1782 - Der Feuer-Vampir
von Verbrennen gesagt worden, und damit hatte der Anrufer bewiesen, dass er Bescheid wusste, denn auch in dem Fall, in dem Karina ermittelte, ging es um Verbrennung. Um Feuer, das einen Menschen zerstört hatte.
Wo war es hergekommen?
Wladimir wusste es nicht. Aber aus dem Nichts bestimmt nicht. Es musste einen Grund geben und den wollte er herausfinden. Wladimir dachte nicht daran, sich aus dem Spiel herauszuhalten. Er würde sich einbringen, immer und immer wieder, das stand fest. Er bezeichnete sich oft als Krüppel, aber er dachte in Wirklichkeit anders.
Der Blick über die Brüstung hinweg in den Park war der gleiche geblieben, und doch kam er Wladimir jetzt anders vor. Viel düsterer als sonst.
Daran hatte nicht nur die Wolke die Schuld, die die Sonne bedeckte, sondern seine eigenen Gedanken. Was er bisher erlebt hatte, war nichts weiter als eine Warnung gewesen. Er wollte sie nicht für sich behalten und musste sie weitergeben. Deshalb telefonierte er jetzt und rief seine Partnerin Karina Grischin an...
***
Karina hatte das Gespräch angenommen und telefonierte mit Wladimir, ihrem Partner. Sie sprachen beide Russisch und das so schnell, dass ich kein Wort verstand, obwohl ich auch ein paar Brocken sprach.
Ich konnte ihr Gesicht gut beobachten und musste feststellen, dass es ein ernstes Gespräch zwischen den beiden war. Karina nickte einige Male zwischendurch, gab auch kurze Kommentare ab und fluchte, was ich ebenfalls hörte. Da musste etwas passiert sein.
Und ich hatte recht. Als Karina das Gespräch beendet hatte, war sie leicht erbleicht. Als sie tief durchatmete, hörte ich ein leises Pfeifen, dann zogen sich ihre Augen zusammen. Der nachdenkliche Ausdruck blieb auf ihrem Gesicht.
»Was war los?«
Sie lachte leise auf. »Das ist ganz einfach erzählt. Die andere Seite hat Wladimir angerufen und ihm aufgetragen, uns klarzumachen, dass wir uns aus dem Fall heraushalten sollen.«
»Ach? Wir?«
»So ist es.«
»Dann weiß die Gegenseite also, dass ich mit im Spiel bin?«
»Ja, sie ist immer gut informiert.«
»Das stimmt.« Von einer Pause konnte nicht mehr die Rede sein. Ein normales Nachdenken würde es auch nicht mehr geben. Hier stand alles plötzlich Kopf auf Spitze.
»Wer ihn angerufen hat, konnte er nicht sagen – oder?«
»So ist es, John.«
Ich schüttelte den Kopf. »Wir scheinen sie nervös gemacht zu haben. Sie wollen niemand auf ihren Fersen wissen, das haben sie schon mit den Morden bewiesen. Egal, was wir tun, Karina, sie werden es immer merken.«
»Das denke ich auch.«
»Dann können wir also weitermachen.«
»Schön. Und wie?«
Sie setzte sich auf die Schreibtischkante. »Es muss etwas mit Verbrennen zu tun haben. Mit Feuer, verstehst du?«
»Klar. Und mit einem Totenschädel, der mal zu einem Vampir gehörte. Siehst du da eine Verbindung?«
»Nur schwer.«
»Ich auch nicht.«
Beide schauten wir uns an, und beide waren wir ziemlich daneben. Die andere Seite hatte etwas vor. Zum Beispiel einen großen Plan umsetzen. Dabei wollte sie keine Störung haben, war ja verständlich. Aber wobei wollte sie nicht gestört werden? Waren wir denn schon so dicht an sie herangekommen, ohne es selbst zu merken?
»Er hat gebrannt«, sagte ich leise.
»Ja. Er hat gebrannt. Mein Informant. Aber ich stelle mir die Frage, wer ihn angezündet hat.«
»Die Bande.«
»Du meinst mehrere Männer, John?«
»So ähnlich.«
Sie schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht so recht, ob ich da zustimmen kann.«
»Warum nicht?«
»Das kommt mir irgendwie zu leicht vor.«
»Und was ist deine Meinung?«
»Wenn ich die klar sagen könnte. Ich weiß es eben nicht, so leid es mir tut. Wir haben etwas übersehen, und ich weiß auch, was es genau ist.«
»Du denkst an den Schädel.«
»Ja, er, genau er!« Karina klatschte in die Hände. »Er muss eine besondere Rolle spielen. Aber darüber hat man Wladimir kein Wort gesagt.«
»Er soll ja nur als Druckmittel benutzt werden. Erinnere dich daran, als wir Rasputin jagten, da haben sie ihn sogar aus der Reha geholt.«
»Richtig, jetzt erinnere ich mich, und wenn wir hier weitermachen, werden sie ihn umbringen. Kann es darauf hinauslaufen?«
»Ja, möglicherweise.« Ich stand auf. »Es kann alles Mögliche passieren, und jetzt denke ich darüber nach, wie wir weitermachen sollen.«
»Das ist das Problem, John.«
Es war vertrackt. Wir mussten darauf warten, dass sich bei der Gegenseite etwas tat. Wenn es sich bei ihr tatsächlich um die Erben
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