1760 - Tödliche Lockung
zufrieden, wenn man Hunger bekam.
Wir wollten noch nach Purdy schauen. Bevor das passierte, stellte mir Dr. Simmons noch eine Frage.
»Rechnen Sie denn wirklich damit, dass die Patientin in Gefahr ist?«
»Ich kann es Ihnen nicht sagen, Doktor. Es ist möglich, und Sie wissen, weshalb sie hier liegt.«
»Ja, man wollte sie ermorden.«
»Genau.«
Simmons schaute leicht betreten zu Boden. »Haben Sie denn einen Verdacht, wer diese Frau hat umbringen wollen?«
»Nein, den habe ich nicht.«
»Schade. Dann müssen wir uns also auf alles Mögliche einstellen, oder?«
»Ja, das kann sein.«
Simmons kaute an seiner Unterlippe, wobei er nickte. »Gut, schauen wir mal kurz nach der Patientin.«
Er öffnete die Tür. Es hatte sich im Zimmer nichts verändert. Das Notlicht brannte, die Instrumente arbeiteten. Wir sahen das Bett mit der Patientin darin und blieben daneben stehen.
Purdy lag noch immer auf dem Rücken. Aber es hatte sich etwas verändert. Zwar hielt sie die Augen noch geschlossen, aber ihr Gesicht zeigte sich ein wenig angespannt. Ich sah, dass die Haut zuckte, und dann passierte so etwas wie ein Wunder.
Purdy öffnete die Lippen und sprach den folgenden Satz sehr leise aus.
»Ich sehe Blut, viel Blut. Und es ist mein Blut, glaube ich...«
***
Es war für Blacky ein Schock, diesen Geruch wahrzunehmen. Er wollte auch nicht daran glauben und dachte daran, sich geirrt zu haben. Er wollte den Geruch einfach ignorieren, doch das schaffte er nicht.
Er ließ seinen Kopf da, wo er war. Hielt aber den Atem an und stöhnte leise.
»Na, gefällt es dir?«
»Ja.« Er richtete sich wieder auf, sodass er Carmen anschauen konnte. Und er riss sich zusammen. Mit keiner Geste wollte er zeigen, was ihm aufgefallen war. Nichts von dem Geruch sagen, denn es konnte sich auch um einen Irrtum handeln.
Sie schauten sich an.
Wieder lächelte Carmen. »Es war nur das Vorspiel, mein Freund. Später kannst du mich ganz in Besitz nehmen. Da kannst du mit mir machen, was du willst...«
»Ich weiß.«
Sie lächelte und nickte. Dann strich sie mit den Fingerkuppen durch sein Gesicht. Dieses Streicheln empfand er als wunderbar angenehm. Es ließ ihn den Geruch vergessen, den er auch jetzt nicht mehr wahrnahm. Er sah jetzt wieder ihr Gesicht, in dem die Augen einen so lockenden Blick abgaben, und er spürte, wie er allmählich dahin schmolz.
Sie nickte ihm zu, bevor sie sagte: »Du weißt, dass nicht alles in Ordnung war, Blacky?«
»Ja, das hast du mir schon mal gesagt, ich habe sie nicht töten können.«
»Es war ein Fehler.«
Blacky hob die Schultern. »Ich habe alles getan, was ich konnte. Es scheint wohl nicht gereicht zu haben. Ich bin eben nicht zum Killer geboren.«
»Ah, du solltest dein Licht nicht unter den Scheffel stellen, das steht dir nicht.«
»Was soll ich denn tun?« Seine Stimme hatte einen weinerlichen Klang angenommen.
»Das ist einfach. Du kannst einen neuen Versuch unternehmen. Jeder sollte eine zweite Chance bekommen.«
Blacky hatte den Vorschlag gehört. Er saß da und überlegte. Es dauerte nicht lange, da winkte er ab.
»Nicht?«, fragte sie.
»Ich weiß es nicht.« Er schaute zur Seite. »Es wird nicht mehr so leicht sein, an sie heranzukommen. Sie ist jetzt gewarnt. Sie wird auf sich aufpassen, oder man passt auf sie auf. Das ist zu riskant. Ich hörte, dass sie in einem Krankenhaus liegt, und da könnte ich so leicht nicht hinein. Sie ist ja nicht irgendwer, sondern eine Staatsanwältin, das hast du selbst gesagt.«
»Dazu stehe ich auch noch heute.«
»Eben.«
»Aber denkst du nicht an die Belohnung?« Carmen legte zwei Fingerkuppen unter das Kinn des Mannes und schaffte es so, den Kopf ein wenig anzuheben.
»Welche Belohnung?«
»Da fragst du noch? Das bin ich, mein Guter. Ja, ich bin deine Belohnung. Ich gehöre dann dir. Ich werde zu deiner Sklavin werden, das hast du dir doch gewünscht. Oder täusche ich mich da?«
Blacky merkte, dass er in einer Zwickmühle steckte. Er wusste nicht, wie und was er antworten sollte. Er befand sich irgendwie in einer Falle, aus der er schlecht wieder hinaus kam.
Den Geruch hatte er ebenfalls vergessen. Er sah die Person jetzt wieder nur als Frau mit allen Vorzügen. Noch nie hatte er sie unbekleidet gesehen, und der Wunsch, sie nackt neben sich liegen zu haben, war noch immer wahnsinnig stark, dass er alles andere überlagerte, und so spürte er, dass sein Widerstand allmählich dahinschwand. Er schaute in das wilde Gesicht, das auch so
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