1764 - Die Killerin
den Weg gehen und dich mitnehmen.«
»Wohin?«
»Wir sind bereits da.«
Jane runzelte die Stirn. So richtig kam sie mit der Antwort nicht zurecht. »Wäre es schlimm, wenn du es mir genauer erklären würdest?«
»Nein, ganz und gar nicht. Du sollst ja dabei sein und sehen, wie ich in seinem Sinn arbeite.«
Das hörte sich nicht gut an, aber Jane tat nichts und ließ die Person reden. Sie erfuhr, dass sie und Olga nun ein Team bildeten und ihren Weg gemeinsam gingen. Der Teufel hatte das Band zwischen ihnen gefestigt.
»Was bedeutet das im Einzelnen?«
Die Killerin senkte die Stimme. »Das Gebäude, vor dem wir stehen, ist ein Kindergarten. Der interessiert uns aber nicht. Wir werden durch ihn hindurchgehen, bis wir in das nächste Gebäude kommen, das sich direkt anschließt. Es ist eine Schule.«
Jane Collins sagte nichts darauf. Sie bekam allerdings mit, dass sich in ihrem Innern etwas veränderte. Da stieg etwas hoch, und sie konnte es nicht lenken. Es rötete ihre Wangen.
»Was hast du?«
Jane schüttelte den Kopf. »Nichts.«
Die Killerin wartete einige Sekunden, bis sie weitersprach. »Ich hoffe, du erinnerst dich immer daran, wo du bist und an wessen Seite du dich aufhältst.«
»Ja, ja, schon gut.«
»Schön, dann sage ich dir, dass wir die Schule gemeinsam betreten werden.«
»Oh – eine leere Schule? Was willst du da?«
»Leer wird sie nicht sein. Es gibt immer wieder Gruppen, die sich am Mittag treffen. Und das wird auch heute so sein. Wir werden dann eine dieser Gruppen aufsuchen, und ich werde meinem Namen alle Ehre machen, denn es ist mal wieder an der Zeit, dass ich Zeichen setzen muss.«
Jane Collins hatte jedes Wort verstanden, aber keine Antwort gegeben und hatte sich auch nichts anmerken lassen. Aber sie wusste genau, was die letzten Worte der Killerin bedeuteten.
Ein großes Blutvergießen...
***
Oft erlebten wir Situationen, da gab es für uns keinen Parkplatz. An diesem Tag hatten wir erneut das Vergnügen, in der Nähe unseres Ziels keinen Parkplatz zu finden, und so stellten wir den Rover so auf einem Gehsteig ab, dass er nur die Hälfte davon in Beschlag nahm.
Da wir nicht wollten, dass der Rover abgeschleppt wurde, stellten wir das Blaulicht gut sichtbar auf den Fahrersitz. So konnten wir parken.
Wer auf den Hyde Park schauen wollte, der musste schon hoch wohnen. Das Haus fanden wir, der Eingang lag an der Seite. Wir blieben vor der Glastür stehen und ließen unsere Blicke an der Fassade hoch gleiten. Fünf Stockwerke zählten wir, und darüber befand sich noch ein Penthouse. Die Beschreibung stimmte schon mal.
Ich nickte Suko zu. Jetzt brauchten wir nur noch ins Haus. Es gab die Tafel mit den Namen der Mieter und die Klingelknöpfe, aber es gab auch einen, der versetzt stand.
Ihn wollten wir drücken. Es war nicht mehr nötig, denn ein hoch gewachsener Mann zog vor uns die Haustür auf. Er trug einen grauen Kittel. Haare hatte der Mann nicht mehr, es sei denn, man zählte seine Augenbrauen dazu.
Er schaute mich an, dann Suko und setzte zu einer Rede an. Wir kamen ihm zuvor. »Scotland Yard«, sagte ich.
»Hä?«
Unsere Ausweise hatten wir schnell parat. Er schaute sie sich an, dann nickte er.
»Schon gut, was wollen Sie?«
»Rein.«
»Und zu wem?«
»Wer bewohnt das Penthouse?«
»Eine Frau.«
»Aha...«
Den Nachnamen sagte er. »Olga Jaschin.«
»Genau die suchen wir.«
»Sie ist nicht da.«
»Das wissen Sie genau?«, fragte Suko.
»Sonst hätte ich es nicht gesagt.«
»Wir müssen trotzdem hinein.«
Der Hausmeister überlegte. Schließlich hatte er sich entschlossen und erklärte uns, dass er mitgehen wollte.
Dagegen konnten wir nichts haben. Am Kittel steckte auch ein Namensschild. Der Mann hieß Oscar Pury.
Das Haus war picobello. Im Flur gab es keinen Dreck, nicht mal Staub. Wer hier wohnte, der hatte Geld. Das musste erst mal verdient werden, und ich fragte mich, wer diese Killerin wohl bezahlte. Nur ihre Auftraggeber, oder war sie bei einem vielleicht fest angestellt? Möglich war alles.
Wir gingen auf eine der beiden Lifttüren zu. Der Hausmeister hielt den Blick gesenkt, als wollte er die Sauberkeit unserer Schuhe kontrollieren.
Wir mussten warten, bis uns die Kabine erreicht hatte und wir sie betreten konnten. Auch in diesem Käfig war alles sauber. Als ich das ansprach, nickte der Hausmeister und strahlte über das ganze Gesicht.
»Ja, das ist mein Hobby, ich mag es gern sauber, und das soll sich auch auf meine Umgebung übertragen.
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