1773 - Entscheidung auf Borrengold
Messungen hier 35 Grad und mehr.
In Panik flohen die letzten Nicht-Hamamesch aus den vorgelagerten bunkerartigen Gebäuden.
Große Prallfeldgleiter stoben in wilder Fahrt davon.
„Laßt sie passieren!" ordnete Tifflor an. Ihn interessierten nur die Handelsfürsten und die Maschtaren.
1800 Meter durchmaß das Oktogon. Die Flugpanzer landeten in geringer Distanz.
„Niemand kommt rein und raus ohne unsere Zustimmung. Widerstand wird vorrangig mit Lähmwaffen niedergekämpft."
6.
Der Verfolger war hartnäckig. Deliga zog Vergleiche zu den Wracksaugern von Riau, die oft tagelang einem auserwählten Opfer folgten und zuschlugen, sobald niemand mehr damit rechnete.
Selbst im vermeintlich sicheren Schutz der Häfen waren diese Bestien inzwischen aufgetaucht.
Das Gebirge schien endlich zum Greifen nahe. Es war eine schroffe, endlos anmutende Schneeund Eiswüste, faszinierend und tödlich zugleich. Schlanke Felsnadeln ragten 5000 Meter und höher auf, zwischen ihnen erstreckten sich tiefe Einschnitte, Täler, deren Ausdehnung nur als Folge gewaltiger tektonischer Beben erklärt werden konnte.
Die gletscherbedeckten Berghänge lagen im flackernden Widerstreit von Licht und Schatten.
Höchstens dreißig Kilometer voraus war eine Geschützstation in den Ausläufern des Massivs verborgen.
Deliga wußte nicht, ob Hamamesch das Geschütz bedienten oder die Anlage robotgesteuert war, sie hatte auch nicht vor, dort Zuflucht zu suchen, aber die heftigen energetischen Emissionen konnten ihr helfen, endlich den Ortungen des Verfolgers zu entkommen.
Die Sydorrierin kannte sich selbst nicht mehr. Gefühle wie Wut und Haß waren ihr früher fremd gewesen; erst in Karon von Omgenochs Diensten. hatte sie sich verändert. Während andere Fürsten ihre Sydor-Sklaven ehrfürchtig behandelten und als scharfsinnige Ratgeber verehrten, hatte Karon von Anfang an kein Hehl aus seiner unterschwelligen Ablehnung gemacht.
„Laß mich in Frieden sterben", keuchte Deliga.
Ein heftiges Zittern durchlief ihren grazilen Leib, der Kopf mit der weit vorspringenden stabförmigen Mundpartie sackte vornüber, doch der Warnton des Autopiloten schreckte sie auf.
Mit Höchstgeschwindigkeit raste der Gleiter einer senkrecht aufragenden Felswand entgegen.
Flüchtig spielte Deliga mit dem Gedanken, die Augen zu schließen und auf das Ende zu warten.
Was spielte es für eine Rolle, daß ein solcher Tod einer Sydorrierin unwürdig war? Und daß Fürst Karon und Kanzlerin Zirrin letztlich doch über sie triumphiert hatten?
Sollte das jetzt wirklich alles gewesen sein? Selbstzweifel als Erfolg ihres Lebens?
Jäh griff Deliga nach der Steuerung. Die Felswand glitt seitlich weg, vor ihr öffnete sich ein weitläufiges Tal. Wasser sprudelte in schäumenden Kaskaden über eisbedeckte Grate und Vorsprünge. Jahrhundertealter Schnee hatte zu schmelzen begonnen.
Ein Blick auf die Temperaturanzeige verriet der Sydorrierin, daß außerhalb des Gleiters ungewöhnliche zehn Grad plus herrschten. Vermutlich würde die Wärme unter dem Schirmfeld noch weiter ansteigen.
Ohne die Geschwindigkeit wesentlich zu verringern, raste Deliga tiefer in die Bergwelt hinein, durch eine Traumwelt tief grüner Gletscher. Filigrane Vorhänge aus Eis, in denen sich das Flackern des Schutzschirms über Staama in unzähligen Facetten spiegelte, wechselten ab mit kahlen Felsen und Nestern riesiger Kristalle.
Die Entfernungen schrumpften, Deliga war gezwungen, die Geschwindigkeit weiter zu verringern. Aber auch ihr Verfolger mußte sich anpassen. Aus der Ortung hatte sie den Maschtar inzwischen verloren.
Sie flog jetzt in südwestlicher Richtung. Der mächtige Geschützturm lag inzwischen hinter ihr, er spie nicht mehr Tod und Verderben.
Eine im Zenit aufflammende zweite Sonne überschüttete das Gebirge mit grellweißem Licht.
Zwei Rou hatte die Erscheinung Bestand, bevor sie in sich zusammenfiel und flackernd erlosch.
Deliga war klar, daß außerhalb der Atmosphäre ein Raumschiff verglüht war.
Hatten die Galaktiker den Kampf um Borrengold und das Oktodrom für sich entschieden?
Vergeblich fragte die Sydorrierin sich, was die Fremden wirklich nach Hirdobaan geführt hatte. Ihre Suche nach Imprint-Waren konnte nur ein Vorwand gewesen sein.
Ein anschwellendes Donnern ließ sie aufmerken. Im ersten Moment glaubte sie an ein Raumschiff dicht über dem Gebirge, aber dann prasselten Schnee und Eis auf den Gletscher herab.
Die angestiegenen Temperaturen lösten
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