.
    Es waren Geistwesen gesichtet

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