1761 - Blutschwert aus der Hölle
besser.« Sie schüttelte den Kopf. »Ausgerechnet Tanner, der sonst in seiner Bude hockt.«
»Er musste mal raus. Und jetzt wird es ihm auch besser gehen.«
»Fragt sich nur wie lange noch!«
Ich starrte Glenda an, die mit einer Pobacke auf meiner Schreibtischkante saß. »Wie meinst du das denn?«
»Das ist ganz einfach. Du glaubst doch nicht, dass die andere Seite Ruhe gibt. Wer so ein Schwert besitzt, der will es auch einsetzen wollen, verstehst ihr?«
»Klar.«
»Und deshalb solltet ihr hier nicht ruhig herumsitzen. Dieser Engel wird zuschlagen, das sage ich euch. Er kennt kein Pardon. Er muss etwas tun. Das Schwert ist seine Waffe, er selbst ist eine Waffe, was die Conollys in der Kirche erlebt haben. Und er wird nicht aufgeben. Das kann ich euch flüstern.«
»Danke für den Ratschlag. Aber das wissen wir alles. Das ist uns bekannt, und wir setzen darauf, dass dieser Engel auch erscheint.«
»Bei euch?«
Sie hatte die beiden Worte als Frage gestellt, was mir nicht wirklich gefiel.
»Was meinst du damit?«
»Ganz einfach. Ich glaube nicht, dass der Engel oder auch sein Helfer Higgins sich an euch heranwagen. Er wird möglicherweise bemerkt haben, womit du dich verteidigt hast...«
»Ich brauchte mein Kreuz nicht.«
»Gut. Aber ich kann mir vorstellen, dass der Engel etwas spürte. Und er wird den Weg des geringsten Widerstands gehen wollen.«
»Dann lässt er uns in Ruhe?«
»Genau. Dafür wird er sich um andere Personen kümmern. Um die Familie Conolly. Die haben ja ihre Erfahrungen mit ihm sammeln können. Fast wären sie zu seinem Opfer geworden, und ich kann mir vorstellen, dass er das nachholen will.«
Suko und ich schauten uns an. Dann blickten wir auf Glenda. Als hätten wir uns abgesprochen, standen wir auf.
»Wohin denn, ihr Helden?«
»Rate mal.«
»Dann bestellt den Conollys schön Grüße. Aber denkt daran, dass auch Engel höllisch gefährlich sein können.«
»Ja, das machen wir«, sagte ich, und meine Stimme klang alles andere als fröhlich...
***
Bill und Johnny waren wieder zu Hause und von keiner Frauenstimme empfangen worden. Sheila war noch unterwegs, und es würde auch noch dauern, das hatte sie auf den Anrufbeantworter gesprochen, den Bill kurz abhörte.
Sie würde noch mit zwei Bekannten essen gehen.
»So ist das nun mal«, sagte Bill und wandte sich an seinen Sohn. »Wie sieht es mit dir aus? Hast du Hunger?«
Johnny winkte ab. »Nein, habe ich nicht, außerdem will ich nichts vom Pizza-Service. Ich weiß, dass im Kühlschrank noch kaltes Hähnchenfilet steht, das darauf wartet, gegessen zu werden.«
»Hört sich nicht schlecht an.«
»Und Tomatensalat gibt es auch noch.«
»Dann können wir ja beide satt werden.«
»Das meine ich auch.« Johnny schaute auf die Uhr. »Wann?«
»Lass uns noch ein Stündchen warten.«
»Ist okay, Dad. Ich bin in meinem Zimmer.«
»Gut. Und gib acht.«
»Das mache ich doch immer.«
Auf dem Weg zu seinem Zimmer überlegte Johnny, wie er die Zeit totschlagen sollte. Noch einen Blick in die Bücher werfen oder Musik hören, das wäre am besten. Aus dem Kühlschrank nahm er sich noch eine Flasche Wasser mit und zog sich zurück.
Das Bett war einer seiner Lieblingsplätze. Wie viele junge Leute lag auch er manchmal nur da, um Musik zu hören. An diesem Tag ignorierte er es. Dafür setzte er sich hinter seinen Schreibtisch und schaute auf das Fenster, das etwas schräg vor ihm lag. Er stellte die Lampe auf dem Schreibtisch in die richtige Position, schaltete sie ein und schaute durch die Scheibe in den Garten, von dem nicht viel zu sehen war. Die Dämmerung hatte sich wie ein Schutzfilm über das Gelände gelegt. Drei Lichter waren auch zu sehen. Dreieckige Lampen, die seine Mutter in Bäume gehängt hatte.
Und dann war da der Schatten!
Von links nach rechts huschte er durch die Lichtstrahlen, die sich zu einem zusammengefunden hatten, der schräg gegen den Boden fiel.
Johnny hatte nicht erkennen können, wer oder was da durch das Licht gehuscht war. Möglicherweise war es auch eine Täuschung gewesen, weil sich in der Höhe ein Strauch bewegt hatte, dessen Arme in das Licht geraten waren.
Wahrscheinlich nichts.
Wahrscheinlich machte Johnny sich selbst was vor. Misstrauisch blieb er dennoch.
Und es passierte auch. Er hatte nicht gesehen, dass sich die Tür öffnete. Er spürte nur den Durchzug, der über seinen Nacken huschte. Noch immer schaute er nach vorn. Da war nichts zu entdecken. Deshalb drehte er sich um.
Im
Weitere Kostenlose Bücher