1782 - Der Feuer-Vampir
Blutzähne waren nicht zerschlagen worden.
Tote hatte es auch gegeben. Aber keine, die durch einen Biss in einen Vampir verwandelt worden wären. Ein Mensch war verbrannt worden und den zweiten hatte eine Explosion zerrissen.
Der erste hatte Kontakt mit Karina aufgenommen. Er war ein Vertrauter von ihr, ein Spitzel, jemand, der für sie arbeitete und Informationen verkaufte.
Der zweite war so etwas wie sein Freund gewesen. Jedenfalls hatten die beiden Männer zusammengelebt.
Karina war dem Ratschlag ihres Freundes Wladimir zuvorgekommen, hatte mich alarmiert, und ich war gern in die Maschine gestiegen.
Es war immer wieder eine Augenweide, Karina Grischin zu sehen. Sie sah nicht nur gut aus, sie war auch sehr tough, und das musste sie in ihrem Job auch sein.
Offiziell arbeitete sie für den Geheimdienst, wie auch ihr Partner Wladimir Golenkow, aber eigentlich hatte sie sich einen anderen Job ausgesucht. Was ich in London war, das war sie in Russland. Sie wurde immer dann eingesetzt, wenn es Fälle gab, die so leicht nicht zu erklären waren. Da mischte sie mit, und so war es auch bei diesem neuen Fall. Hinzu kam, dass es in diesem Land eine Organisation gab, die die Macht an sich reißen wollte. Das waren die Erben Rasputins mit einer gefährlichen Frau an der Spitze, die Chandra hieß und kugelfest war. Ihr verdankte auch Wladimir Golenkow sein Schicksal.
Ob hinter dem neuen Fall wirklich die Erben Rasputins steckten, wusste ich nicht. Wahrscheinlich auch Karina nicht, denn wäre es anders gewesen, hätte sie es mir bestimmt gesagt.
Die Maschine setzte sanft auf. In meiner Reihe klatschten zwei Kinder, andere Passagiere atmeten durch und dachten wohl an das, was vor ihnen lag.
Neben mir hatte eine korpulente Frau gesessen, die Halbrussin war und jetzt von Moskau aus weiter nach Sibirien reisen wollte, um dort irgendwelchen Geschäften nachzugehen. Welche das genau waren, hatte sie mir verschwiegen. Ich war zudem froh, dass ich ihre Nähe loswurde, denn ihr Parfüm war schon unangenehm.
Die Frau verließ noch vor mir die Maschine. Ich bereitete mich innerlich auf Karina Grischin vor und hoffte, dass ich hier in Moskau keine Hitzewelle erlebte.
Das war nicht der Fall. Die Hitze hatte sich den amerikanischen Kontinent ausgesucht, hier in Moskau war das Wetter recht angenehm.
Ebenso angenehm war auch die Begrüßung durch Karina Grischin. Sie fiel mir um den Hals, ich bekam mehrere Küsse und merkte, wie froh sie war, meine Unterstützung bekommen zu haben.
Unser Ritual wurde auch jetzt nicht vergessen. Wir gingen einen Kaffee trinken und nahmen dabei auf schmalen Hockern Platz.
»Und? Was macht London?«
»Es steht noch.«
»Und das Team auch.«
»Kann man so sagen.«
»Super.«
Ich holte den Löffel aus der Tasse und stieß Karina an. Meine Stimme erhielt einen ernsten Klang, als ich fragte: »Was ist denn mit Wladimir?«
Karina verzog das Gesicht. »Er hofft.«
»Das hört sich nicht gut an.«
»Ist es auch nicht, aber er macht minimale Fortschritte, was das Gehen angeht. Er ist allerdings noch immer auf seine Gehhilfen angewiesen. Und das wird wohl auch noch für lange Zeit so bleiben, wenn nicht für immer.«
»Weiß er das?«
Sie schüttelte den Kopf. »Er hofft noch. Ich denke aber, dass er tief in seinem Innern schon Bescheid weiß. Er sagt es nur nicht. Und er lässt sich immer wieder in sein Büro, an seinen alten Arbeitsplatz schaffen. Das ist für ihn sehr wichtig. Kann ich auch verstehen. In den Einsatz kann er nicht, deshalb kümmert er sich um den Bürokram. Für ihn ist das frustrierend. Er hat auch das Gefühl, von den Kollegen geschnitten zu werden...«
»Wie merkt er das?«
Karina senkte den Blick. »Sagen wir mal so, er ist nicht mehr wie früher.«
»Hat er Depressionen?«
»Bisher noch nicht. Mir ist zumindest nichts aufgefallen.« Sie strich ihr braunes Haar zurück. »Aber ausschließen kann man nichts.«
Ich leerte meine Tasse. Es war nicht gut, was mein alter Freund Wladimir da durchmachen musste. Irgendwann würde es auch ihm zu viel sein, da musste er sich dann mit seinem Schicksal abfinden, wobei ich hoffte, dass es noch lange dauern würde. Wenn Zeit blieb, wollte ich ihm einen Besuch abstatten.
»Und wie geht es weiter?«, wollte ich wissen.
»Wir fahren in mein Büro.«
»Okay, und dann?«
»Schaust du dir bitte die Tatortfotos an.«
»Mache ich. Einer der beiden Toten ist verbrannt?«
»Ja, mein Informant Otto.«
»Ach? So hieß er?«
»Genau. Sein
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