1773 - Entscheidung auf Borrengold
Angriffs zu oft gehört.
Ihr Glaube an die Macht und die Unfehlbarkeit der Maschtaren war ins Wanken geraten. Warum hatten sie sich ins Oktodrom zurückgezogen? Wirklich nur, um die Verteidigung Borrengolds zu organisieren? Als Gesandte und Sprachrohr des göttlichen Gomasch Endredde wäre es ihre Aufgabe gewesen, dem Volk beizustehen. Statt dessen meldeten sie sich in unregelmäßigen Abständen über Lautsprecher mit Parolen, die leicht als solche zu durchschauen waren. Zumindest für Ranis scharfen Verstand. Andere mochten sich davon einlullen lassen, sogar einige der Fürsten waren dumm genug.
Die Erschütterungen ebbten nicht ab, selbst die Luft schien zu vibrieren. Rani rang nach Atem, sog die merklich wärmer gewordene Luft gierig in sich hinein. Die eigene Hilflosigkeit machte ihr zu schaffen, sie fühlte sich eingesperrt, betrogen um die Chance, das Leben in die eigene Hand zu nehmen. Kein Wunder, daß eine solche Situation ketzerische Gedanken gebar.
Ein Stakkato von Explosionen fegte über die Parklandschaft hinweg, in einem der gegenüberliegenden Bereiche herrschte plötzlich Finsternis. Dort glühte tatsächlich die Decke.
Flüssiges Metall zerstob in einem funkelnden Regen. Vergeblich rannten Höflinge und Diener auseinander, sie behinderten sich gegenseitig. Nur wenige Augenblicke vergingen, in denen Rani von Buragar der Atem stockte, dann wälzten sich einige Hamamesch schreiend am Boden.
Der Glutregen hatte aufgehört, doch flackerte durch einen Riß in der Decke das Geschützfeuer der Angreifer. Rings um einen der acht mächtigen Türme, die wie von Geisterhand geführt aus dem Boden gewachsen waren, war die Deckenkonstruktion zerschmolzen. Und der Turm selbst schien in der Höhe nachzuglühen.
„Wir haben alles unter Kontrolle", behaupteten die Lautsprecher.
Lüge! Rani von Buragar verbiß sich einen Aufschrei. Entschlossen, die Wahrheit herauszufinden, und wenn es das letzte war, das sie in ihrem Leben tat, hastete sie los. Ihre sydorrischen Berater hatten sie selten so erregt gesehen.
Rani dachte an Razano Omre, ihren Gemahl. Er war ein tüchtiger Kaufmann, aber würde er wirklich die Chance nutzen können, Buragar die benachbarten Oktanten einzuverleiben, falls deren Fürsten im Feuer der Galaktiker ums Leben kamen? Oder Itta und Seriffi, ihre Töchter, die mit keinem sehr attraktiven Duft ausgestattet waren und nur ihrer Erbansprüche wegen von den Männern umworben wurden? Immerhin war Buragar der wohlhabendste aller Oktanten.
Rani zerbiß eine Verwünschung zwischen den Lippen. Wäre sie jetzt Fürst Jeschdean von Jondoron begegnet, sie hätte genau das mit ihm gemacht, was Karon von Omgenoch widerfahren war, so ungeheuerlich das auch sein mochte. Jeschdean hatte die Galaktiker nach Hirdobaan geholt - er war schuld daran, daß alte Werte und gewachsene Strukturen nicht mehr galten.
„Wohin willst du?"
Die Fürstin schreckte aus ihren Überlegungen auf. Maschtar Grirro stand vor ihr. Ahnte er ihre Gedanken? Seine Miene wirkte jedenfalls wie versteinert.
Für einen flüchtigen Moment spürte Rani Unsicherheit. Erschrocken preßte sie die Lippen aufeinander. Aber was war falsch an ihrem Wunsch nach Information?
„Ich will wissen, was wirklich geschieht!" sprudelte sie hervor. „Und ich glaube nicht, daß das zuviel verlangt ist."
Grirros Finger lagen auf der Gürtelschnalle des Maschthoms. Die flüchtige Berührung eines der Sensorfelder genügte, die Fürstin in Gedankenschnelle sterben zu lassen. Die drei Roboter des Maschtaren versperrten ihr den Rückweg; Rani erkannte es, ohne den Kopf wenden zu müssen.
„Hast du die Informationen nicht gehört?"
„Zwischen hören und glauben besteht ein Unterschied", versetzte sie wenig ehrfürchtig. „Ich will erfahren, was verschwiegen wurde. Mögen die anderen in ihrer Dummheit die Ungereimtheiten übersehen; ich frage mich, warum die Galaktiker uns ungestraft angreifen können. Was ist mit unseren Schiffen? Ich verlange, daß eine Funkverbindung zu meiner AGGOSH geschaltet wird."
Rani von Buragar zuckte zusammen, als Grirro die Finger bewegte. Doch er berührte keines der Sensorfelder.
„Deine AGGOSH", stieß er verächtlich hervor, „wird ebensowenig über Staama erscheinen wie eines der anderen Schiffe. Es gibt keine Unterstützung für uns, Rani von Buragar, wir müssen uns selbst helfen."
„Meine Besatzung läßt mich nicht im Stich", begehrte sie auf.
Der Maschtar vollführte eine ärgerliche Geste.
„Wir haben
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